Wenn jemand sagt, er mache Musical, dann heißt das, er spielt 5-6 mal die Woche eine Show. Wir aber, das zweite Semester, wissen was es heißt „Musical zu machen“.
Am Anfang braucht man eine Idee. Oder mehrere. Verschiedene Themen, Probleme, Spielorte, Rollen. Man muss sich dann auf die beste Idee einigen. Aber nicht genug davon: Man muss zu der Idee eine ausgeklügelte Geschichte haben. Es soll nicht zu stumpf sein, aber auch keine hohe Kunst. Man muss es in einem kleinen Zeitrahmen über die Bühne bringen, trotzdem muss Witz drin sein, und eine Nachricht, die man auf verschiedene Bereiche anwenden kann.
Wenn es dann eine konkrete Idee gibt, muss diese ausgeschrieben werden. Szene für Szene muss ein Skript mit Text, Regieanweisungen, Auf- und Abgängen ausformuliert werden, bis die Geschichte auf mehrere Seiten gedruckt vorliegt.
Da nun eine Grundidee steht, muss man überlegen welchen Aufwand man sich machen will. Wie teilt man das Personal für welche Aufgaben ein? Wer kann was? Wie kann man diese speziellen Eigenschaften nutzen? Und vor allem: Wie setzt man das Personal in den Rollen ein. Da niemand unbeschäftigt sein soll, werden die Rollen so ausgeschrieben, dass für jeden eine da ist. In geheimer Wahl wählt dann jeder seinen Favoriten für jede Rolle. Diplomatisch wird dann jede Rolle besetzt. Und natürlich Gruppen gebildet. Verantwortliche für Kostüm, Musik, Technik und Tanz müssen bestimmt werden.
Dann beginnt der wesentliche Prozess der Entstehung. Die Gruppen arbeiten für sich und immer wieder Treffen sich alle und präsentieren ihre Vorschläge. So setzen sich erste Szenen zusammen. Es werden Lieder geschrieben. Normalerweise hat man jemanden, der einen genialen Stil hat und Songs schreibt, die man aus der Feder immer wieder erkennt und die harmonisch perfekt und einfach etwas besonderes sind. Wenn man so jemanden nicht hat, oder aber ( wie bei uns ) die Zeit fehlt, bedient man sich einfach schon bestehender Songs und ändert sie einfach ab.
Es wird Musik geschnitten und gesamplet, damit man eine Grundlage für Tanzschritte hat. DIe Choreographien müssen ausgedacht werden. Der noch schwierigere Schritt ist dann, diese jedem Teilnehmer beizubringen.
Kostüme müssen teilweise aus bestehenden Kellern, Schränken, Fundusecken gekramt werden. Oder aber man nutzt die geschickten Hände der Mitschüler und diese Nähen bestimme Teile einfach. Auch verändern sie Accessoires damit sie in‘s Stück passen. Ebenso muss das Bühnenbild entworfen werden. Bestimme Bühnenelemente müssen getischlert werden. Schwarzer Stoff, Sperrholz und Gaffa-Tape sind besonders häufig zu verarbeiten. Gerne nach dem Motto : „ Wenn das Gaffa nicht hält, habe ich zu wenig genommen.“
Wie kann man schließlich jede Szene mit technischen Effekten noch unterstützen. Wo übertreibt man? Wo hilft man dem Verständnis der Geschichte? Alle Ideen werden schließlich in riesigen Kisten und Säcken zusammengetragen, auf einen großen Haufen geschüttet und alle Beteiligten setzen sich drum herum. Man nimmt Idee für Idee in die Hand, erkennt die Form und das Ausmaß und versucht es mit allen anderen Ideen zusammenzusetzen. Diese „Puzzelstunden“ nennt man in der Fachsprache dann „Proben“.
Nach drei Monaten merkt man dann, dass die Aufführung schon in zwei Wochen ist und man fängt an leicht in Panik zu verfallen. Man gerät in Panik, treibt alle Personen jeden Abend zusammen um das Stück endlich richtig durchzupauken.
Sollte es zu schlechter Stimmung oder wilden Streits kommen, ist man oft auf dem richtigen weg. Aus Erfahrung empfählen wir aber den professionellen Weg: Einfach immer die Nerven bewahren und deeskalierend handeln. Mal einen Tag probenfrei lassen könnte helfen.
Sobald man erkennen kann, was es mal werden soll, kann man etwas Werbung machen. Familie und Freunde einladen, Termine im Internet veröffentlichen.
Schließlich müssen Cues bestimmt werden. Der Pianist muss wissen wann er welchen Song spielen soll. Die Technik muss Programmiert werden damit jedes Bild und jede Einspielung zum richtigen Moment kommt. Alle Szenen müssen ausgeleuchtet werden, Lichtstimmungen gespeichert und Lichteffekte installiert werden.
Im Optimalfall hat man nette Menschen, die das Ergebnis dann auch auf Bild und Ton festhalten.
Natürlich legt man dann Final einen tollen Auftritt hin und begeistert die Massen.
Na gut, von Massen können wir nicht sprechen. Aber wir danken allen, die gekommen sind. Und wir sind froh, das Projekt von vorn bis hinten durchgezogen zu haben. Wir sind froh, dass es uns gelungen ist, Zuschauer für eine ganze Stunde zu unterhalten und dann auch noch Komplimente von Leuten zu bekommen, die es eigentlich wirklich wissen müssen. Dazu noch Komplimente, die man im Leben nicht oft hört. Und das wichtigste: Es hat uns Spaß gemacht. Sehr sogar. Es hat uns Energie gegeben die Chance zu haben, vor Menschen, und teilweise Fremden, etwas eigenes zu Zeigen. Etwas, wo viel Arbeit drin steckt. Das bestätigt uns wohl wieder in unserer Berufswahl.
Und auch wenn wir all froh sind vor erst nicht mehr mit den Projekt zu tun zu haben:
Es was geil!
So macht man Musical.