Soloshow I: Altbewährtes aufgreifen


Vor fast zwei Jahren habe ich die Soloshows des damaligen 5. Semesters gesehen und begriff noch gar nicht, was dort wirklich von statten ging. Nun beschäftige ich mich schon seit vielen Monaten intensiv damit und bin in der vergangenen Zeit mehr und mehr in die Welt meiner Soloshow abgetaucht.

 

Zunächst sei dazu gesagt, dass ich mich persönlich schwer damit getan habe, mich auf ein Konzept festzulegen, auf eine Geschichte, einen Charakter etc. Es schwirren einfach zu viele Ideen in meinem Kopf rum, von denen ich vermutlich auch zu vielen den Stempel „durchführbar“ aufdrücke und diese somit in die engere Auswahl kommen. Wenn die engere Auswahl dann plötzlich aus fast allen verfügbaren Ideen besteht, macht die Einteilung ja keinen wirklichen Sinn mehr. Über die Ferien hatte ich dann viel Zeit für mich selbst und um mich mit vielen meiner Ideen intensiver als neben des normalen Schulgeschehens zu beschäftigen. Eins kam zum anderen und ich beschloss, dass ich ein für mich altbewährtes Thema aufgreifen würde: Obdachlosigkeit. Bereits vor Beginn der Ausbildung hatte ich theatralische Erfahrungen damit sammeln können, da ich für die Aufnahmeprüfung für Schauspiel an einer Hochschule einen selbstgeschriebenen Monolog mitbringen musste und dieser von Berliner Obdachlosen inspiriert und teilweise auch geklaut war. Geklaut meint, dass ich Zitate von Obdachlosen, die einem so bei einer Fahrt durch Berlin begegnen, aufgeschrieben und dann in einem text von einer Person hab verschmelzen lassen. Wie man darauf kommt, sich so intensiv mit diesem Thema auseinander zu setzen? Gute Frage,…ich war nie jemand, der sich strickt weggedreht hat, noch jemand, der fleißig Euros verteilt hat, aber berührt hat es mich immer diese zum Teil zerstörten Persönlichkeiten und Lebensgeschichten zu beobachten und im Endeffekt machtlos zu sein. Man erwischt sich ja doch bei dem Gedanken: „Von dem Euro kauft er sich doch bestimmt eh ein Bier!“ Ob das stimmt oder nicht oder inwiefern derjenige das Bier vielleicht zum Überleben auf der Strasse braucht sei mal dahingestellt. Besonders interessant wird es, wenn diese Menschen anfangen zu reden. Wirr. Missverständlich. Abschreckend. Oder plötzlich total klar und gebildet. Das hat mich aufhorchen lassen und ich begann, mitzuschreiben. Teilweise kam ich mir etwas komisch vor, aber als ich die Texte zu einer Geschichte zusammenfügte, merkte ich sofort, für was das gut war. Und nicht nur meine Heimat Berlin wimmelt nur so von kreativen Inputs dieser Art, auch in Hamburg hatte ich teilweise das Gefühl, dass sich meine Idee rumgesprochen hat und ich absichtlich heimgesucht wurde. Bloß die interessante Arbeit folgt dann daheim, wenn man anfängt die einzelnen Zitate nach dem Sinn zu hinterfragen und diese zu einem Charakter zusammenzukleistern. Zu einem Stück weit ist es auch sehr befreiend, weil man plötzlich nicht mehr so kritisch ist, als wenn es pur eigens geschrieben Texte wären. Ich hinterfrage die Zitate nicht künstlerisch, weil sie ja bereits ausgesprochen wurden und somit reales Theater sind – was gibt es wertvolleres. Natürlich ist es ein Haufen Arbeit aus dem teilweisen wirr zusammgewürfelten Haufen Text etwas dramaturgisch wertvolles zu erschaffen und daher muss auch immer eigener Text her. Ich achte aber durchaus darauf einen sich das das Stück ziehenden Stil. Dass man nicht plötzlich bemerkt, wenn aufbearbeitete Zitate aufhören und kreiertes startet.

 

So viel für heute von der Arbeit an meiner Soloshow. Vermutlich werden die nächsten Einträge die nächsten Schritte dieser beinhalten. Ich halte euch auf dem Laufenden!

 

Ein schönes Wochenende

Euer Dominik

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