The Last 3 Years


Im Frühjahr 2009 saßen wir zum ersten mal in der Kantine der Joop van den Ende Academy. Ich weiß noch, dass ich am selben Tisch wie Madeleine saß. Es war der Tag der ersten Runde der Aufnahmeprüfung der Joop van den Ende Academy und wir warteten darauf, dass der Tag so richtig begann. Mit Tobi war ich dann in der selben Tanzgruppe der Prüfung. Wohin uns das alles bringen würde und was uns in der Zukunft erwartet würde konnten wir noch längst nicht erahnen.

Einen knappen Monat später sehe ich uns wieder in der Kantine der Academy sitzen. Ich erinnere mich aber an mehr Gesichter: Robin und Markus sitzen nun auch dabei. Am Nebentisch sitzt auch Céline schon. Das war bereits das Endwochenende der Aufnahmeprüfung. Freitag und Samstag. Wer beide Tage bis zum Schluss besuchen durfte, hatte gute Aussichten auf einen der 16 Ausbildungsplätze an der Joop van den Ende Academy.

Ich war gerade auf dem Weg zurück in meine Heimatstadt und saß im vordersten Wagen eines Bummelzugs der durch Niedersachsen tuckerte. Es war der Monat nach der Aufnahmeprüfung. Mit einer Entscheidung habe ich zu dem Zeitpunkt noch gar nicht gerechnet. Deshalb ging ich auch ganz erwartungslos an mein Handy, als dieses Klingelte. Da ich im Triebwagen des Zugs saß, habe ich kaum was vom Telefonat verstanden. Aber ich wusste dass Constanze und Matthias am Telefon waren und der Inhalt der Nachricht positiver Natur war. Vor Freude habe ich auch gar nicht richtig zugehört. Am nächsten Bahnhof bin ich aber erstmal ausgestiegen um ein Freudestänzchen aufzuführen.

Im August 2009 saßen wieder 15 neue Schüler in der Academy der Joop van den Ende Academy. Madeleine, Tobias, Robin , Markus und Céline waren auch da. Aber auch Alice, Elisabeth, Stephanie, Milena, Giulia, Fabian, Philipp, Niklas und Marie waren da. Es war der erste Tag der Ausbildung. Das Abschlusssemester bekam an diesem Tag sein Abschlusszertifikat und wir hatten die Möglichkeit und mit einem Song oder einer Choreographie vorzustellen. Anschließend gab es ein Get-Together bei dem wir die anderen Semester und die Dozenten kennenlernten. Schon in diesem Jahr schreiben wir zwei eigene Musicals und führen sie auf.

Ein Jahr später: Wir sitzen in Studio Rotterdam und studieren mit Perrin die Spring Awakening Songs ein. Uns erwartet ein Jahr an der Joop van den Ende Academy unter einer neuen Leitung. Das Perrin der neue Künstlerische Leiter der Academy ist erfahren wir erst eine Woche nachdem wir bereits mit ihm gearbeitet haben. Viel sollte sich von da an an der Schule ändern. Wir haben eine Kick-Ass-Woche und das Working-Projekt.

Ganz plötzlich fängt auch das dritte Jahr an. Für mich geht es für fast einen Monat nach New York wo ich die Blue Man Group am Off-Broadway spiele. Als ich zurückkomme führt mein Semester „Notes for A Requiem“ auf. Wir machen außerdem ein reines Schauspielprojekt mit Stücken von Tschechov. Nebenher bereiten wir uns schon auf das Abschlussprojekt vor: Company . Wir bekommen Unterstützung vom Semester unter uns: Shari, Annakathrin und Eva gehören für 2 Monate fest zu uns. Wir haben eine spannende Probenphase mit Ulrich Wiggers, dem neuen Schauspiel-Leiter der Academy und sehr tolle Aufführungen im Kehrwieder Theater.

Endspurt: Wir sind eigentlich nur noch zu acht. Niklas, Céline, Philipp und Fabian zeigen nur noch ihre Eigenarbeit und sind direkt weg um in der Welt zu spielen. Für den Rest von uns geht es noch in das Barbecue-Projekt und in die Hauptrollen für die Abschlussprüfung. Wir besuchen unzählige Auditions. Wir haben unsere ersten Minijobs: Den Henri-Nannan-Preis, Foto-Jobs, den Showcase des neuen Musicals „Sherlock Holmes“ in dem ich mit der Tarzan-Cast, John Vooijs und Ina Trabesinger zusammen arbeite.

Und auf einmal ist Prüfungswoche. Für uns heißt das: Pause vom Unterricht und Zeit um das Material zu lernen. Stunde für Stunde sitzen wir an den Textbüchern und Proben gemeinsames Material. Alles hängt von diesem einen Tag ab. Drei Jahre die an diesen 8 Stunden hängen. Es kommt mir vor als wenn man drei Jahre eine Pyramiede gebaut hat und der letzte Stein muss auf punktgenau auf eine Nadelkopf-große Fläche platziert werden. Anderenfalls ist das Projekt gescheitert.

