na, was ist das?


Gute Frage!!! Wir haben vor einigen Wochen jeder einen anderen Song von Monty bekommen, jedoch ohne Erscheinungsdatum, Stück, Titel, Komponist oder Autor. Unsere Aufgabe war es herauszufinden, um welchen Song es sich handelt, aus welchem Stück er stammt, sowie die historischen Zusammenhänge von Inhalt und Erscheinungsdatum.
Alles was ich hatte, war der Text, es war ein französischer, weshalb ich von einem Chanson ausgegangen bin. Doch wie sich herausstellte lag ich falsch.
Mein Song heißt: „J’attends un navire“ und stammt aus der 1934 entstandenen Operette von Kurt Weill.
Mir sagte dieses Stück überhaupt nichts, und später fand ich heraus, dass es auch nur 2 Wochen in Frankreich zu sehen war und danach wegen politischer Unstimmigkeiten abgesetzt wurde.
In der Operette geht es um Marie Galante, eine junge Prostituierte, die in Bordeaux gekidnappt und auf einem Schiff nach Südamerika verschleppt wird. In Venezuela angekommen wird sie ihrem Schicksal überlassen und steht ohne Geld, Papiere, oder gar andere Habseligkeiten da. Sie reist nach Panama da nur von dort die Überfahrt nach Europa möglich ist und um die Reise zu finanzieren geht sie anschaffen. Als sie schließlich das nötige Geld zusammen hat, schenkt sie es aus Gutmut einem armen alten totkranken Mann, namens Josiah. Da die Prostitution sie innerlich zerreist will sie eine andere Möglichkeit finden, um an Geld zu gelangen, denn sie will so schnell wie möglich in ihre geliebte Heimat Bordeaux zurück. Sie lernt den japanischen Geschäftsmann Tsumoto kennen und lässt sich auf eine Spionage Affäre ein. Leider fliegt dabei ihre Tarnung auf, sie bekommt die Todesstrafe und ihre Leiche wird nach Frankreich überführt.
Während der Story fallen einem schon die Parallelen zum Erscheinungsdatum auf, obwohl die Operette auf dem 3 Jahre zuvor entstandenen Roman von Jaques Deval basierte.
Zuerst ist es die Thematik, die direkt aus dem historischen Kontext gegriffen wurde, da in den frühen 30er Jahren Spionageaffären die Oberhand gewannen und Kurt Weill selbst aufgrund der beginnenden Judenverfolgung zuerst aus Deutschland nach Frankreich und von dort aus schließlich in die USA floh.
Des weiteren, lässt sich eine zweite Parallele vermuten, und zwar Maries Grund als Prostituierte ihr Geld zu verdienen.
Anfang der 30er Jahre wurde der Versailler Vertrag, der Ende des ersten Weltkriegs geschlossen wurde, aufgelöst. Deutschland musste also die Reparationszahlungen nicht mehr an die Siegermächte Italien, Frankreich, Großbrittanien und die USA zurückzahlen. Daher fehlte es in diesen Ländern natürlich an allen Ecken und Enden, da von einem auf den anderen Tag Gelder fehlten. Große Unternehmen mussten schließen und Mitarbeiter entlassen, die Weltwirtschaftskrise nahm ihren Lauf woraufhin die große Depression folgte. Da Frauen zu dieser Zeit keine großen Arbeitsmöglichkeiten hatten, kam eigentlich nur die Fabrikarbeit in Frage, doch wie arbeiten, wenn diese Unternehmen schließen. Daher vermute ich hier den Zusammenhang zu Marie Galente, welche vielleicht ihre Arbeit in der Fabrik verlor und daher keinen anderen Ausweg aus der Armut sah, als die Prostitution.
Im Internet konnte ich leider nicht finden, zu welchem Zeitpunkt des Stückes Marie Galante das Lied singt, doch textlich spricht sie von ihrer Arbeit als Prostituierte, und einem Schiff auf das sie wartet, doch das Schiff steht eigentlich für etwas ganz anderes, doch dazu gleich mehr 🙂
Ich gehe also davon aus, dass sie „J’attends un navire“ noch während ihres Aufenthalts in Panama singt, kurz bevor sie das Geld für ihre Rückreise zusammen hat.
Im Lied singt sie von ihren Freiern, die sie zu sich bittet, von denen sie dann Geld verlangt und jeden der mehr will, den weist sie ab, denn er sei nicht derjenige auf den sie wartet, denn sie erwartet ein Schiff. Dieses Schiff ist eigentlich eine Metapher und steht für Marie selbt, denn dieses Schiff baut sich aus all ihren Erfahrungen, Schmerzen und Liebschaften, ihre Tränen tragen es als Wasser, ihr Atem schiebt es an und „wenn das Meer das Schiff zerstören wollte, würde ich es in meinen Armen bis nach Bordeaux tragen, denn das Schiff ist mein Geliebter“. Eine traurige unerfüllte Liebesgeschichte also, die jedoch ein tötliches Ende findet, doch bis zu ihrem Tod gibt Marie Galante die Hoffnung nicht auf und sehnt sich nach ihrer Heimat Bordeaux.

Und hier zum Abschluss „J’attends un navire“ aus Marie Galante, gesungen von Lauren Worsham.

http://www.youtube.com/results?search_query=j%27attends+un+navire&aq=f

Eure Céline

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