Go!


Hey ho, ihr Lieben!

Wie ich in meinem letzten Blogeintrag angekündigt hatte, gibt es heute meinen Praktikumsbericht. Und auf den hab ich mich schon sehr gefreut, denn das Thema „König der Löwen“ macht mich momentan sehr euphorisch. Nach meinem Praktikum kommen jetzt erstmal nur „Der ewige Kreis“, „Er lebt in dir“ und „One by one“ in Dauerschleife aus meiner Musikanlage und das wird wahrscheinlich auch noch etwas anhalten.

Letzten Freitag fuhr ich mit Max aus meinem Semester mit dem Boot auf die kleine Musicalinsel. Weil ich durch unseren Theaterbesuch beim Löwen am Anfang des ersten Semesters schon wusste, wo der Bühneneingang ist, suchte ich mit Max erstmal seinen Bühneneingang vom neuen Theater an der Elbe, wo jetzt das „Wunder von Bern“ spielt.
Und dann ging es auch schon sofort los.
Als erstes ging es in die Maske, wo Rafiki schon auf ihrem Stuhl saß und geschminkt wurde. Zwischendurch kamen noch die Löwenkinder Simba und Nala dazu. Es herrschte eine sehr familiäre und entspannte Atmosphäre im Raum. Nebenan besuchte ich noch Scar, gespielt von Willi Welp, der auch bei uns an der Academy Dozent ist. Zwei Stockwerke höher waren währenddessen zwei Frauen dabei, neue Perücken zu nähen oder aufzubessern – auch diesen Bereich der Maskenbildnerei entging mir somit nicht. Dann ertönte bald auch schon der Gong: „noch 30 Minuten bis zur Show“. In der ersten Show war ich bei dem Stage Management. Dafür gibt es erstmal zwei Begriffe zu klären: Caller und Floater. Der Caller betrachtet die Show von einem Raum hinter den Zuschauern aus mit Blick auf die Bühne. Er steht mit anderen Abteilungen in Kontakt und gibt die Anweisungen, wann sich die Bühnenelemente bewegen, die Darsteller auf die Bühne gehen oder das Licht sich verändert. Das ermöglicht perfektes Timing. Er orientiert sich am Text und leitet dann die Kommandos über Funk an die anderen weiter, hat somit die Zügel in der Hand.
Der Floater hat die leitende Funktion hinter der Bühne. Er informiert den Caller, ob die Darsteller für ihren Auftritt auf Position sind und die Bühne fertig umgebaut ist (sollte der Caller das z.B nicht sehen können, weil ein Vorhang die Sicht auf die umzubauende Bühne versperrt). Der Floater sorgt außerdem auch für die Sicherheit der Darsteller.
Während ich dem Floater hinter der Bühne gefolgt bin, musste ich gleichzeitig gut aufpassen, nicht im Weg zu stehen, denn hinter der Bühne läuft genauso eine Choreografie ab wie auf der Bühne. Es kann sein, dass Darsteller schnell zum Umziehen nach hinten müssen oder neue Bühnenteile vorbereitet und auf Position gebracht werden. Gleichzeitig bekam ich dann noch viele Informationen über’s Ohr mitgeteilt, da ich auch die Kopfhörer mit den Informationen vom Caller aufhatte. Cue: „56.2 – ..(Pause).. – go“ hieß es dann zum Beispiel. Ab und zu durfte ich dann auch „pagen“ (Seitenvorhänge öffnen): etwa – „wenn der Refrain kommt, öffnest du schnell den Vorhang, damit Rafiki auftreten kann“ – das war schon sehr spannend! Allgemein war ich vollkommen überrascht, wie viele Menschen hinter der Bühne zu Gange sind. Das sind mehr Menschen, als auf der Bühne und jeder übernimmt viel Verantwortung.
Am Samstag war ich zunächst im Büro und habe die organisatorischen Abläufe wie die Planung der Rollenbesetzung kennengelernt. Durch einige Krankmeldungen musste der Plan nämlich nochmal bearbeitet werden, es müssen Rollen übernommen und/oder getauscht werden.
Was „König der Löwen“ von anderen Musicals unterscheidet, sind die vielen sogenannten „Puppets“. Puppets sind die Puppen, die die Darsteller bespielen. Die Darsteller können zum Beispiel Teil der Puppe sein (z.B. Giraffe), von einer Puppe/Maske ergänzt werden (Mufasa, großer Simba) oder von einer Puppe „ersetzt“ werden (Zazu, Timon). Ein Highlight war, dass ich dann auch einige der Puppets anprobieren durfte.
Die erste Show am Samstag habe ich dann im Publikum sitzend erleben dürfen. Mit den neu erworbenen Erkenntnissen habe ich während der Show natürlich auch immer wieder daran denken müssen, was gerade hinter der Bühne passiert und hatte ständig das „go!“ im Ohr. In der zweiten Show habe ich die Bühnentechnik begleitet – und das war sehr aufregend! Wer das Stück gesehen hat, kennt den Elefantenfriedhof. In der Umbauphase von der ersten Szene zum Elefantenfriedhof durfte ich mit auf die Bühne, musste aber aufpassen, dass ich den abgehenden Darstellern trotzdem nicht den Weg versperre und ich auf die teilweise tonnenschweren Bühnenelemente, die von der Decke kommen, Acht gebe. Zudem war ja auch nicht viel Licht da und es musste alles sehr schnell gehen. Dann hieß es noch: „Achtung, die Drehbühne dreht sich gleich, nicht erschrecken“. Jetzt kann ich schon mal sagen: Ich stand während der Show bei König der Löwen auf der Bühne. Vielleicht ja irgendwann auch mal nicht nur während des Umbaus hinter dem Vorhang – wer weiß, wer weiß. 🙂
Nach einem weiteren spannenden Tag am Sonntag, wo ich hauptsächlich den Dresser-Part kennengelernt habe, wartete noch ein großes Highlight auf mich, dass das erlebnisreiche Wochenende krönend abschloss: Der zweite Akt im Orchestergraben. Zwischen den Musikern konnte ich noch einmal ganz intensiv die Musik genießen. Kurz vor der Finalszene winkte der Dirigent mich zu sich und ich hatte einen wunderbaren Blick auf die Bühne. Ab und zu ein kleines Zuzwinkern von einigen Darstellern machte das Finale noch um einiges emotionaler 😉
Dieses Wochenende hat mir noch einmal gezeigt, dass es genau das ist, was ich machen will! Und das Schöne ist, dass man mit ganz vielen Menschen in einem Boot sitzt und dass etwas ganz Großes entstehen kann, wenn alle Hand in Hand arbeiten.

Bis bald!

Euer Felix

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