Und der Tag kommt. Wir Tanzen von 10 bis 1. Singen und Schauspielen von halb 2 bis 4 und arbeiten am Material bis halb 7.

Dann ist der Tag vorbei.

Es fühlt sich an als wenn die Zeit stehenbleibt. Man kann ein gutes oder ein schlechtes Gefühl haben: Am Ende steht die Entscheidung der Jury ganz allein. Zwischen der Prüfung und der Zeugnisausgabe liegen drei Tage. Die Jurymitglieder geben sich professionell Neutral. Eine Vorahnung kann man so unmöglich schöpfen. Man kann sich nur mit Aufräumarbeiten in der Schule oder in der eigenen Wohnung ablenken. Der ungewisse Ausgang der Prüfung erzeugt ein riesiges Vakuum das sämtliche Gedanken einfach ansaugt und selten wieder loslässt.

Dann. Donenrstag. 11 Uhr. Wir wurden alle für 11 Uhr bestellt. Was das zu heißen hat. Constanze, Perrin und Susanne beten und in’s Studio Utrecht. Dort steht ein Tisch mit neun Zeugnissen. Ob man bestandne hat oder nicht weiß man erst, wenn man die erste Seite aufschlägt. Sicher sein kann sich keiner. Es ist schließlich ein ganz neues Prüfungssystem. Wir sind die aller ersten die dieses System durchlaufen haben. Haben wir die Erwartungen erfüllt oder hat die Academy etwas ganz anderes von uns erwartet?

Studio Utrecht ist ohnehin nicht besonders groß. Sonst steht noch ein Klavier drin, ein weiterer Tisch mit drei Stühlen: An einer Seite für Perrin und Constanze, auf der anderen für den jeweiligen Schüler der gerade sein Zeugnis bekommt. Und der normale Ablauf der Zeugnisvergabe den wir kennen ist auch der, das man alleine in den Raum geht, sich an den Tisch setzt und man dann sein Zeugnis und Feedback unter vier , beziehungsweise sechs Augen, bekommt. Aber warum sollten wir dann alle zusammen in den Raum kommen. Wir stehen zusammengepfercht in einer Ecke des Raums. Perrin stellt sich neben den mit den Zeugnissen und sagt: „Ihr habt alle bestanden.“

Die Erlösung für jeden von uns. Drei Jahre haben ein erfolgreiches Ende gefunden und all die Mühe hat sich nicht nur gelohnt sondern ist sogar auf dem Papier bestätigt. Es fällt eine ganze Ladung Druck von uns ab. Da es quasi ein „Happy End“ war, haben wir uns aus dem bedrückenden Raum der Zeugnisvergabe in die Kantine begeben, dort gemütlich mit Kaffee hingesetzt und Feedback gegeben. Aber diesmal haben wir der Schule Feedback gegeben. Perrin und Constanze wollten von uns wissen wie dieser Systemwechsel für uns war. Was gut war, was nicht was muss man ändern, muss sollte man andere Lösungen finden und welche Events waren zeitlich einfach nicht gut angelegt.  Wir waren froh, dass wir die Möglichkeit hatten schwierige Sachen mitzuteilen und zu kommunizieren. So haben alle Jahrgänge nach uns eine Chance auf eine immer bessere Ausbildung und wahrscheinlich sogar die beste im deutschsprachigem Raum.

Für uns heißt es aber noch nicht endgültig „Tschüss sagen“. Erstmal sind ja Ferien. Und dann, in fünf Wochen bekommen wir am ersten Schultag des Wintersemesters 2012/13 unsere Abschlussdiplome. An dem Tag haben wir dann auch die Möglichkeit den neuen ersten Jahrgang kurz kennenzulernen.

Das waren drei Jahre …

Drei schöne Jahre.

Was unseren Blog angeht: Wir sind wie gesagt erstmal in den Ferien. Deshalb werden wir uns bis zur zweiten Augusthälfte nicht mehr melden. Ab dann stehen wir aber wieder zur Verfügung um regelmäßig vom Ausbildungsalltag zu berichten. Und mit „wir“ meine ich „die anderen“. Denn ich bin dann ja vermutlich nicht mehr im Blog Team. Aber ich versuche euch wieder einige super Schreiber parat zu stellen, die dann an dieser Stelle hier aktiv werden.

Bis dahin alles Gute an euch. Hier noch ein paar Impressionen von drei Jahren Joop van den Ende Academy.

Kommentare in diesem Blog werden nicht öffentlich angezeigt, sondern nur von den Schülern selbst empfangen, gelesen und bei Fragen auch beantwortet.

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