Seid so nett und erlaubt mir, meine Gedanken frei heraus zu benennen, so wie sie mich nun treiben. Es ist eine Flut eben dieser, die mich überrollt, wie das Meer den Strand und große Steine langsam in feinen Sand verwandelt, wunderschönen Sand.
Wir lernen uns gegenseitig so intensiv kennen und doch ist das Schulleben im Vergleich zum Leben da draußen eher ein Modell. Aber uns selbst lernen wir kennen, wir machen große und kleine Schritte und ein kleines Wort, welches mich schon länger begeistert, hat nun auch den Weg in meinen Körper gemeistert: Dynamik.
Es ist die 42 aus „Per Anhalter durch die Galaxis“ in unserer Academy. Was macht einen Tanz interessant? Was macht einen guten Sänger aus? Was hilft mir in eine Emotion rein und wieder raus zu kommen?
Wir haben einen wirklich vollen Stundenplan und ich erinnere mich an unsere ersten Tage an der Schule (ist ja auch schon so lange her), an denen wir über die Brücke in der Speicherstadt gelaufen sind und sich vor uns das Schulgebäude zeigte. „Wir haben so ein Glück hier zu sein“, haben wir uns gegenseitig gesagt, „das dürfen wir nicht vergessen“. Und was soll ich sagen? Es gibt Tage, die es einem scheinbar leicht machen möchten das zu vergessen. Wenn Du mit Muskelkater aufwachst, durch die Kälte im Dunkeln zur Schule fährst, die Muskeln völlig ungedehnt sind, der Knöchel schmerzt, Du Deine blauen Flecken siehst und in Ballett nichts klappen mag … Wenn der eine Tanzboden klebt, wir auf dem anderen rutschen und die Leggins reißt. Die Stimme bricht, Du vergisst den Text und bei Impro fühlt sich alles so aufgesetzt an, wenn denn überhaupt etwas kommt. Jetzt ist der Mittag schon vorbei, die Kantine ist geschlossen und es gibt nur noch ein paar Süßigkeiten, dem großen Hunger reicht das aber nicht und das dient durchaus der Müdigkeit. Naja, aber irgendwie schaffen wir es doch in die letzte Einheit und wach halten können wir uns auch. Dann stehst Du auf der kleinen Bühne vor Deinen Mitschülern, Schauspiel. Es klappt irgendetwas nicht so gut und es wühlt Dich auf. Emotionen steigen in Dir hoch, die Du nicht mehr los wirst und das Feedback ist dementsprechend. Der Schultag ist gelaufen und plötzlich bittet Dich ein Mitschüler in ein privates Gespräch. Und ihr redet, lernt euch kennen, privat, tauscht euch aus, öffnet euch und auf einmal wird Dir klar, Du bist nicht allein, es geht allen manchmal so. Da fällt es Dir wieder ein: Deswegen bin ich hier! Jeden Tag möchte ich so viel geben wie ich glaube geben zu können, nur damit mir meine Dozenten zeigen, dass da noch ein wenig mehr drin steckt, in mir. All die kleinen Schritte, die ich nach vorne mache in meiner Entwicklung und all die großen Rückschläge (hui, dynamik), die mich wieder eine Schüppe drauf packen lassen. Mich kennen lernen, lachen und gleich wieder verzweifeln. Viele, viele Korrekturen und ich kämpfe, um besser zu werden. Dann gebe ich mir zu viel Mühe und alles wird steif und statisch. Dann ein kleines, ehrliches Lob meines Dozenten und wieder lege ich einen Zahn zu und es kehrt zurück auf meine Lippen, dieses Lächeln und wieder wird mir klar, deswegen bin ich hier!
Am Abend packe ich dann meine Sachen, fahre die fünf Stockwerke nach unten, verlasse das Gebäude und laufe mit meinen Freunden zur Bahn, blicke noch einmal zurück und da ist er wieder der Gedanke „..ich habe so ein Glück hier sein zu dürfen!“.
Es ist okay zu Zweifeln, es ist in Ordnung zu verzweifeln, denn das ist, was den morgigen Tag so wundervoll sein lässt, zu wissen, „Das ist mein Ding“, über jeden Zweifel erhaben. Und ich kann kaum sagen, wie sehr ich mich auf morgen freue.
„I‘m so lucky to be me“