Auch wenn es bereits einige Wochen her ist, möchte ich euch meinen Erfahrungsbericht vom ersten Bühnenworkshop in der Neuen Flora nicht vorenthalten:
Wenn sich 26 spielwütige Musicalschüler in ein 1965 Plätze fassendes Theater drängen und es gar nicht abwarten können auf die Bühne zu springen, könnte man mit deren Collage wohl auch den ausverkauften Saal erfolgreich bespielen.Doch auch nur für Mitschüler und die Schulleitung hat jeder am Samstag früh, den 06.10.2012, in der neuen Flora das Beste gegeben und seine ganz individuellen Erfahrungen auf Tarzans Teppich-Bühne gesammelt.
Als uns Constanze und Perrin im ersten Company Meeting diesen Semesters (kaum zu fassen, dass schon wieder so viel zeit vergangen ist) von einem Bühnen-Workshop in der Neuen Flora berichteten, konnte wir es gar nicht abwarten und ich machte mir bereits früh Gedanken, mit welchem Song man diese große Bühne und die Verstärkung durch ein Mikroport wohl am besten nutzen könnte. So ein Termin soll natürlich gut geplant und nicht verschwendet sein!Ich entschied mich dann aber doch dafür, mich der Songauswahl für aktuellere Anlässe zu widmen, denn DER Song für die Neue Flora würde sich dann schon mit der Zeit herauskristallisieren.
Und genauso kam es dann auch. Irgendwann hielt ich den Song „Heimweh nach dem Kurfürstendamm“ von der Legende Hildegard Knef in der Hand und entwickelte dann das ironische Konzept, dieses große Spielhaus mit meinem gemütlichen Berliner Chanson in ein kleines warmes Lagerfeuer zu verwandeln, indem selbst Nicht-Berliner ein klein wenig Heimweh verspüren sollten. Als „Ur-Berliner“ war die Grundvoraussetzung für eine ehrliche Performance meinerseits ja schon mal gegeben!Ich hatte durch einen Zufall, der mir die Songliste der Teilnehmer als ersten vor die Nase brachte, die Ehre den Workshop quasi zu eröffnen. Gleichzeitig mit diesem ehrenvollen Gefühl durchflog mich kurz der Gedanke, dass ich ja dann um ca. 9:00 Uhr an der Reihe sein und meine Stimme, wie morgens recht normal, nicht die wachste sein würde. Die Bedenken verflogen schnell… vom Zuschauen der anderen würde meine Stimme auch nicht wacher werden!
Also hieß es Samstag früh voller Optimismus und Freude, auf zum Bühneneingang der neuen Flora. Und so prunkvoll der Haupteingang auch sein mag… für uns ist der Bühnen- und Darstellereingang dann einfach doch spannender und aufregender, weil es direkt zum Herzen eines jeden Spielhauses führt.Nach einer kurzen Führung und Erinnerung an die wichtigsten Regeln, die die reibungslose Durchführung einer Musicalproduktion nun mal benötigt, marschierten wir alle gemeinsam in den Zuschauerbereich und ließen uns in so ziemlich der Mitte des riesigen Zuschauerraums nieder, um eine optimale und neue Sicht auf unsere Mitschüler erhaschen zu können.Für die dort derzeitig ansässige Produktion „Tarzan“ wurde die Bühne speziell hergerichtet und bearbeitet, sodass sie einem erstmal etwas ungewohnt unter die Sohlen kommt. Weich wie ein Teppich, durchlöchert wie ein Schweizer Käse und dann doch wieder robust wie jede andere Bühne. „Gewöhnungsbedürftig und interessant“ waren meine ersten Gedanken, als wir auf der Bühne unsere Stimmen in Form brachten und die Fläche etwas auskundschaften konnten.
Nachdem die ersten 10 Performer, inklusive mir, mit einem Mikroport ausgestattet wurden, sorgte ich dafür, dass Michael, unser grandioser Korrepetitor, das notwendige Notenmaterial hat und brachte mich in Position, um von Berlin zu schwärmen. Es war ein sehr ungewohnter Anblick, denn selbst wenn man schon auf etwas größeren Bühnen gestanden hat, sah der Zuschauerraum bei mir zumindest nicht so pompös und groß aus! Das leicht nervöse Kribbeln direkt zuvor, war beim Betreten der Teppich-Bühne schnell verflogen und ich konnte es nutzen, um die folgenden Minuten voll auszukosten. Danach hieß es dann, sich dem Mikroport zu entledigen und dieses und die Bühne für die nächsten Künstler bereitzustellen.
Da mein Werk erstmal getan war, konnte ich es die restlichen Stunden genießen, meinen Mitschülern zuzuschauen und zu „konsumieren“, wie ich es immer nenne. Als Darsteller gibt man soviel von sich und ist so oft der „Lieferant“, dass man es natürlich mit etwas kritischerem Blick und meistens auch schnell analytisch betrachtet, aber die Position als „Konsument“ umso mehr wertschätzt. (-Diese Metapher werde ich wohl noch häufiger verwenden =) ) Bei so vielen tollen Performern und Songs, die ausgesucht wurden, konnten die nächsten Stunden nur unterhaltsam werden. Interessant auch, weil man jeden einmal aus einer neuen Perspektive sieht und der Klang durch das Mikrofon natürlich auch noch mal anders ist. Die Erfahrung im Umgang mit den Mikros ist auch extrem wichtig, da es bei einigen eine Übersteuerung gab, wenn etwas mal zu laut war. Daran muss man sich gewöhnen und lernen damit umzugehen – seine persönliche Skala entdecken.
In dem direkt anschließenden Erfahrungsaustausch als Konsument und Lieferant erläuterte Perrin jedem zu seinem Auftritt Verbesserungsvorschläge: was auf großen Bühne vielleicht nicht so wirkt, wie auf kleiner oder welche ganz individuellen Macken plötzlich unübersehbar sind und an was gearbeitet werden muss.
Der Abschied vom haus wurde einem nur durch den Gedanken erleichtert, dass man in 2 Wochen noch einmal auf dieser Bühne stehen würde(Shari berichtete letzte Woche 😉 ), denn dieser Workshop war ein wirkliches Geschenk, was jedem Freude bereitet hat, aber auch gezeigt hat, was auf einen zukommt und an was in diesem Zusammenhang jeder einzeln arbeiten muss.
Euer Dominik