Hallo liebe Leser,
heute bin ich etwas „duselig“ im Kopf oder wie man das auch nennt, wenn sich der Kopf vor Anstrengung so leer anfühlt?? Naja auf jeden Fall ist mein Kopf leer ;). Der hat nämlich einen sehr anstrengenden Tag hinter sich!
Wir haben nämlich heute in Musical Scenes heute mit der Rollenarbeit an unserem Mädchen-Terzett angefangen. Letzte Woche haben wir die aktualisierten Texte bekommen und sollten uns schon einige Gedanken machen, sodass wir heute mal ausprobieren können. Wir bearbeiten „This Side of the Tracks“ aus “ The Great American Trailer Park“. Ein eher unbekanntes Stück – aber geil ;). Es geht darum, dass wir 3 Frauen in einem sogenannten „Trailer Park“ also Wohnmobil-Park in Amerika leben. Also geht es um sehr einfache Leute, die zudem ein wenig ordinär und „derb“ sind. Ich hoffe ihr versteht was ich damit meine. Um mich meiner Rolle zu nähern habe ich gleich gestern Abend meine Cowboy-Stiefel, eine zerfetzte Hose und das Karo-Hemd rausgekramt. Und siehe da, das war eine sehr gute Idee 😉 Zwischendurch habe ich mich echt schon sehr wohl gefühlt und hatte das Gefühl ich bin meiner Rolle sehr nah, was mir unsere Dozentin auch teilweise bestätigt hat.
Ich habe mich sehr darüber gefreut, denn ich habe das Gefühl, dass für mich persönlich „Schauspiel“ sehr im Zentrum meiner Arbeit steht. Letztes Semester wurde mir oft gesagt (vorallem bei Liedinterpretationen) ich würde dazu neigen „over-acted“ zu sein. Deshalb habe ich nun die Energie etwas zurückgenommen und mir auch vorallem im Gesang mehr Balladen gesucht um die Ehrlichkeit im Spiel zu finden. Ich hoffe ich bin noch verständlich ;). Nun wird mir aber oft gesagt, dass ich zu wenig Energie haben würde und dadurch, dass ich mich zurücknehme eine sehr schüchterne und leidende Ausstrahlung habe. Also suche ich nun nach der goldenen Mitte :D. Und ich muss sagen, es klingt komisch aber irgendwie kann man diese Mitte spüren. Es fühlt sich dann so an als wär man jemand und würde als derjenige handeln ohne dies vorher zu planen. Aber in keinem Falle ist man in dem Moment man selbst. Also ich spüre es, wenn es funktioniert nur habe ich leider noch nicht rausgefunden wie ich da bewusst hinkomme und das auf Knopfdruck… Manchmal verlässt dich die Rolle auch zwischendurch oder du sie oder wie auch immer man das beschreiben mag ;). Es ist also gar nicht so einfach wie ich immer dachte. Denn dann wirds noch komplizierter und man muss wenn man dann in der Rolle ist auch gewisse Sachen wie z.B. die Einstellung zu jedem Satz sich bewusst machen. Gestern hatte ich z.B. einen Schauspieldurchlauf in dem ich komplett in der Rolle war. Hinterher hat sich allerdings herausgestellt, dass ich für einige Sätze andere Einstellungen brauche, weil die die ich mir überlegt hatte nicht gepasst haben. So musste ich einen Satz z.B. von flehend zu „bist du wahnsinnig“ ändern ;).
Auch in Liedinterpretation arbeiten wir daran diese Mitte zu finden. Denn ich bin jemand der sich gerne mit viel Energie in Performances schmeißt. Leider hält meine Gesangstechnik das noch nicht wirklich aus und die Töne und auch die Performance verpuffen in alle Richtungen anstatt fokussiert zu bleiben und beim Publikum ordentlich anzukommen. Dadurch bin ich unsauber beim singen und manchmal wieder overacted. Aber ich bin so froh, dass ich dies mit meinen Dozenten erkannt habe und weiß woran ich arbeiten muss. Ich schätze, Vieles davon ist Übungssache und wird mit der Erfahrung kommen – hoffe ich zumindest ;).
So nun aber zurück zu Musical Scenes: Da war ich nun in meiner Jeans und den Cowboy Stiefeln und vesetzte mich ca. 2 Stunden in eine derbe, entspannte Wohnwagenbraut, was sehr sehr viel Spaß macht. Kurz vor Ende des Unterrichts kamen unsere Dozenten auf die Idee, wir könnten ja nochmal aus Spaß „Gay or European“ aus Legally Blonde durchmachen, was wir bereits bearbeitet haben und was auch Teil der Prüfung sein wird. In dieser Szene spiele ich einen amerikanischen Fitness-Star (B-Promi) vor Gericht, eine Richterin und eine Friseurin. innerhalb von 4 Minuten!!! Und das jetzt in Cowboy-Stiefeln ohne Klamottenwechsel – ich war sehr gespannt! (Normalerweise trage ich ein hauch von engem Kleid mit Plateau Pumps) Und mein Kopf arbeitete auf Hochtouren um es zu schaffen auch hier in die Rollen zu finden und sich alles nochmal schnell vor Augen zu führen, was ich mir zu den Rollen überlegt hatte. Aber da ging es auch schon los und ehe ich mich versah waren wir schon wieder durch ;). Ein sehr sehr spannender Durchlauf mit viel neuem Input von allen Seiten und auch ich habe so Einiges anders gemacht und die Lacher von außen sprachen sehr dafür, dass diese Veränderungen positiv zu sehen sind.
Danach war aber auch keine Zeit zum Ausruhen, denn wir wussten, dass wir in Seminar unsere ersten Duo-Szenen vor Perrin und dem ersten Semester zeigen sollten, damit er sieht auf welchem Stand diese sind, da sie Teil der Prüfung sind. Also hieß es: gleich für die nächste Rolle vorbereiten! Tobi und ich spielen eine Szene aus einer bearbeiteten Version von Goethes „Die Leidern des jungen Werthers“. Also heißt es sich in eine andere Sprache und andere Zeit zu versetzen. Ich war sehr aufgeregt, weil ich nicht wusste was die Aufregung verändern würde und wie gut ich meine Rolle finden und halten kann. Letztendlich war es nicht unsere beste Szene aber wir haben uns ganz gut geschlagen, glaube ich – fürs erste Mal vor Publikum. Perrin hat uns dann noch Denkanstöße für die nächsten Arbeitsschritte gegeben und ich bin schon sehr gespannt, was diese verändern werden!
Tja nach meiner quasi 4. Rolle am heutigen Tag war ich auch ganz schön gerädert… Ich denke das kommt daher, dass ich noch so viel mitdenken muss und dafür arbeiten muss in eine Rolle zu kommen und sie dann laufen zu lassen, also nicht jeden Schritt vorhersehen und kontrollieren zu wollen. Aber dafür sind wir ja hier – um das alles zu lernen ;). Ich freue mich schon, wenn ich das dann irgentwann beherrsche!
So, ich hoffe das war alles nicht zu abstrakt und kompliziert und ihr habt mir einigermaßen folgen können?! 😉
Auf jeden Fall wünsche ich euch eine gute Nacht,
Lieben Gruß,
Alexandra