„The Fantasticks“ in Herz & Hirn


„The Fantasticks“ war jetzt schon die 4. Produktion, die wir als Semester gemeistert haben und es ist, wie jedes andere mal auch, wieder erschreckend, wie wochenlange Proben an zwei Tagen und insgesamt ca 4h30 wie im Flug ihr Ziel erreicht haben und in das Fach für „Erinnerung“ gepackt werden können. Das ist natürlich im Vergleich zur realen Berufswelt etwas unrealistisch, da du da meist auf einen langen „Run“ hoffst und hinarbeitest, oder zumindest einer mindestens 2-stelligen Anzahl an Vorstellungen. Bei uns ist natürlich entscheidend, dass die Produktionen Performance-Prüfungen sind und somit ein kleiner Teil der gesamten Prüfungsmaschinerie. Es ist also schlicht keine Zeit für noch mehr Vorstellungen, da wir in bereits einer Woche in unsere Prüfungswoche starten. Dass alle unserer bisherigen Produktionen das Zeug hätten, länger irgendwo zu laufen, würde wahrscheinlich niemand im Publikum bestreiten wollen. Nichtsdestotrotz bleibt keine wirkliche Zeit zum nachtrauern oder wirklich verarbeiten, da der Löwenanteil ja noch vor uns liegt. Trotzdem möchte ich, nachdem Luisa ja schon auf liebste Art von uns berichtet hat, meine Eindrücke des vergangenen Wochenendes schildern. Und da ich pünktlich zur Vorstellungszeit krank geworden bin – eine Angewohnheit, die sich mein Körper seit der Soloshow angeeignet hat…-.-… – hatte ich heute bei Tee und Textlernen genug Zeit, das Wochenende noch einmal Revue passieren zu lassen.

 

Wie bei jeder Produktion bisher gab es wieder einen spannenden, konzeptionell neuen Aspekt: Der Backstage-Bereich bleibt dem Zuschauer größtenteils die ganze Zeit einsehbar. Zusätzlich wurden viele Requisiten und Bühnenbildteile erst während der Ouvertüre für die Show vorbereitet. Insofern musste ich mich vor jedem Durchlauf mehrmals vergewissern, dass alles an seinem zugewiesenen Platz ist, damit ich nachher nicht im halben Kostüm dasitze oder ein Requisit fehlt. Es war also jedes mal aufs neue sehr aufregend so „unfertig“ zu sagen, dass man bereit für die Show ist. Und auch während das Publikum seine Plätze einnahm, waren wir alle fleißig am quatschen in unseren einsehbaren Umkleiden. Das gab einem kaum die Möglichkeit die sonst so übliche Aufregung zu entwickeln…man war ja schon von Anfang an sichtbar und nahm alle Geräusche aus dem Zuschauerraum wahr. Während der Ouvertüre habe ich mich auch nie wirklich beobachtet gefühlt, weil wir alles noch hinter einem imaginären Vorhang umgebaut haben und ich diesen nach den vielen Wochen Proben auch mit Publikum für mich etablieren konnte. Energetisch habe ich mich wahrscheinlich noch nie so gut vorbereitet gefühlt. Das schwierige war, dass wir innerhalb von wenigen Sekunden nach der Ouvertüre in die Figur im Stück schlüpfen mussten. Wozu man normalerweise Zeit hat, bevor der Vorhang aufgeht, hatten wir hier nur einen Moment. Einmal gestartet zieht diese Show aber Darsteller gleichermaßen wie Zuschauer mit ihrem Tempo mit und man kommt gar nicht mehr wirklich zum groß nachdenken. Besonders Timing war ein deutliches Thema in der Probenarbeit. Denn jeder gute Witze-erzähler oder Comedian weiß, dass die Poente die beste der Welt sein kann, aber nur funktioniert, wenn das Timimg stimmt. Und genau mit diesem gab es jedes mal neue Anregungen und Versuche, um dafür zu sorgen, dass aus jedem noch so untergründigen Witz dessen volles Potential ausgeschöpft werden kann. Dadurch hatte die Show in vielen Szenen einen enormen Zug an Energie und an anderen dann die verdiente Pause, in der die wahren Probleme und Gefühle der Familien auf den Tisch gepackt wurden.

Bei jeder der beiden Vorstellungen war es wirklich erfreulich, wie das Publikum mitgegangen ist. Mitgelacht hat, wenn das Stück eine trockene Poente nach der nächsten bot & ruhig und gebannt war, wenn es im zweiten Akt plötzlich sehr ernst und traurig wurde. Denn genauso ging es mir auch. Hinter der Bühne hat mich allein der Klang der Duette von unseren Kindern im Stück beispielsweise wirklich berührt. Trotz des recht hohen Tempos der Proben, dank dem wir schnell mit dem Material durch waren, haben die Figuren untereinander enorme Beziehungen aufgebaut. Auf diesem Wege möchte ich mich bei allen Beteiligten bedanken…“The Fantasticks“ wird mir noch lange in Herz & Hirn bleiben.

 

Allen Lesern wünsche ich noch eine angenehme Woche,

euer Dominik

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