Heyho ihr Lieben!
Mit dem heutigen Tag beginnt nun also schon die 3. Probenwoche unserer Produktion von „GODSPELL“. Und inzwischen sind wir schon so weit, dass wir nun mit Durchläufen des ersten und zweiten Aktes beginnen können.
Langsam aber sicher, werden die vielen Szenen und Songs emotional greifbar für mich. Inhaltlich ist es anfänglich offen gestanden sehr schwierig für mich gewesen, die Handlung oder die Zusammenhänge zu begreifen. Da ich in einer Familie aufgewachsen bin, in der Religion nie eine wichtige Rolle gespielt hat, war es vor allem in der Vorbereitung schwer für mich zu verstehen, wie groß die Bedeutung der einzelnen Gleichnisse sind, die in diesem Stück vorgestellt werden.
Gleichzeitig spüre ich auch mehr wie sehr es mir hilft mir für meine Bühnenfigur, die ja in Stücktradition meinen Alltagsnamen hat, eine eigene kleine Biographie entwickelt zu haben. Man begibt sich mit seiner Rolle einfach auf eine Reise, bei der man mit jeder Probe die Möglichkeit hat hier und da etwas zu verändern, was sich irgendwie falsch angefühlt hat oder nicht gut funktioniert hat. Sowas würde ich mir manchmal auch in der Realität wünschen :D.
Ich denke jedem von uns geht das so. Ich empfinde es als sehr spannend zu sehen, wie sehr unser Semester mit dem 5. Semester mehr und mehr zusammenwächst. Heute probten wir zum Beispiel das Finale, welches sehr ergreifend ist. Kein Auge blieb trocken. Alle lagen sich in den Armen. Ein etwas extremes, aber trotzdem sehr befreiendes Erlebnis.
Dabei muss ich zugeben, dass ich auch etwas über meine Grenzen gegangen bin. Man entwickelt mit der Zeit eigentlich ein Gefühl dafür, wie weit man sich emotional in eine Sache steigern kann. Ich würde es selbst als eine Art „gesunde Schizophrenie“ beschreiben. Besonders das Schauspielfach Meisner hat uns dahingehend geprägt, die Bühnenwelt von der realen Welt unterscheiden zu können. Es mag ein wenig plakativ klingen, aber ich hatte mich so sehr in den Moment gesteigert, dass es mir für ein paar Minuten schwer fiel aus dieser Trauer herauszukommen. Das hatte mich kurz etwas überfordert.
In der Ausbildung geht es natürlich auch darum, seine eigenen Grenzen zu erleben. Nun weiß ich, wie weit ich gar keinen Fall noch einmal gehen werde. Und ich bin auch froh darüber diese Erfahrung während der Proben gemacht zu haben und nicht erst vor Publikum. Nach etwas Ruhe und einem Gespräch mit einem Freund aus meinem Semester ging es mir dann auch bald wieder gut und ich konnte wieder lachen :). „Happy End“ sozusagen…
Hoffentlich habt ihr noch eine schöne Restwoche,
bis bald euer Justus 🙂