Individualität & Improvisation


Guten Morgen ihr Lieben,

heute gibt es mal einen Bericht zum Frühstück.
Nach einem Wochenende an der Nordsee, wo ich mir mal wieder ordentlich Wind hab um die Ohren pusten lassen, konnte ich mit einigermaßen freiem Kopf in die neue Woche starten. Denn mit Vorfreude auf das kommende Wochenende in Stuttgart, wo wir uns eine Preview von Chicago und eine Vorstellung von Tarzan anschauen werden, gibt es weiterhin viel an sich zu arbeiten. Da ist es mal ganz schön, wenn man seine Familie für einen kurzen Moment um sich herum und Zeit zum sich Sammeln hat.

Gestern Abend stand wieder Meissner auf dem Programm. Der Unterricht begann zunächst mit Zettel und Stift: Jeder sollte im Bezug auf das Fach seinen Ist-Zustand und seinen Wunsch-Zustand aufschreiben. Ich musste nicht lange überlegen. Mir sind gleich ganz viele Dinge eingefallen, die ich durch Meissner schon (an mir kennen-)gelernt habe, beziehungsweise was mir momentan schwer fällt. Auch habe ich klare Vorstellungen, woran ich noch arbeiten möchte. Es sollte eine Art an uns gerichteter Brief werden, den wir nach ein oder zwei Jahren wieder bekommen würden, um zu sehen, was sich geändert hat. Dass nach dem Schreiben jeder einen der anonymen Briefe der Gruppe vorlesen sollte, wussten wir noch nicht. Der Vorleser sollte dann benennen, von wem der Brief wohl geschrieben worden sei und dies begründen. Es ist sehr eindrucksvoll, wie sehr die Persönlichkeit im Geschriebenen zum Vorschein kommt. Der Inhalt, aber auch die Art zu schreiben, sagen schon so viel über einen Menschen aus. Für mich war es ein komischer Moment, als meine Gedanken vorgelesen worden sind. Das Schreiben, vor allem über sich, seine Stärken und Schwächen zu schreiben, ist für mich etwas sehr Intimes. Wenn man dann seine Worte von jemand anderem vorgelesen bekommt und mit der Gruppe einfach nur zuhört, ist das ziemlich aufregend.
Man hat wieder einmal gesehen, dass wir alle unterschiedlich sind aber alle hinsichtlich Selbstbewusstsein einen großen Schritt gemacht haben und als Gruppe super zusammengewachsen sind.

Am Montag Abend sind wir als Klasse nach dem Unterricht zusammen ins Theater gegangen. Aber das war nicht in irgendetwas. Es war Improvisationstheater – und nicht nur Improvisationstheater, sondern Improvisationstheater mit unserer Improlehrerin. „Hidden Shakespeare“ heißt die Gruppe – wer Zeit und Lust für einen lustigen Theaterabend hat, sollte es sich nicht entgehen lassen. Eine sehr sympathische Gruppe von fünf Schauspielern beeindruckt das Publikum mit unterschiedlichen „Improspielchen“. Das Publikum wird stets mit einbezogen, ruft Wörter hinein, die die Darsteller in ihrem Spiel mit einbeziehen. Besonders imposant fand ich das Gedichte-Improvisieren. Das Publikum sollte einen Satz vorgeben, mit dem jeder Spieler sein Gedicht beginnen musste. Zudem bestimmten die Zuschauer das Gefühl für den Vortrag.
Wie schnell die Schauspieler auf ihren Wortschatz zugreifen und passende Reime finden konnten, war äußerst beeindruckend!
Einige Gedichte wurden sogar in musikalischer Form vorgetragen!

Im Fach Musikpraxis geht es bei uns auch um das musikalische Improvisieren. Uns bleibt es freigestellt, ob wir als Anreiz ein Bild, ein Gedicht oder einen Zeitungsartikel nehmen, den wir gesanglich improvisieren, oder ob wir völlig frei einen Liedtext fantasieren. Das macht sehr viel Spaß, weil man durch das Zusammenspiel mit dem Pianisten musikalische Anreize bekommt oder ihm welche gibt, was sehr hilfreich ist. Schwerer finde ich es dann schon, eine Melodie auf den Silben „Do Re Mi Fa So La Ti Do“ vom Blatt zu singen. Solmisation nennt sich das System, bei dem jeder Ton mit einer Silbe und einer Handposition verknüpft ist. Das System hilft sehr, die Intervalle kennenzulernen und diese dadurch intuitiv schnell und richtig singen zu können. Trotzdem ist dies eine ordentliche Multitasking-Herausforderung: Die Töne, der Rhythmus, die Handzeichen und die Silben müssen Hand in Hand gehen.
Musikpraxis habe ich heute tatsächlich auch und kann also wieder mein musikalisches Gehör schulen.

Ansonsten arbeite ich gerade an einem Lied, das oft von einem Kinderdarsteller gesungen wird. That’s fun!

Ich mache mich nun auf den Weg Richtung U-Bahn. Habt einen schönen Tag!

Euer Felix

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