Eine Flasche erzählt…


Elfriede

Hallo. Ich bin Elfriede. Ich bin drei Wochen alt und wohne in Lisas Spint. Bevor Lisa mein Frauchen wurde, war mein Leben extrem langweilig. Ich stand mit meinen Geschwistern- aufgestapelt in Reih und Glied – bei Aldi und wartete darauf, dass sich jemand erbarmt, mich zu kaufen. Tag für Tag stand ich da und versuchte telepatisch die Kunden zu beeinflussen. „Es juckt in deinem Hals! Er ist ganz trocken. Du hast gaaaaaanz großen Durst! Kauf mich! Mit mir kannst du ihn löschen!“

Doch es war immer das gleiche. „Ja, ja, streck deine Hand aus! Ja, ja, gleich hast du mich! Aber was machst du da? Du wirst mich verfehlen! Nein, nicht die Cola! Weißt du eigentlich wie viel Zucker die hat?“

Ich wollte raus aus dem Supermarkt. Ich wollte die Welt sehen. Herumkommen. Wissen, was die Menschen alles so treiben! Damals war mir natürlich nicht bewusst, welches Glück ich haben würde. Eines Morgens geschah es, ich war noch gar nicht richtig wach, da spürte ich, wie mich jemand aufhob. Es war Lisa, mein Frauchen. Sie packte mich in ihren Fahrradkorb. Das war toll. Wind blies mir durchs Etikett. Tausend Eindrücke, also wir an Häusern vorbeibrausten und anderen Menschen begegnten. Plötzlich war ich aufgeregt. Wo fahren wir hin? Was machen wir da? Wie geht mein Leben weiter? Wird es bald vorbei sein?

Viele Fragen. Eine Antwort. Lisa ist Musicalstudentin.

Die Nacht verbringe ich meistens in Lisas Spint. Der Tag beginnt dann meistens damit, dass sie mich mit frischen Wasser befüllt. Das kitzelt immer sehr, wenn die 1,5l in mich hinein prasseln. Danach wird es spannend. Sie bringt mich in einen Raum, der heißt London. Da stellt sie mich an den Rand, dorthin, wo auch schon einige meiner Geschwister stehen. 45 Minuten lang dürfen wir nun zusehen, wie Lisa und viele andere junge Menschen „Tanzen“. Dass es sowas gibt, wusste ich gar nicht. Heute zum Beispiel haben sie „Modern“ getanzt. Es gab Trommelmusik. Die gefällt mir. Wenn die Musik besonders laut ist, vibriert die Flüssigkeit in mir mit. Das ist lustig. Da fühle ich mich so, als würde ich ein bißchen mit tanzen. Nach 45 Minuten, sie nennen das „Morning Class“, muss ich kurz warten. Lisa stellt mich meistens auf einen kleinen Sockel vor ihre Umlkeide. Ich glaube sie macht dass, damit sie mich nicht vergisst. Das hab ich natürlich auch schon erlebt, dass sie mich vergisst. Da steh ich dann auf dem Sockel, in London oder auf dem Waschbecken in London und langweile mich zu Tode.

Einmal, da hat sich mich in einem kleinen schmalen Raum vergessen. Da stand ich dann die ganze Nacht und wusste nichtm was aus mir wird. Ich hatte Angst. Ein anderer Mensch hat mich dann meinem Frauchen zurück gebracht. Aber erst am nächsten Tag.  Das war nicht schön. Nein.

Heute hat sie mich jedoch nicht vergessen. Gemeinsam machten wir uns auf den Weg zum Ballett. Ballett ist lustig. Da stehen lange Stangen im Raum, an denen sich die Menschen festhalten. Sie machen das, damit sie nicht umfallen, wenn sie auf einem Bein stehen. Da denke ich mir immer: „Damit hast du kein Problem.“

Schon nach Ballett musste sie mich zum zweiten Mal auffüllen. Davor wurde ich allerdings gebadet, mit sehr sehr heißem Wasser. AUA! Das war vielleicht unangenehm. Ich hab mich gleich zusammen gezogen. Vorher hat man mir mein Alter noch gar nicht angesehen. Aber jetzt habe ich F A L T E N . D A N K E !

Doch ich muss zugeben, nach dem Dampfbad fühlte ich mich sauberer.

Ganz frisch ging es heute weiter mit dem lustigen Fach „Sprecherziehung“. Was die Menschen da für komische Töne von sich geben. Zum Schreien- wenn ich könnte. Manchmal darf ich sogar aktiv am Unterricht teilnehmen. Ich fungiere beispielsweise als Mikrofon und stehe mitten auf dem Tisch und alle müssen versuchen, mir die Worte, die sie lesen, zuzusenden. Heute durfte ich aber leider nur zusehen. Lisa hat mich nicht einmal auf den Tisch gestellt. Ich stand neben ihrem Stuhl. Den Platz mag ich nicht, da sehe ich nichts und außerdem werde ich nicht gerade selten UMGEWORFEN! MAN, DAS SCHADET MEINER FIGUR!

In Musiktheorie verstehe ich meisten nur Bahnhof. Schließlich bin ich ja absolut unmusikalisch. Doch heute muss es irgendwie sehr lustig gewesen sein. Die Menschen haben versucht Melodien im Kopf zu transpo…..transpini,……transponieren und dabei sollten sie immer gleich die richtigen Tonnamen singen, oder so. Das war ein lustiges Chaos mit großer Gerhirnverknotung. Lisa brauchte viel Wasser für die Konzentration. Im Gesangsunterricht muss ich immer bereit stehen. Nicht selten verschluckt sich Frauchen bei den Übungen oder ihr Hals wir auf einmal trocken oder er kratzt. EIn Schluck aus mir und Frauchen gehts dann schon viel besser!

Am liebsten mochte ich heute das „Jazz-Tanzen“ am Abend. Ich stand auf einem Tisch, hinten im Raum und konnte alles ganz genau beobachten. Das Warm up, die Plies, die Tendus, die Flat Backs einfach alles. Am allerliebsten mochte ich die neue Übung mit einer „Attitude“- Drehung, die sah sehr schön aus. Und die Musik war voll toll. Ich hab mich sehr mit bewegt, ich glaub das war Mando Diao oder so. Was Rockiges. Super.Wir haben durchgepowert.

Am Ende der Stunde war sogar ich völlig ausgelaugt. EIn weiteres Mal wurde ich aber heute nicht aufgefüllt. Jetzt bin ich also schon drei Wochen hier. Ein beträchtliches Alter für eine PET Flasche muss sagen: Das mit der Musicalschule, ist das beste was mir passieren konnte. Da schaut ihr, ihr doofen Colaflaschen, gell?!

Gute Nacht,

Eure Elfriede

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