Zarah Leander


Die Mitte der Woche ist erreicht und die Energie schon fast verbraucht. Momentan geht man aber ständig über das „Ich kann nicht mehr“ Limit hinaus, sodass man gar nicht mehr merkt ob man noch kann oder nicht. Quasi wie bei den Schmerzen, irgendwann merkt man sie gar nicht mehr so richtig 😉 Mein Ablauf sah in etwa so aus: in der Jazz Morning Class mit meinen Abdominals kämpfen, in Ballett meine Balance finden und den Po und innere Oberschenkel squeezen, in Steppen so schnell wie möglich die Arme dazulernen und trotzdem die Töne beibehalten, in Musical Scenes den Zellenblock Tango zum Leben erwecken, in Textanalyse Antigone analysieren und zum Schluss entspannen in Körperarbeit. Das mal eben als Kurzfassung.

So, aber nun heute wieder ein wenig Musicalgeschichte von mir. Letztens hatte ich den Auftrag von Monty bekommen ein Referat über Zarah Leander zu halten, da wir uns mit bekannten Persönlichkeiten des Chansons beschäftigt haben.

Zarah Leander

Zarah Leander (* 15. März 1907 in Karlstad, Schweden; † 23. Juni 1981 in Stockholm, Schweden; bürgerlicher Name Sara Stina Hedberg) war eine schwedische Schauspielerin und Sängerin.

Durch den Einfluss ihres deutschen Kindermädchens und ihres deutschen Klavierlehrers war sie bereits früh mit deutscher Sprache und Kultur vertraut. Seit 1911 erhielt sie Unterricht in Violine sowie Klavier und trat mit sechs Jahren bei einem Chopin-Wettbewerb auf. Bis 1922 besuchte sie ein Gymnasium und ging dann nach Riga, wo sie ihr Deutsch perfektionierte.

1929 sang sie dem schwedischen Revuekönig Ernst Rolf mit ihrer prägnanten Altstimme vor und wurde durch ihn zum Star. Mit der Schallplattenfirma Odeon schloss sie einen Vertrag ab und nahm für sie bis 1936 80 Lieder auf. Von 1929 bis 1935 wirkte Zarah Leander gemeinsam mit Karl Gerhard in zahlreichen Revuen mit und drehte in Schweden drei Spielfilme. 1926–1932 war sie mit dem Schauspieler Nils Leander verheiratet und hatte mit ihm zwei Kinder. In zweiter Ehe war Leander bis 1948 mit dem Journalisten Vidar Forsell verheiratet.

Durch Max Hansen kam Leander nach Wien. Ihren Durchbruch hatte sie dort am 1. September 1936 anlässlich der Uraufführung der Operette Axel an der Himmelstür im Theater an der Wien.[1]. Leander spielte und sang darin die weibliche Hauptrolle, Gloria Mills, die eine Persiflage auf Greta Garbo war. Leander erntete hymnische Kritiken, ihr wurde von Franz Lehár gratuliert, mehr als 62-mal wurde sie vor den Vorhang gerufen.

Bereits am 28. Oktober 1936 unterzeichnete Leander einen Vertrag mit der deutschen Ufa zu für sie günstigen Konditionen: So durfte sie ihre Drehbücher selber auswählen, und mehr als die Hälfte ihrer Gage wurde jeweils in schwedischen Kronen ausgezahlt.

Von 1937 bis 1943 entstanden ihre bekanntesten Filme: Zu neuen Ufern (1937), La Habanera (1937), Heimat (1938), Es war eine rauschende Ballnacht (1939), Die große Liebe (1942, Regie: Rolf Hansen), Der Weg ins Freie (1941), Damals (1942), einige davon unter der Regie von Carl Froelich.

Joseph Goebbels schrieb am 6. Oktober 1937 in sein Tagebuch: „Die Geschäftserfolge mit ihr sind enorm.“

Sie stieg zum höchstbezahlten weiblichen Filmstar im Dritten Reich auf. Auch Hitler mochte sie sehr, wie sein Leibdiener im Interview erzählte. Es gibt aber keine Fotos oder Berichte, die sie beide zusammen bei einem öffentlichen Anlass zeigen.

Die höchste Ehre – zur Staatsschauspielerin ernannt zu werden – lehnte sie ab.

Zarah Leander blieb schwedische Staatsbürgerin und bezeichnete sich, obwohl sie in mehreren ausgewiesenen NS-Propaganda-Filmen mitgewirkt hatte, nach Ende des Zweiten Weltkrieges stets als unpolitische Künstlerin.

„Der Wind hat mir ein Lied erzählt“ „Yes, Sir!“ und „Ich steh’ im Regen“ schmetterte Sie zu Anfang noch und war, zwar selbstbewusst aber eben doch ins traditionelle Rollengefüge sich einordnend, immer die unterdrückte, gequälte, leidende Ehefrau oder ledige, vom Vater verfluchte Mutter. Ersatzopfer und Projektionsfläche für später sich millionenfach vor Kummer verzehrende Soldatenfrauen.

Besonders perfide in „Es war eine rauschende Ballnacht“ als von dem triefäugigen Aribert Wäscher emotional traktierte Gattin, die – kurz vor Kriegsbeginn 1939 – und unter Beugung jedweder Historie – den schwulen Peter Tschaikowsky liebt. Als der an der Cholera stirbt, leuchtet nur noch sie, wie immer zur statischen Großaufnahme gefroren, im Licht ihres Exklusivkameramanns Franz Weihmayr. Und Leo Slezak bibbert dazu pathetisch: „Gott nimmt dir den Lebendigen und gibt ihn dir unsterblich wieder.“ Tusch. Schwarzblende.

