Wir sind Teil davon


Jason Robert Brown kommt am Wochenende nach Hamburg und „wir sind Teil davon“. Er wird in der Academy einen Workshop und am Montag Abend im Operettenhaus ein Konzert geben. Die ganze Schule ist aus dem Häuschen. Allen voran die Schüler des fünften Semesters. Denn Morgen entscheidet sich, wer für Jason Robert Brown singen, also aktiv am Workshop teilnehmen darf. Nur Zwei werden diese Chance bekommen.

Wie immer hatten wir heute Morgen pünktlich um 8:30h Vivianas Warm Up. Schon nach den ersten paar Übungen, hat das Warm up seinen Zweck erfüllt. Ich bin so warm, dass ich vergesse, wie früh es eigentlich erst ist. Zwischen Sit ups und Liegestütz fällt mir dann immer ein, dass ich noch vor einer Stunde schön in meinem Bettchen gelegen habe. Da war es auch warm, aber nicht anstrengend. Jetzt, im dritten Semester, machen wir das Ganze nicht mehr jeden Tag sondern nur zweimal in der Woche. Da merkt man schon den Unterschied, vor allem bei den Bauchmuskeln. Im Juni machte ich die Bauchmuskelsequenz mit links, jetzt ist wieder „Sterben“ angesagt. Das kann natürlich auch an den Ferien liegen, doch diese Ausrede fruchtet schön langsam nicht mehr. Schließlich sind wir nun schon die dritte Woche zurück in der Academy.

Im Anschluss an das Jazz Warm up hatten wir Ballettunterricht. Und irgendwie kam ich aus dem „Sterben“ gar nicht mehr heraus. Man merkt schon, dass jetzt im dritten Semester andere Anforderungen an uns gestellt werden. Im Moment arbeiten wir im Ballett sehr stark an Balance: In der Ersten, in der Fünften, mit cou de pied, mit passé und so weiter und so fort. Während ich da so stand oder besser vor mich hin wackelte, stellte ich mir ernsthaft die Frage: Bin ich anatomisch überhaupt in der Lage auf einem Bein und halber Spitze zu stehen? Immerhin kommt hierbei viel Kraft aus den Unterschenkeln. Und ich habe – ungelogen – eigentlich so gut wie keine Unterschenkel. Sinnvoll erschien mir diese Begründung jedoch nicht. Also musste es ja irgendwie gehen. Also biss ich die Zähne zusammen, spannte alles an, was es anzuspannen gab und tatsächlich. I C H   S T A N D! Für etwa drei Millisekunden. Egal, ich stand. Also ist es zu schaffen. Übung macht des Meister. Am Freitag gibt’s ne neue Chance.Da steh ich dann mindestens vier Millisekunden. Jawohl!

Danach, wie immer, Steppen. Seit diesem Semester müssen wir Mädchen ja auf hohen Schuhe steppen. Das klingt zwar nicht so gut, wie auf flachen Schuhen, sieht aber besser aus. Und ist dementsprechend eine mehr oder minder große Umstellung. Manche Schritte fallen schwerer, manche leichter. Wie ich heute wiedereinmal festgestellt habe, ist es sehr schwer, die Balance zu halten. (Hm, Balance, scheint mich ja zu verfolgen – das nennt man auch fächerübergreifendes Arbeiten, hab ich gehört). Heute hat es mich mehrmals beinahe so richtig schön auf die Fr**** gelegt. Und dann habe ich auch mal meinen Vorderfuß als Pfeil benutzt, der sich in den Boden spießt. Das ein oder andere Mal bin ich dann auch noch über meine eigene Ferse gestolpert, weil meine Füße meinten, sich gegenseitig überholen zu müssen. Ich muss sagen, die heutige Steppstunde war dennoch äußerst erfolgreich und spaßig. Aus Fehlern lernt man schließlich. Viele Fehler = viel gelernt! Als erstes haben wir unser Warm up aus der letzten Stunde wiederholt. Dabei haben wir vor allem im Tempo deutlich angezogen. Ich fühlte mich, als würde man einen Film vorspulen. Die Rolling Shuffels waren so schnell, dass man unsere Beine gar nicht mehr richtig erkennen konnte. Anschließen folgten ultraschnelle Drawbacks. Wir sahen aus, als würden wir über die Tanzfläche fliegen. Unsere Pullbacks hatte dann wieder ein relativ normales Tempo, dafür aber einen wunderbare Schrittkombination vorweg. Wir hatten unsichtbare Hosenträger, schlugen unsere Fersen im Sprung zusammen und fühlten uns wie bei Marry Poppins.

Nach der Mittagspause – satt und zufrieden – gab es Körperarbeit. Übungen aus dem Chi Gong halfen uns die eigene Mitte zu finden und anzukommen. Danach durften wir auf dem Boden entspannen und einer Traumreise folgen, die uns von Sorgen befreien sollte. Wir stellten uns eine Wiese vor und einen Bach, in dem wir Kisten mit unseren Sorgen hinweg treiben ließen. Irgendwie hatte diese Entspannung bei uns einen so durchschlagenden Erfolg, dass sich einige schon beim ersten Grashalm in einem Halbschlaf befanden. Irgendwie kriegt man noch alles mit, ist aber in einer anderen Welt. Eigentlich ein bißchen gruselig, aber schön.

Nach der großartigen Entspannung ging es für mich mit sehr viel Gesang weiter: Gesangsstunde, Try out und Interpret. Zwischen meinen einzelnen Stunden habe ich immer wieder Jason Robert Brown Songs aus allen Ecken gehört. Da fiel es mir wieder ein. Der Workshop!

Um mit Jason Robert Brown arbeiten zu dürfen, müssen die Schüler aus dem fünften Semester Morgen eine Art Audition absolvieren. Im Tryout werden sie sich Morgen um einen aktiven Platz bewerben. Vorzubereiten sind drei Songs: ein Musicalssong vor 1960, einer nach 1960 und ein Jason Robert Brown Song. Zwei glückliche Menschen werden dann am Samstag unsere Schule vor Jason Robert Brown repräsentieren. Denn aus allen Teilen Deutschlands, aus allen staatlichen Musicalschulen werden zwei Sänger und einige Zuhörer kommen, die am Workshop entweder aktiv oder passiv teilnehmen. Wir, die Schüler der Joop van den Ende Academy haben einen Heimvorteil. Wir dürfen alle Teil davon sein und sind schon unheimlich gespannt.


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