Freitag Abend


18.30h in Hamburg. Langsam füllen sich die Bars der Hansestadt, denn es ist Happy Hour. Im Foyer der Kinos und Theater warten die Gäste auf die Vorstellung und Kollegen genießen den Feierabend bei einem schönen, kalten Bierchen.

Und der Musicalstudent? Wie könnte es anders sein?! An einem Freitag Abend um 18.30h ist er natürlich noch in der Schule. Yoga. 1,5 Stunden. Im „herabschauenden Hund“ hängen und am Abend den ersten Morgen grüßen. Im Krieger die Oberschenkel explodieren lassen und in der „Child’s Pose“ irgendwie den Rücken entspannen. .

Am Morgen unterscheidet sich der Alltag eines Musicalstudenten noch wenig von dem eines „nomalen“ berufstätigen Menschen. Unterschied: Während der „normale Mensch“ in seinem Büro ersteinmal mit einer Tasse Kaffe in der Hand seine Emails checkt, haben wir schon das Jazz Warm up inklusive (Extrem-) Stretching, Sit Ups und Liegestützen hinter uns. Im Büro geht es weiter mit Meetings, Lagebesprechungen oder der übrig gebliebenen Arbeit des vorigen Tages. Im Prinzip ist das genauso anstrengend wie Ballett und Steppen. Der „normale arbeitende Mensch“ konzentriert sich darauf, seine Aufgaben fristgerecht zu erfüllen um eine möglichst positive Beurteilung von seinem Chef zu erhalten. Wir konzentrieren uns auf Pické Turns und Pull Backs, bereits im Hinblick auf die Prüfung.


„Pull Backs“= Zurück Springen, in der Luft die Füße den Boden berühren lassen, dann Landen. Der „Pull Back“ kann natürlich in verschiedenen Formen passieren. Ein paar Beispiele:

  • Von beiden Beinen gleichzeitigAbspringen, mit beiden Pull Back und auf beiden wieder landen = 2 Töne.

  • Von beiden Beinen kurz hintereinander abspringen, auch die Pull Backs passieren versetzt, wie auch die Landung = 4 Töne

  • Von einem Bein abspringen, Pull Back mit diesem Bein und auch auf diesem Bein wieder Landen = 2 Töne.

  • Von einem Bein abspringen, Pull Back mit diesem Bein und dann auf dem anderen Landen = 2 Töne

Eine andere Aufgabe für dieses Semester ist „Stepp-Improvisation“. Auch im Büro muss ab und an improvisiert werden – meist, wenn irgendetwas Unvorhergesehenes eintritt. Beim Steppen passiert nicht Unvorhergesehenes, wir Improvisieren einfach so. Leichter gesagt als getan! Ganz schön schwierig einfach mal „loszusteppen“. Eigentlich haben wir ja jetzt schon ein ganz erhebliches Repertoire an Steppschritten, dennoch herrscht oft – zumindest in meinem Kopf – gähnende Leere, wenn ich dann an der Reihe bin. Na gut, Flaps bekomm ich dann schon noch hin und auch Shuffels. Aber dann? Stampfen, auf und ab springen oder mehr oder weniger elegant über die Bühne tänzeln, ohne irgendeinen Ton zu fabrizieren (Hier zählt der Ausdruck!!), das ist ja auf die Dauer auch nicht das wahre.

Merke: Auch Impro will gelernt sein! (Verdammt. Wieso kann ich eigentlich nicht einfach alles schon können?)

Am späten Nachmittag – dann wenn sich der „normale Mensch“ schon langsam auf seinen Feierabend einstimmt – war für uns Musicalgeschichte angesagt. Wir befinden uns gerade in den 20ziger und 30iger Jahren. Heute ging es um das „Politische Musical“. Wir haben Kurt Weill und Berthold Brecht kennengelernt (Nun gut, einige kannten die beiden schon vorher.). Zusammen haben sie beispielsweise die „Dreigroschenoper“ oder das Musical „Happy End“ verfasst. Kurt Weill war bislang der einzige Deutsche, der als Komponist am Broadway ein richtiger Star wurde.

Schließlich kamen wir auch auf Orson Welles zu sprechen, der 1942 mit seinem Hörspiel „Krieg der Welten“ für einer Menge Aufruhr sorgte.

Welles Idee: Die Übertragung eines Konzertes, welches jedoch immer wieder von Eilmeldungen unterbrochen wird. Eilmeldungen, aufgrund von Außerirdischen, die gerade in New York City einfallen. Leute die die Sendung nicht von Anfang an verfolgt hatten, hielten die Eilmeldungen für echt. Es kam zu Panikreaktionen in der Bevölkerung: Beispielsweise packten Familien ihre Koffer für die Flucht und fuhren auch mit ihren Autos schon los oder sie verschanzten sich in ihrem Haus. Natürlich wurde die „Fake-Invasion“ so bald wie möglich aufgeklärt. Die Verantwortlichen erfuhren bereits nach 30 Minuten Sendezeit von den Reaktionen in der Bevölkerung und drängten Welles zum Sendestopp. Dieser ließ es sich jedoch nicht nehmen, New York vollkommen von den Außerirdischen einnehmen zu lassen und sendete noch 5 Minuten länger. Von den Skandal-Schlagzeilen am nächsten Tag konnte Orson Wellers konnte nur profitieren und war bereits ein Jahr später in Hollywood aktiv.

http://www.youtube.com/watch?v=xR3Tyi-FnFMwatch?v=xR3Tyi-FnFM

Und nach Musicalgeschichte, um 18.30h, wenn der „normale Arbeitnehmer“ mit Kollegen ein kühles, frisches Bierchen zischt„normale“ Studenten bereits ihrem ersten Cocktail in der Happy Hour schlurfen, da hatten wir heute Yoga. In den letzten Stunden hatten wir uns vor allem mit „Yin Yoga“ beschäftigt. Dabei handelt es sich um einen eher ruhigen, passiven Yogastil. Man nimmt eine bestimmte Dehnposition ein und hält diese dann überdurchschnittlich lang. Der Yogastil des heutigen Tages war jedoch weniger ruhig und passiv sondern anstrengend und aktiv.

Während also andere schon nach der Arbeit ausspannen, trainieren wir noch unseren Körper. 1,25 Stunden lang. Dann kommt die Entspannungsphase. Und es machen sich Glücksgefühle breit.

Feierabend.

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