Die Waffe seiner eigenen Perfektion


Es gibt Tage oder Stunden an denen ich mich frage, was das frühere „Zeug“ alles gebracht hat. Habe ich manche Dinge mit der Zeit abgeworfen und ist es zu lange her, um sie wieder hervorzuhieven oder hindert mich manches sogar daran, neues aufzunehmen!?

Da ich schon von der Grundschule an bei allen möglichen darstellerischen Aktivitäten tätig war, wusste ich auch, dass ich das in der Oberschule weiterführen möchte und danach dementsprechend auch. Als dann der Darstellende – Spiel – Kurs rief, war ich der erste in der Reihe und konnte es nicht erwarten. Die drei Jahre, die ich mit einer beeindruckend experimentellen und erfahrenen Lehrerin verbringen durfte, gaben mir zurückblickend das Selbstvertrauen, mich dieser Berufung zu stellen und aufs Ganze zu gehen. Ich lernte das mir bis dahin völlig fremde „Physical Theatre“ kennen und erkundete das neue Terrain. Die Schritte waren mal mehr, mal weniger groß, doch brachten sie mich zu einer soliden Abiturprüfung unter selbiger Überschrift. Aber der Weg war aufregend und mit so einigen Selbstzweifeln behaftet. Eines der Probleme war damals, dass ich wohl der einzige oder einer der Minderheit war, die sich auch nach dem Abschluss in diesen Ozean schmeißen wollte. Da der DS-Kurs mit dem Ruf behaftet war, gute Noten für wenig Aufwand auszuschenken, war die Arbeitseinstellung bei einigen eher kontraproduktiv. Ich kann diese Einstellung durchaus nachvollziehen und denke, dass so etwas an normalen Schulen durch die großen Interessenunterschiede auch erstmal nicht zu vermeiden ist, möchte damit aber nur ausdrücken, dass ich noch mehr mitgenommen hätte, wenn viel mehr Leidenschaft und Herzblut von der Gemeinschaft vorhanden gewesen wäre. Ich sage das auch, weil ich denke, dass es da draußen viele verwandte Seelen gibt, die das gleiche erleben und sich nach besseren Zeiten sehnen! Wenn man das Ziel vor Augen hat, dann kommen diese auch, keine Angst ;-)! Nun nutzte ich die zeit dennoch so gut es ging und genoss die 2 großartigen Produktionen, die in dieser Zeit entstanden. Im Abschlussjahr hatten wir sogar ein Stück, das in einem gewissen Rahmen Improvisationstalent verlangte und mir damit wieder Türen in neue Welten öffnete. Die Klausurenaufgabe war klar formuliert: Ändere jeden Abend etwas und analysiere, wie es funktioniert hat oder nicht und wie es andere beeinflusst hat etc. So etwas Frisches und neues hatte ich seit dem Ausflug ins Physical Theatre nicht erlebt. Bezüglich diesem kann ich jedem nur raten, der sich für die Darsteller-Sparte oder auch nur Bewegung interessiert, sich dieser Seite zu öffnen und sich einige Produktionen anzuschauen. Zunächst scheint es wie von einem anderen Stern, aber wenn man einmal dahinter blickt und eine eventuelle Symbolik oder tiefere Anspielung erkennt, zeigt es einem, wie man Dinge auf andere Weise sagen kann oder auf gut deutsch, was für Darstellungsformen es da draußen sonst noch gibt.

Dieses Thema schließt den Kreis, denn bisher könnte man meinen, dass ich von diesen Ausflügen nichts in der Ausbildung anwenden hätte können. Das ist ehrlich gesagt auch der Gedanke, der mir gekommen ist. Dennoch merke ich wenn ich länger darüber nachdenke, dass sich einfach alles zusammenfindet und im Besten Fall zu einer Waffe konzentriert, die in allen Bereichen einsetzbar ist. Jeder Workshop, den man gemacht hat, alles was man ausprobiert und als gut für einen selbst empfunden hat speichert sich. Da bin ich mir sicher. Selbst wenn man oberflächlich manchmal denkt, dass Dinge in Vergessenheit geraten oder unbenutzt verstauben, findet sich doch alles wieder. Sei es allein die Raumwahrnehmung oder die des Partners, die sich durch Kontaktimprovisation beispielsweise, also eine Art von Ausdruckstanz, stark gebündelt hat, jede gewonnene Kontrolle über den Körper in jeglichem Tanzen oder einfach die Improvisationsarbeit, die einem jetzt umso leichter Wort und Tat kommen lässt. Diese „Waffe“ muss also gut poliert und natürlich mit immer Neuem bereichert werden, um sich stetig in Richtung einer individuellen Perfektion zu bewegen. Zu seiner eigenen Perfektion.

 

Euer Dominik

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