Und schwups befinden wir uns in der Premierenwoche…besser gesagt genau zwei Tage vor genau dieser! Unglaublich…plötzlich ist die Zeit nur so dahingeflogen. Stück für Stück kam, wie wir hier schon fleißig berichteten, jedes Teil des Puzzles dazu. Angefangen von den ersten musikalischen Proben, die uns mit dem durchaus schwierigen Material bekannt gemacht haben & dem ersten szenischen Stellen über die Sitzprobe mit der Band bis zu unserer Dress Rehearsel heute.
Im englischen ist eine Dress Rehearsel mit unserer Generalprobe gleichzusetzen, wohingegen sie heute bei uns die erste Probe mit allem drum und dran bezeichnete. Der erste Durchlauf mit Band & unter anderem das erste mal, dass wir einiges an Videomaterial sahen, welches während der Show hinter uns abgespielt wird und den Handlungsstrang untermalt oder weitertreibt. Mit dem Näherrücken der Premiere, wurde auch die letzten Tage immer wieder auf die Uhr geschaut, wie viel zeit wir zur Vorbereitung auf die Show bräuchten. Das ist wichtig, um festzulegen, wann die Cast ihre „Call Time“ vor einer Vorführung angesetzt bekommt. Der Zeitpunkt, an dem man sich vor Ort befinden muss und sich von da an auf die Show vorbereitet. Die Reihenfolge ist diesbezüglich, wenn nicht anders angesagt, selbst zu entscheiden, ob ich also zuerst mein Mikrofon vom Ton hole, und mich dann ins Kostüm fummle oder umgekehrt. Man lernt auch durchaus schnell, welche Kombination evt. nicht die praktischste ist und kann es am nächsten Abend besser machen. Ich gehöre zu drei Darstellern aus der Cast, die bereits vor Publikumseinlass Backstage sein müssen, weil wir sonst keine Möglichkeit hätten, ungesehen dorthin zu gelangen. Das heißt, dass wir bereits ca. eine viertel Stunde vor Showbeginn fertig sein müssen, um den ganzen Prozess nicht zu verzögern. Im Normalfall hat man während des Einlasses noch mal die Möglichkeit, Kleinigkeiten zu richten oder auf Toilette zu gehen oder ähnliches. Ich als „Johannes, der Täufer“ muss vor der Show sehr viel Pre-setten, damit ich es während dieser griffbereit habe, wo ich es benötige. Vor jedem Durchlauf die letzten Wochen konnte ich also schon meine Liste an Dingen üben, die ich vor jeder Show ablaufen muss. Erst wenn ich alles überprüft habe, kann ich mich wirklich entspannt auf den Beginn vorbereiten. Gleichzeitig wird das aber schnell zu einer Art Ritual und versetzt mich persönlich schon oft in einen recht ruhigen Konzentrationszustand, den ich als Darsteller vor so einer Show durchaus brauche. Da gibt es unterschiedlichste Typen. Einige fangen an wild zu reden oder brauchen Nähe von anderen & andere suchen sich evt. ein ruhiges Plätzchen zum ausruhen. So lange sich diesbezüglich jeder respektiert und man mit offenen Augen durch die Welt läuft, um zu vermeiden, jemanden in seiner Konzentration zu stören, sind diese unterschiedlichen Bedürfnisse durchaus interessant, frisch & erwünscht. Gerade wenn man viel zu pre-setten hat, kann man sich auch schnell verrückt machen, ob denn wirklich alles an seinem rechten Platz ist. Manchmal habe ich mich selber dabei erwischt, dass ich anfänglich nicht an mein eigenes Pre-setting geglaubt habe und mit einer gewissen Angst vor „Unfällen“ in eine Szene oder ähnliches gegangen bin. Dem sorge ich gerade nach der Erfahrung der letzten zweieinhalb Jahre an der Academy vor, indem ich mit feste Wege setze, die ich vor einer Show gehe, um sicher zu stellen, dass alles an Ort und Stelle ist. Sehe ich das alles, zwinge ich mich dadurch, zumindest was das Pre-setting betrifft, zu entspannen, denn wenn eine Requisite beispielsweise nicht richtig positioniert sein sollte, dann kann ich es in dem Moment nicht und ändern und man kann nach dem Run versuchen zu klären, wie diese von dem eigentlich richtigen Pre-set verschwinden konnte. Dementsprechend konnte ich heute auch trotz einer recht hektischen Vorbereitung auf die Dress Rehearsel, bestens gepre-settet starten. Es war ein wirklich schönes Erlebnis, das gesamte zu sehen und mitzuerleben. Die Arrangements sind einfach unglaublich und die Licht-, Ton & Bildeffekte verweben sich wirklich beeindruckend zu einem ganzen.
Zeitgerecht, trotzdem historisch im Sinne des religiösen Themas, herzergreifend, mitreißend, tanzbar. Das sind alles Worte mit denen ich unsere Inszenierung von „Godspell“ unter anderem beschreiben würde. Wer also noch Zeit hat, sich dieses Wochenende die Erstaufführung des neuen deutschen Texts mit den neuen Arrangements von der 2012er Boradway-Produktion anzuschauen, der soll nicht lange überlegen und sich verzaubern lassen! Auf dieser Seite findet ihr einen Link zu dem Ticketverkauf!
Ich wünsche euch eine schöne Restwoche und uns noch einen erfolgreichen letzten Probentag,
euer Dominik