Das ging so bis hin zu ihrem letzten Film „Damals“. Damals, 1943, war Zarah Leander ausgebombt und endlich sehend geworden, nach Geldstreitereien mit Goebbels persönlich auf ihr schwedisches Landgut Lönö abgerauscht. Ihr Werk kam in den Giftschrank.

Sogar ihr vorletzter Film „Die große Liebe“ von 1942, versehen mit den Prädikaten „Staatspolitisch wertvoll“, „Künstlerisch wertvoll“, „Volkstümlich wertvoll“ und „Jugendwert“. Der erfolgreichste Ufa-Streifen. 27 Millionen Zuschauer. Ein Durchhaltefilm, heute nur mit Schnittauflagen zu sehen.

Dabei ein pessimistisches, fast realistisches, durch nachgedrehte Szenen propagandistisch zugespitztes Werk über das Warten auf den Fliegeroffizier, die Hoffnung, die Verzagtheit. Zarah Leander, ist darin beinahe entzaubert, fährt U-Bahn in Berlin, weint wie alle anderen deutschen Frauen auch.

Und singt ihre zwei ambivalentsten Lieder, später als Durchhalteschlager geschmäht: „Davon geht die Welt nicht unter“ und „Ich weiß, es wird einmal ein Wunder geschehen“; geschrieben von Bruno Balz, ihrem Lieblingstexter, in Plötzensee, wo er wegen seiner Homosexualität saß.

Nach ihrem letzten Drehtag am 10. November 1942 verließ sie Deutschland und kehrte auf ihr Gutshaus Lönö nach Schweden zurück. In Schweden wurden ihre deutschen Filme ebenfalls gerne gesehen. Erst nach der deutschen Niederlage bei Stalingrad kühlte sich das Verhältnis ihrer Landsleute zu ihr merklich ab.

Zarah Leander, von den Schweden gehasst, von den Deutschen immer noch geliebt, die sich auf den Trümmern ihrer Karriere recht bequem einrichtete. Als alternde Frau in schlechten Filmen, als Schwulenidol, als bassstimmige Kuriosität von gestern in längst vergessenen Sixties-Operetten von Peter Kreuder wie „Madame Scandaleuse“ oder „Wodka für die Königin“. Doch auch der heute Hundertjährigen hat das nichts anhaben können. Mag auch ihr Bild vergilben, es ist frisch, hört man sie nur singen, 1937, noch vor dem fatalen Ufa-Vetrag: „Merci mon ami, es war wunderschön.“

Der schwedische Geheimdienst bzw. die schwedische Staatspolizei hat die Leander allerdings, angeregt durch anonyme Briefe, von 1939 bis 1954 überwacht. Telephongespräche wurden abgehört, das Hauspersonal und Nachbarn befragt, die Küste von Lönö, dem Wohnsitz der Leander, kontrolliert, ob eventuell U-Boote anlegen könnten (deutsche oder sowjetische) usw.

Zarah Leanders Karriere nach dem Krieg begann 1947 in der Schweiz. Der Komponist Ralph Benatzky vermittelte ihr Auftritte beim Genfer Rundfunk. Dort entstanden auch die ersten Nachkriegs-Schallplattenaufnahmen. Weitere Konzertauftritte in Bern, Basel und Zürich folgten. 1948 traf sie Michael Jary wieder und unternahm mit ihm und seinem Filmorchester eine Deutschland-Tournee (1948/1949), die großen Anklang fand. 1949 trat sie auch zum ersten Mal wieder in ihrer schwedischen Heimat, in Malmö auf, und heiratete im Januar 1956 in dritter Ehe den schwedischen Kapellmeister und Jazzpianisten Arne Hülphers, der sie seit 1952 musikalisch begleitete.

Peter Kreuder komponierte für sie die Musicals Madame Scandaleuse und Lady aus Paris mit Texten von Ernst Nebhut und Karl Farkas.

Außerdem folgte ein Auftritt in dem Musical Das Blaue vom Himmelvon Friedrich Hollaender.

Die letzte Hauptrolle spielte Leander in dem Musical Wodka für die Königin von Peter Thomas, Ika Schafheitlin und Helmuth Gauer (Regie: Werner Saladin). Die Uraufführung fand am 14. November 1968 am Operettenhaus Hamburg statt; die Produktion gastierte von September bis November 1969 am Wiener Raimundtheater.

Leanders letzte Theaterpremiere führte die Künstlerin 1975 wieder an jenes Theater zurück, an dem sie beinahe vierzig Jahre zuvor ihren großen Durchbruch erlebt hatte: Im Musical Das Lächeln einer Sommernacht von Stephen Sondheim und Hugh Wheeler (nach dem Film von Ingmar Bergman) gab sie am Theater an der Wien unter der Regie von George Martin (in der Originalinszenierung von Harold Prince) die Madame Arnfeldt. Ab September 1978 folgte ein Gastspiel am Folkteatern in Stockholm. Während einer Aufführung im Frühjahr 1975 kollabierte Leander während einer Vorstellung, und in Stockholm erlitt sie schließlich ihren ersten Schlaganfall.

Im Juni 1979 gab sie in einer Pressekonferenz ihren endgültigen Abschied von der Bühne bekannt. Zarah Leander zog sich auf ihr Gut nach Lönö zurück. Nach mehreren Krankenhausaufenthalten starb sie an einer weiteren Gehirnblutung und wurde auf dem Friedhof in Lönö beigesetzt.

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