Den heutigen Eintrag werde ich, wie Alexandra in ihrem letzten Post bereits prognostizierte, meiner ersten Performance-Prüfung am vergangenen Samstag widmen. Das erste Semester hat über das Fach Songliterature die Aufgabe bekommen, einen maximal 12-minütigen Vortrag über ein geflopptes Musical vorzutragen. In diesen integriert sein sollten mindestens zwei Songs aus dem zu bearbeitenden Musical. Ich habe eine mir bis dato eher unbekannte Show zugeteilt bekommen, die gleichzeitig eine sehr interessante Bearbeitung mit sich gebracht hat und mir wohl noch sehr lange erhalten bleiben wird: „Jacques Brel is alive and well and living in Paris“
Auf diese besondere Prüfung habe ich mich schon vor der Aufgabenverteilung gefreut, weil ich es immer spannend finde, sich mit einem zugeteilten und eventuell unbekannten Thema so intensiv auseinanderzusetzen. Bei meinem Stück habe ich mich erstmal gefragt, ob das eventuell zwei Musical sind, weil ich auch mit dem Namen Jacques Brel leider erstmal nur wage etwas anfangen konnte und der Titel einfach so lang und erstmal auch sinnlos schien. Zunächst widmete ich mich der Musik, weil ich dachte, dass die Erarbeitung der Songs wohl mehr Zeit in Anspruch nehmen würde und man sich natürlich auch zuerst die Noten besorgen muss etc. Ich stöberte im Internet und hörte alle Titel durch. Ein wirkliches Bild bekam ich noch nicht, bemerkte nur, dass die Lieder teilweise nicht wirklich zusammenpassten und jedes einen sehr eigenen Klang mit sich brachte. Also bestand meine „Noten zu besorgen“-Liste aus 6 möglichen Songs, weil ich mich einfach nicht entscheiden konnte. Glücklicher Weise wurde mir diese Entscheidung abgenommen, da ich insgesamt auch nur an die englischen Noten von drei der Titel kam. Also hatte ich eine Songliste, die ich jetzt nur noch in den zu erarbeitenden Vortrag einbauen musste und, die es unbedingt mal wert ist, reinzuhören: Fanette, Alone und Jackie. An Information fehlte es mir in der Quantität nicht, aber wohl eher in der Qualität, denn ich fand viel über die erfolgreiche Anfangszeit am Off-Boradway heraus (1874 Performances), jedoch so gut wie gar nichts über die Gründe des Scheiterns am Broadway selbst (51 Performances). Also versuchte ich mir diesbezüglich selbst Gedanken zu machen und eine Tabelle von eventuellen Gründen zusammenzustellen. Über die Show selbst ist kurz und bündig zu sagen, dass sie nur aus Chansons von dem belgischen Sänger Jacques Brel besteht und keine zusammenhängende Handlung hat, sondern jedes Lied neue Charaktere auf die Bühne bringt und eine neue Situation behandelt. Diese Chansons reichen von tief depressiv zu hyperaktiv und zu hoffnungsvoll, revolutionär und bieten somit eine beachtliche Bandbreite an Spielmitteln. Sich durch das ganze Stück ziehende Grundthema würde sich wahrscheinlich folgendermaßen formulieren lassen: Das unüberwindbare Leben und wie die Menschen sich doch nicht davon unterkriegen lassen. Ein bis heute und in alle Ewigkeit wohl sehr allgemeines und philosophisches und viel beschäftigendes Thema. Um den Vortrag auch für mich etwas auflockernd und trotzdem informativ zu gestalten, entwickelte ich das Konzept, selbst als Jacques Brel ein kleines Pub-Konzert zu geben und dabei über das ihm gewidmete Stück zu sprechen. Ich blickte dann natürlich mit einer gewissen Grundnervosität auf die Prüfung, freute mich aber auch, zu zeigen, was für ein tolles Stück ich vorstellen darf, denn mittlerweile hatte ich mich mit den drei Songs und dem Menschen dahinter schon stark angefreundet. Die Chansons Fanette und Alone habe ich nicht nur aus Zeitgründen zusammengezogen, sondern auch, weil sie einfach so schön ineinander übergehen. Im ersten Lied geht es um eine nicht erwiderte bzw. eingebildete Liebe, die einen Menschen einsam zurücklässt und der darauffolgende Song erzählt von der Vergänglichkeit des Lebens und grob gesagt, wie jede Person am Ende alleine dasteht. Nach diesen beiden eher schweren Brocken zu Beginn meiner Präsentation und dem zu haltenden Vortrag, wollte ich die Stimmung noch ein wenig mit dem dritten Chansons auflockern, der mit sehr hohem Tempo und sehr viel Text vorfährt: Jackie. So witzig wie er auch zunächst scheint, birgt dieser aber auch wieder eine Message zwischen den Zeilen. In gewisser Weise wird hier das Showbusiness kritisiert für eine zu große Oberflächlichkeit und ein oft nur sehr kurze Zeit im Ruhm und Rampenlicht bzw. wieder die Vergänglichkeit dieser.
In diesem Sinne bin ich sehr gespannt auf die Ergebnisse und hoffe, dass ich den Zuschauern in der Prüfung einen guten Eindruck der Show und von Jacques Brel selbst geben konnte, denn dieser hat mich wirklich fasziniert. Es lohnt sich, mal einige seiner Songs bei Youtube anzuhören oder sich Interviews von ihm anzuschauen. Jacques Brel ist meine Inspiration des Jahres und ich werde sein Material wohl auch noch in die nächsten mitnehmen und mir eine Scheibe von ihm abschneiden!
Eine schöne Woche!
Euer Dominik