Wenn wir in unserer Ausbildung, nicht gerade etwas verrengt, verstaucht, gezerrt oder verdreht haben, ist die Bewegung ein sehr großer Bestandteil in unserer Musicalausbildung.
Doch bevor ich anfange das Thema „Bewegung“ näher zu erklären, hier eine kurze Tippliste, wie all diese Verletzungen umgangen werden können :p
1. vor dem Unterricht immer ausreichend aufwärmen
2. abrupte und ungewohnte Bewegungen, wie zum Beispiel komplizierte Sprünge erst einmal in halbem Tempo testen und sich nicht gleich voller Energiewahn ins Geschehen stürzen
3. Entspannungsübungen am Abend, wie zum Beispiel die An- und Entspannungsübung aus Qi-Gong, die ich in einem Septemberblog erwähnt habe, oder aber Yoga/Pilates
4. auf den Körper hören, und Schmerzen nicht einfach ignorieren
5. genügend Schlaf und eine ausgewogene Ernährung, die viel Eiweiß enthält, da dieses die Knochen stärkt (gut sind auch Magnesium- oder Calciumpulver, die man
zusätzlich in Form von Pulver oder Tabletten einnehmen kann
6. bei beginnenden Schmerzen die betroffene Körperstelle mit Eiswürfeln massieren und dann ruhen lassen, so können starke Schmerzen schnell und effektiv gelindert werden
7. gezielte Bewegungen, wie zum Beispiel Krankengymnastik. Der Patient lernt bestimmte Bewegungsabläufe, um die betroffenen Stellen zu trainieren und den temporären Schmerz das nächste Mal zu verhindern.
🙂
Bei uns spielt das Thema „Bewegung“ im Moment eine sehr große Rolle, da wir in unserem Schauspielprojekt einige akrobatische Elemente einbauen werden, die natürlich auch ihren Sinn und Zweck erfüllen sollen, und nicht nur ausgeführt werden, um zu zeigen was wir können, beziehungsweise am Ende des Semesters können werden:p
Hierzu gibt es ein sehr interessantes Kapitel im Buch unseres Schauspieldozenten Jürgen Schwalbe „Salto rückwärts aus dem Stand“. Wer das Buch bereits besitzt, findet dieses Kapitel auf den Seiten 86 bis 91.
Doch für die Anderen, werde ich versuchen das Wichtigste zusammenzufassen und die Verbindung von Bewegungen mit dem Bereich Schauspiel zu erklären.
Ziel einer Bewegung in Schauspiel, auch auf andere Fächer bezogen, ist es, eine Geste zu entwickeln, und sei sie noch so klein, die optisch für den Zuschauer bis in die Unendlichkeit reicht. Der Aufwand, den diese Bewegung mit sich bringt, darf jedoch nicht ersichtlich sein, sodass es für das Publikum nicht nach Arbeit(saufwand), sondern ganz natürlich und vor allem ungeplant aussieht.
Dies funktioniert nur, wenn man alle Bewegungen im Körper verankert, damit sie leicht und ungezwungen aussehen.
Da Bewegung etwas Alltägliches ist, denkt man eigentlich nicht, dass es uns oft schwerfällt, sie gezielt einzusetzen. Auch ist es so, dass der Mensch, wenn er sich bewegt, Probleme, hohe Anforderungen und Konflikte des Alltags vergisst und man diese zu einem späteren Zeitpunkt besser bewältigen und damit umgehen kann.
Dazu fällt mir ein Zitat aus dem wunderschönen Tanzfilm „Billy Elliot“ ein.
Hier der Trailer:
Bei Billys Vortanzen wird er gefragt, wieso er den Wunsch hat Tänzer zu werden und seine Antwort fasst meiner Meinung nach die Willenskraft und den Drang zur Bewegung um die Außenwelt um sich herum zu vergessen, sehr gut zusammen.
„Ich bin einfach da und fliege wie ein Vogel. Wie Elektrizität, ja wie Elektrizität.“
Wenn man also Bewegung in den Körper bringt, regt diese einen Fluss im Inneren, der, wenn man den Bewegungen und Impulsen, die entstehen folgt, die persönliche Kreativität anregt.
Das wiederrum bestätigt die Studie, dass Kinder, die früh mit dem Tanzen beginnen, also früh Bewegungsabläufe lernen und spielerisch kleine Choreographien aufnehmen, in der Schule erfolgreicher sein können, da sowohl die Konzentration, als auch die Kreativität und der Ideenreichtum gefördert werden.
Auf die darstellerische Arbeit bezogen, aktiviert Bewegung den Atem, den Rhythmus von gesprochenen oder gesungenen Texten, als auch die Lust an der Weiterbewegung. Um Impulse einfach laufen lassen zu können, können verschiedene Kampfsportarten, wie zum Beispiel TaiChi, Capoeira oder Karate hilfreich sein können, da sie durch die Einheit von Natur, Mensch und Seele vor vielen Jahren entstanden sind.
In Schauspielszenen hilft Bewegung zum Beispiel, wenn man im Text an eine Stelle gelangt, in der man nicht mehr weiß, wie man etwas sagen kann. Dann heißt es innehalten und die Situation auf sich wirken lassen, damit eventuelle Impulse offen gelegt und bemerkt werden können. Wenn so eine Bewegung in der Stille entsteht versucht man mit ihr zu spielen, zu experimentieren und sich dabei zuzuschauen was der eigene Körper macht, ohne nachzudenken.
Und dieses „geschehen lassen“, den Impulsen folgen und ihre Wahrnehmung sind es, die einer Rolle die Individualität des Künstlers verleiht und sie zu etwas Eigenem macht. (Oft hilft es auch, Musik in einer Szene einzusetzen, da Musik oft bestimmte und bekannte Gefühle in einem selbst auslöst, oft auch unbemerkt.)
„Bewegung ist also ein komplexes Mittel, um Emotionen, Regungen oder Handlungsimpulse sowohl in Gang zu setzen, als auch sichtbar werden zu lassen oder auch zu transportieren.“ (S. 89)
Da sich jeder Mensch auf eine andere Art und Weise bewegt, und lässt sich auch nur der kleinste Unterschied feststellen, wird die Persönlichkeit eines Darstellers wie eben schon erwähnt also durch die Bewegungen der Rolle freigesetzt und deutlich gemacht, denn leider entwischen Bewegungen oft , obwohl genau diese erzählen, was nicht ausgesprochen wurde. Doch um all dies zu erreichen, muss man es schaffen, sich von all dem Leistungsdruck, den man sich selbst immer macht, frei zu machen und aufzuhören an Ergebnisse, Kontrolle und Erwartungen zu denken, denn meist ist es eine kleine Bewegung, die eine Situation entsehen lässt, eine Szene zu einer guten und aufregenden Szene macht und vor allem den Beginn der Verwandlung von Persönlichkeit zum Rollencharakter ausmacht.