Counting People vs. Petending To Count


Ihr Lieben,

heute möchte ich euch in meine ganz persönliche Weisheit der Woche einweihen! 😀

Kennt ihr das? Ihr performt einen Song und macht euch Gedanken über die Person, die diesen Song singt…warum sie ihn singt…wo sie ist während sie denn Song singt…zu wem sie den Song singt…welche Gefühle sie dabei hat…wann und wo sich diese im Laufe des Songs ändern…etc.

Das ist sicherlich immer die allererste Aufgabe, wenn man mit der Arbeit an einem neuen Song beginnt. Und wenn man sich das dann alles umfangreich überlegt hat und die Noten kunterbunt beschriftet sind, probiert man all das neu gewonnene Wissen nun in die Performance einzubringen.
Das führt das meist dazu, dass man komplett in seinem Kopf ist und irgendwie keine Verbindung zu seinem Körper, geschweigedenn zur Stimme schaffen kann.
Es laufen dann irgendwie verschiedene Tracks gleichzeitig ab…man singt, man denkt im Kopf die Geschichte durch und macht vllt sogar noch ein paar nichtssagende Gesten mit den Händen, um nicht komplett steif dazustehen.

Dann ist man meist total unzufrieden und fragt sich woran das liegt. Man war eigentlich sooo gut vorbereitet und man weiß sooo viel und doch spiegelt sich dies in der Performance wenn überhaupt nur sehr bedingt wieder.

Heute hatte ich beispielsweise eine solche Situation.
Ich habe in meinem Repertoireunterricht mit meiner Dozentin an einem Song gearbeitet in dem ich an einer Stelle über ein „Bett“ singe, dass ich mir im Raum bildlich vorstelle.
Als ich also zu der Stelle kam, habe ich meine Fokus auf das Bett gerichtet, dass ich mir links vor mir vorgestellt habe. Dabei dachte ich: „Okay, hier ist ein Bett!“
Als Feedback bekam ich: „Ja, ich habe kapiert, dass dort ein Bett sein soll, aber ich habe es nicht gesehen! Welche Farbe hat es?“ – Darüber hatte ich natürlich noch nicht nachgedacht, aber mir wurde schließlich einiges klar…

In meiner ersten Stunde mit dieser Dozentin am Anfang dieses Semesters holte sie mich gleich zu beginn ans Fenster und sagte: „Schau aus dem Fenster. Du bekommst 60 Sekunden Zeit und nach diesen 60 Sekunden wirst du mir sagen wie viele Menschen du draußen gezählt hast.“ – Ich habe sie daraufhin kurz irritiert angeschaut, aber dann direkt angefangen zu zählen. Nach 60 Sekunden fragte sie mich nach der Zahl und ich sagte ihr mein Ergebnis.

Darauf fragte sie nur: „Hast du WIRKLICH gezählt? Oder hat du aus dem Fenster gesehen und eigentlich nur so getan als würdest du zählen, weil es sowieso kein „richtiges“, bzw. „nachprüfbares“ Ergebnis geben kann?“
Obwohl ich natürlich keine Ahnung hatte, wohin mich dies führen sollte, hatte ich mich damals einfach darauf eingelassen und die Menschen wirklich gezählt.

Und daraufhin meinte die Dozentin, genau das sei der Unterschied, den man in einer Performance sehen könnte.
Man sieht, ob ein Darsteller (im übertragenen Sinne) die Menschen wirklich zählt, oder nur so tut, bzw. „spielt“ er würde sie zählen.

Und damit kommen wir auch wieder zurück zu dem „Bett“, dass ich mir heute in meinem Song vorgestellt habe. Denn ich habe gespielt ich würde ein Bett sehen, anstatt es wirklich vor mir zu sehen. Es hätte jede Art von Bett sein können…ich hatte mich nicht festgelegt welche Farbe es hat, aus welchem Material es ist, ob jemand darin liegt, oder ob es leer ist, etc.
Und so konnte der Zuschauer all diese Dinge auch nicht klar erkennen.

Je genauer man Dinge nämlich mit all ihren Details vor seinem inneren Auge sieht, desto deutlicher werden sie auch für den Zuschauer vor dessem innerem Auge sichtbar.

Ich werde nun also den restlichen Abend damit verbringen meine Vorarbeit an dem Song zu vertiefen und den Raum in dem ich bin bis ins kleinste Detail gestalten.
Denn so schafft man sich schließlich wirklich Anhaltspunkte, die körperliche, und/oder stimmliche Reaktionen hervorrufen, da sie nicht unkonkrete Gedanken, sondern im Optimalfall „Trigger“ für bestimmte Emotionen sind.

Dabei ist es zudem wichtig an die Geschichte absolut zu glauben und klare Entscheidungen zu treffen was die Person wann sieht, woran sie wann denkt, etc.
Denn sobald man selbst verloren ist, ist es das Publikum auch…

Und deshalb werde ich mir darüber nun noch ein paar Gedanken machen und wünsche euch eine schöne 2. Wochenhälfte, meine Lieben,

alles Liebe,
eure Luisa

Kommentare in diesem Blog werden nicht öffentlich angezeigt, sondern nur von den Schülern selbst empfangen, gelesen und bei Fragen auch beantwortet.

Kommentar schreiben

Du musst eingeloggt sein , um einen Kommentar zu schreiben.