Ihr Lieben,
ich habe euch ja schon erzählt, dass ich zurzeit versuche ein ganz bunt gemischtes Repertoire an Songs zu erarbeiten.
Und dabei kam ich in den letzten Wochen unter anderem zur Abteilung „lustige Songs“.
Zunächst denkt man dabei ja vielleicht: „Pah, das ist ja total easy…viel einfacher als ganz ernste, tiefgründige und hochemotionale Songs!“
Aber sobald man sich dann tatsächlich selbst an einen Song heranwagt, dessen Story man total lustig findet, wird man schnell vom Gegenteil überzeugt.
Meistens hat man den Song ja z.B. auf Youtube gehört und die Performance einer bestimmten Person im Kopf, die man total lustig fand. Aber nun möchte man ja sein eigenes Publikum zum lachen bringen, anstatt sich selbst über den Songs zu amüsieren.
Also stellt sich einem die Frage: „Wie geht das denn überhaupt richtig: Das „Lustig-sein“?“
Unser 6. Semester macht es uns dieses Wochenende vor!
Es spielt im Rahmen seiner Abschlussprüfung eine Mischung aus zwei modernen, komischen Stücken von Christopher Durang, der vielen sicher als Autor des allseits sehr beliebten „Tunfisch-Monologs“ aus seinem Werk „Gebrüllt vor Lachen“ bekannt ist.
Und als ich mir am Mittwoch die Generalprobe angeschaut habe, habe ich mich an vielen Stellen wirklich kaum mehr eingekriegt vor lachen! So viele witzige Stellen des Stücks funktionieren ein soo gut…. 😀 Ich freue mich schon Morgen eine weiter Vorstellung zu sehen!
In den letzten Wochen habe ich für mich aber auch vor allem herausgefunden wie es eher NICHT geht! Von 3 Möglichkeiten möchte ich euch im Folgenden berichten:
1) Personen, die man selbst gesehen hat und lustig fand kopieren.
Wenn wir andere nachahmen, kaufen uns andere unseren gespielten Charakter meist nicht ab. (Das gilt für lustige, aber auch für ernste, traurige, …einfach für alle Arten von Songs/Monologen/etc.!)
Der Charakter wirkt auf das Publikum dann nicht glaubhaft und so kann es auch nicht mit ihm mitfühlen.
2) Einen Witz ganz besonders durch „übertriebenes Schauspiel“ hervorheben wollen.
Je mehr wir versuchen eine Textzeile, die wir lustig finden hervorzuheben, desto weniger lustig wirkt sie meist für andere. Der Inhalt des Textes ist ja sowieso schon lustig…wenn wir dann noch in „Overacting“ verfallen wird der Charakter meist überzogen und der Witz wirkt zu gewollt. Oft gilt: Weniger ist mehr!
UND 3) (das wohl tödlichste für einen Witz) „FORESHADOWING“!!!
Natürlich haben wir den Song bevor wir ihn einem Publikum präsentieren schon oft gehört und selbst gesungen und wissen ganz genau welche Stellen wir selbst als lustig empfinden. Und vielleicht gibt es sogar Stellen, an denen wir selbst (auch nach dem 20. mal) noch laut loslachen könnten. Das bringt allerdings die Gefahr mit sich, dass wir lustige Stellen bewusst, aber auch unbewusst ankündigen, bevor sie überhaupt kommen. Und dabei sollten wir eigentlich genau das Gegenteil tun! Je überraschender eine Pointe kommt, desto lustiger ist sie doch meist…
Je ernsthafter und glaubwürdiger ein Charakter also mit dem Thema seiner lustigen Geschichte umgeht, desto lustiger ist sie für den Zuschauer!!!
Eine Mitschülerin hat letzte Woche beispielsweise den Song „Alto´s Lament“ von Zina Goldrich und Marcy Heisler gesungen.
In dem Song klagt eine Musicaldarstellerin ihr Leid darüber, dass sie so gerne einmal Soproan, bzw. die Melodiestimme in einem Song singen würde, aber egal wo sie hinkommt, sie muss immer die Altstimme singen. Wie sie das in dem Song versucht zu erklären ist sooo lustig!
Sie klagt einerseits ihr Leid und präsentiert zwischendurch dann immer wieder die Altstimmen von verschiedensten bekannten Musicalsongs, wie z.B. „I Feel Pretty“ aus der „West Side Story“.
Und meine Mitschülerin hat sich dabei kein bisschen über irgendeine Songzeile lustig gemacht, sondern ganz ernst und verzweifelt von dem Leid dieses Charakters erzählt. Und so war das mit dem an sich schon total humorvollen Songtext sooooooooo lustig!!!!! 😀 Wir haben alle Tränen gelacht!
Ich bin dabei all das bei meinen lustigen Songs zu berücksichtigen und bin gespannt, wie verschiedene Ideen dann tatsächlich funktionieren.
Das wichtigste bei lustigen Songs ist schließlich dann, dass man sie einem Publikum präsentiert, um zu sehen, wie sie auch tatsächlich wirken…so ganz sicher kann man sich nämlich nie sein, was ein Publikum dann tatsächlich lustig findet und was vielleicht nicht.
Oft ist man dann total überrascht, weil man selbst dachte, dass GANZ ANDERE Stellen lustigen wären als die, bei denen das Publikum dann am Ende lacht…
Euch allen wünsche ich ein tolles Wochenende, meine Lieben,
bis zum nächsten mal,
eure Luisa