Die Aufgabe für heute war: Singt einen Song! Er darf allerdings nicht aus einem Musical, einer Oper oder einer anderen Theaterform sein.
Erlaubt war also Pop, Rock, Electro, Techno, Country, Jazz, Hardcore, Emo, EmoCore, Screamo, Rap, HipHop, Hard Rock, Alternative, Blues, Brit-Pop, Classic-Rock, Club, House, Dance, Funk, World, Heavy Metal, Grunge, Indie, Punk, R&B, Soul, Reggae, Schlager, Volksmusik … Also so alles, was man sich so denken kann. Ganz so exotisch war unsere Auswahl nun aber nicht. Genre-technisch war Robin, mit seiner selbstarrangierten Version von „Jain“ von Fettes Brot, schon das Highlight. Aber wir hatten viele schöne Jazz- und Pop-Songs.
Wir hatten den Workshop alle gemeinsam. Also alle Semester in einem Raum mit Perrin, Stephan und Nadja. Stephan hat den Workshop mit einem selbstgeschriebenem Song eröffnet. Zumindest war der Text selbstgeschrieben. Melodie und begleitung erinnerten dann doch schon recht stark an „My Way“.
Nachdem jeder seinen Song gesungen hat, ist Perrin erstmal auf den Unterschied zwischen Pop- und Musicalsongs eingegangen.
Was man unterbewusst manchmal glaubt ist, dass man Popsongs anders singen muss. Anders auf einer technischen Schiene. Aber warum? Singen ist doch singen. Ist es auch. Bei mir kam dieses Bild vom „anders“ singen durch die Hilfestellung mancher Korrepetitoren, Popsongs freier zu singen. Technisch macht man aber nichts anders als bei Musicalsongs. Freier kann man sein, da Popsongs oft so notiert sind, wie es ein bestimmter Interpret mal auf einer Aufnahme gesungen hat. Davon kann man abweichen, um sich den Song zu eigen zu machen. Im Musical hingegen, muss man den Song oftmals Note für Note so singen, wie es auf den Noten steht. Das liegt daran, dass die Songs miteinander verbunden sind. Sie erfüllen alle einen Stiel oder ein Muster. Ihr Inhalt treibt die Handlung des Stücks weiter und die Notation ist genau auf den Text abgestimmt welcher zusammen mit der Melodie eine Spiegelung der Gefühlserfahrung der Rolle ist. Na gut, man ist nicht immer an die Noten gefesselt. Aber es gibt Komponisten wie Jason Robert Brown die jede Gefühlsschwankung in Text und Begleitung auskomponieren. Dort ist keine Note zufällig. Die Musik ist wie das Script, sie gibt vor was die Rolle durchlebt.
Im Pop wiederum entstehen die Noten oft erst nach der Aufnahme. Man orientiert sich an einem Sänger, der seine Erfahrungen in einen Text geschrieben hat oder er gibt vor diese Erfahrungen gemacht zu haben und singt darüber. Natürlich sind hier auch Emotionen hörbar. Auch hier kann man Geschichten bauen. Jeder der es singt, kann den Text anders auslegen. Diese Abweichungen werden oft klar, wenn man einen neuen Song hört, und sich die Bedeutung selbst auslegt. Wenn man dann nach einigen Tagen im Fernsehen oder Internet das offizielle Musikvideo zum Song sieht, passiert dort aber eine ganz andere Geschichte. Oder Andersrum: Man sieht ein Musikvideo in einer fremden Sprache. Erst wenn man sich die Zeit nimmt den Text genau zu übersetzen, erkennt man dass man den Inhalt evt. ganz anders auslegt als die Videoregieseure.
Ebenso kann man Musikalisch den Rahmen brechen und sich das Stück anpassen. Evt. muss man dann auch von einem Cover sprechen. Ein Musical-Song ist allerdings nicht so dehnbar, dass man nach einer Musikalischen Änderung noch von einem Musical-Song reden kann. Er entspricht dann eher dem Genre, das ihn geprägt hat.
Was wir auch festgestellt haben ist: Pop-Songs sind oftmals ungeeignet für Auditions. Liegt daran: Es handelt sich nunmal um Unterhaltungsmusik, die stark durch den Groove oder Beat getrieben ist. Solche Musik hat meist ein Schlagzeug oder einen Bass der durchgroovet. In einer Audition hat man nunmal nur ein Klavier zur Begleitung. Den Beat muss man dann im Gesang einbauen, was eine Herausvorderung an sich ist. – Es gibt aber auch Musicalsongs, die dieses Problem bergen. Beste Beispiele sind RENT, AMERICAN IDIOT und wenige Songs aus Spring Awakening.
Mein heutiger Popsong war übrigens: