Mit dem heutigen Tag zieht die erste Prüfung ins Land und somit uns von den Schultern. Das befreit ungemein und bietet den noch anstehenden Tagen etwas mehr Platz im Prioritätenverteiler. Trotz des normalen Unterrichtsablauf heute fand inmitten des Tages die Song Literature Prüfung statt – die erste der Performance Prüfungen. Dieses Fach wird vom ersten und zweiten Jahrgang gemeinsam belegt und verbindet in der Prüfung Musical-geschichtliche Aspekte mit einer Performance. Schon seit dem ersten Semester macht es diese Prüfung zu etwas ganz besonderem, da man zunächst in ein einem meist eher unbekanntes Thema eintaucht und sich darin dann kreativ entfalten kann. Eine Vorbereitung auf die Eigenarbeit im 5. Semester im Grunde genommen. War es im ersten Semester noch eine Einzel-, im zweiten eine Doppel-, war es nun eine 4er bzw. 5er-Aufgabe, die es zu bewältigen galt.
Meine Fünfergruppe und ich haben die Aufgabenstellung bekommen die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft von im Exil lebenden deutschen Künstlern zu beleuchten, die aus verschiedenen Gründen das Heimatland verließen und sich im Jahre 1940 zusammenfinden. Wir selber sollten dabei spezielle historische Persönlichkeiten darstellen. Der sonstige Rahmen war frei. Unsere einzigen Vorgaben: nur deutsche Musik, die in einem bestimmten Zeitraum, bis maximal 1941 geschrieben wurde; Jeder brauchte ein Feature, also einen Solosong oder Auftritt in einem Duo/Terzett & zwei Ensemble-/Gruppennummern waren verlangt. Zunächst verkrampften sich meine Synopsen beim Lesen dieser Aufgabe, weil ich mich schon in Geschichtsbüchern wälzen sah, da ja alles Hand und Fuß haben soll, was wir spielen bzw. erzählen wollen. Gleichzeitig überflog mich aber auch ein freudiger Schauer, da ich für die deutsche Musik aus damaliger Zeit schwärme und die Tiefe der Lieder sehr schätze. Dass banale Dinge als Synonym für hochpolitische und revolutionäre Aussagen benutzt werden und Menschen beeinflussen konnten und sollten. Wir haben angefangen, indem jeder sich überlegt hat, wen er gerne darstellen würde (Es lag eine Beispielliste bei) und dann wurde geschaut, welche historische Verknüpfungen zustande kamen und wie die Konstellation nach kurzem Schieben zu passen schien war verblüffend – damals wie heute scheint die Welt ein Dorf zu sein! Dann nahm alles seinen Lauf. Wir teilten uns in Gruppen, wie Scriptschreiber oder Musikarrangeure, um Zeit zu sparen und trafen uns dann um Ergebnisse zusammenzutragen. Die Solo-Songs hat jeder hauptsächlich selbst beigesteuert, ich für meinen Teil wollte „Die Ballade vom Wasserrad“ eh schon seit Ewigkeiten mal singen und hatte nun endlich einen Anlass, mich darum zu bemühen. Passend auch noch, weil ich Hanns Eisler mimte und dieser auch der Komponist von diesem und anderen ausgewählten Liedern ist. Um einige restliche Songs zu erwähnen, weil sie einfach alle so schön sind: Eine kleine Sehnsucht, Wenn ich mir was wünschen dürfte, Erinnerung an die Marie A., die Ballade vom ertrunkenen Mädchen. Hervorheben möchte ich noch unsere Opening-Nummer, die wir auch als letztes der Liste der ausgewählten hinzufügten: Und ich werde nicht mehr sehen das Land aus dem ich gekommen bin. Im Endeffekt der grundlegende Gedanke unseres Konzepts. Es ist ein recht schlichtes Lied, dass aber eine unverwechselbare Stimmung mit sich bringt. Wir haben daraus einen vierstimmigen Satz gemacht und es als ruhigen Einstieg wirken lassen. Für mich war das heute der magischste Moment, weil es ruhig & gleichzeitig so intensiv war.
Ich bin mir sicher, in Zukunft noch mehr Anekdoten von diesem Projekt berichten zu können, weil es bei mir einen bleibenden Eindruck hinterlassen hat. Nun erstmal huschhusch ins Bett.
Morgen heißt es: Musical Scenes Prüfung!
Eine schöne Restwoche,
euer Dominik