Die arbeitslose Soldatenfrau im Sumpf der Drogen.


„Ja ist denn schon wieder Weihnachten!?“ – Die selbe Frage habe ich mir bei den Soloshows der letzten Woche gestellt… es kommt mir wie gestern vor, als die Shows des letzten Abschlussjahres mich als „noch Neuling“ begeisterten. Was damals so fern & groß wirkte (Luisas Bericht entspricht da genau meiner Gefühlslage) ist nun plötzlich viel näher und plausibler. Ich beobachte auch aus dem Blickwinkel von jemandem, der sein eigenes erstes Konzept in ca. 6 Monaten vorstellen muss. Ich habe auch schon einige große Ideen und baue jede mehr und mehr aus, besonders nach der vergangenen Woche, aber fokussiere mich zur Zeit natürlich stärker auf die Prüfungen und lasse die ersten Vorbereitungen nebenher laufen.

Da sich Luisa nur auf Donnerstag beziehen konnte, werde ich kurz die Soloshows vom Freitag zusammenfassen.

Lisa, Tobias & Marlon schlossen die diesjährigen Präsentationen feierlich ab. Dieser Abend war recht historisch geprägt, da wir gleich zwei mal mit der Zeit unter dem Nazi-Regime konfrontiert wurden, im einzelnen jedoch trotzdem komplett unterschiedlich. In einer der beiden Arbeiten werden wir in die Welt einer Soldatenfrau gezogen und erleben ihr Leid während der Entbehrung ihres Gatten. Noch tragischer macht es die Tatsache, dass wir auch den schönen Beginn ihrer Beziehung miterleben und dadurch den hohen Fall in die Realität. Als es an der Tür klopft und sie sich vor Angst unter dem Tisch zu verstecken versucht, hat es mich auch fester in den Stuhl gedrückt. In der zweiten der beiden auf diese spezielle Zeit gepolten Shows, begleiten wir einen Juden in Berlin, der fernab seiner Mutter seinen Job verliert. Aus nächster Nähe erlebt er die Unterstützung, die Hitler bei seinen Hassreden bekam. Er vergisst, dass er nicht schwimmen kann und versucht einem verprügelten, von der Brücke gestoßenem Mädchen zu helfen… Ich persönlich bin der Meinung, dass man sich mit der Entscheidung, eine Show in einer mehr oder weniger länger vergangenen Zeit zu spielen durchaus eine Schwierigkeit mehr ins Haus holt. Es steht zur Aufgabe, diese Zeit und ihre Menschen realistisch darzustellen und dabei geht es nicht nur darum, sich einige Daten zurechtzulegen und die historischen Hintergründe zu kennen. Viel wichtiger sind die Verhaltensweisen der Menschen, das Sittenbild und ähnliches, der sogenannte Zeit-/Lokalkolorit. Als nicht-Bewohner dieser Epoche habe ich mich gut zurückversetzt gefühlt, wäre aber gespannt eine Meinung von einem Zeitzeugen zu hören.

Zwischen diesen beiden Stücken wurden wir für eine Weile ins heute zurückgeholt. Undzwar gleich so richtig – in einen Sumpf voller Drogen und einem Psychologensitzungs-Marathon. Wir erlebten den Protagonisten in immer neuen und verrückteren Positionen auf „der Couch“ und kamen gemeinsam mit ihm immer mehr hinter seine angebliche Verrücktheit und den Kern seiner Probleme. Wie bei so vielen Beispielen heutzutage lernte er letzten Endes wohl eher wenig daraus.

Um ehrlich zu sein wirkt das ganze nach einem recht belastenden Abend, bei diesen ganzen knallharten Themen. Aber da es zwischendrin immer wieder clever eingebaute Auflockerer gab, wurde man nicht davon überwälzt, sondern leise und intensiv in diese Abgründe gezogen. Gruselig. Ich verbleibe ent- und begeistert.

 

Einen Schönen Wochenstart

Euer Dominik

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