Mittlerweile ist die seit Monaten besungene Veranstaltung schon seit etwas mehr als einer Woche passé und es steht schon wieder so viel an, dass fast nur das Verkünden der Ergebnisse oder Feedbackgespräche noch mal daran erinnern. Nichtsdestotrotz habe ich das „Leben nach der Soloshow“ wohl etwas intensiver erlebt. Ich war schon einige Tage vor meinem Auftritt mit Fieber im Bett und konnte mich aber bis zu den Tagen der Soloshows zum Glück wieder aufpäppeln mit den Wundermittelchen der modernen Medizin. Jedoch direkt danach brach es wieder über mich und ich konnte eine gesamte Woche nicht am Unterricht teilnehmen. Das war recht heftig und gab mir aber die Möglichkeit das Erlebte noch einmal detailliert zu verarbeiten.
Ehrlich gesagt ist es mir, so komisch es vermutlich klingen mag, zunächst einige tage recht schwer gefallen die Soloshow-Phase einfach so loszulassen. Es hing noch an mir und beschäftigte mich viele Tage. Es ist ein komisches Gefühl, für eine längere Zeit so viel Arbeit in ein Projekt zu stecken und dass dieses dann nach 45 Minuten unwiderrufbar vorbei ist kann einen auch in einer gewissen Weise frustrieren, wenn man nicht damit umzugehen weiß. Eigentlich ist dieses Gefühl ja Gang und Gebe in unserem Beruf, aber war bei der Eigenarbeit extremer, weil man ja die meiste Zeit alleine mit seinen Gedanken und Ideen gearbeitet hat und man die gesamte Verantwortung des Konzepts trug. Die Paar Tage Zwangspause halfen mir also, mich vernünftig von dieser Phase zu verabschieden – vorerst.
Der Prüfungstag begann zunächst mit der erfüllten Hoffnung, dass es mir gut genug ging, um die Show guten Gewissens zu spielen. Durch viel Besuch aus der Heimat von Freunden und Familie hatte ich außerdem ein riesiges Gefühl der Unterstützung hinter mir. Ich war pünktlich genug in der Academy, um mir noch die Generalprobe einer Mitschülerin anzuschauen – das hat mich tierisch runtergebracht und zentriert, jemand anderem beim Performen zuzuschauen. Gleichzeitig hätte ich es einfach schade gefunden, wenn ich sonst nicht mehr dazu gekommen wäre, mir ihr Programm anzusehen. Dann bereitete ich meine gesamten Requisiten vor, die ja unter anderem aus einem Einkaufswagen, meinem Lieblingsstück, bestanden und richtete erste Dinge hinter der Bühne, um den Umbau nach der zweiten Show zu meiner so schnell wie möglich zu gestalten. Es war total aufregend so kurz davor zu sein, das Baby zur Welt zu bringen, wie man so schön sagt. Da mein Opening daraus bestand, den Raum von außen zu betreten, floh ich inkognito nach dem Umbau wieder aus dem Studio, um mich schnell in einem anderen Raum umzuziehen, während das Publikum wieder seine Plätze einnahm. Als alles bereit war, richtete ich mich im Hausflur ein, um loszulegen und schwups…war jegliche Aufregung dahin. Ich fühlte mich bestens vorbereitet und wusste, dass meine Helfer drinnen das genauso waren und ihr Bestes geben würden. Also Begann ich ordentlich Krach zu machen und betrat nach den ersten Schreien von außerhalb und damit auch schon den ersten Publikumsreaktionen den Raum. Von da an verging alles ziemlich schnell und reibungslos. Alle Patzer, die in Durchläufen zuvor auftraten, waren ausgemerzt. Bereits während meines Anfangsmonologs war ich überwältigt von der enormen Reaktion im Publikum, die man ja nie wirklich simulieren kann. Das warf mich glücklicher Weise nicht aus dem Konzept, weil ich mich wirklich wie in einem direkten Gespräch fühlte und mich nicht als „Beglotzter“ vorkam, sondern das Publikum dank Sallicht teilweise genauso beglotzte. Irgendwie befand man sich auf einer Ebene. Nach dem Beginn, folgte ein Wechsel in der Darstellungsart und ich verließ den Publikum-wahrnehmenden Rahmen gänzlich. Von daher bekam ich danach in meiner „Blase“ nicht mehr so viel von den Reaktionen mit, wie zuvor, außer natürlich, wenn etwas lustig war…das Lachen an und für sich ist ja glücklicher Weise eine meist laute Reaktion, die einen schnell bestätigen und bekräftigen kann. Ab einem gewissen Zeitpunkt zum Ende der Show, als meine Hauptfigur, der Obdachlose, alles verloren hat und am Ende seiner Hoffnung steht, sind allerdings unerwartete Dinge passiert. An Stellen, die ich zur Erheiterung und zum Lachen erahnt hätte, blieb es ruhig…es war eine interessante Stille, die mir gleichzeitig das Gefühl gab, die volle Aufmerksamkeit zu haben. Ich sollte auch schnell herausfinden, woran das lag. Nach dem letzten Song, Happy End more or less, und einem Zitat von Mutter Theresa („Gott erschuf nicht die Armut, er schuf nur uns.“) erwartete ich, wie bei den anderen Soloshows den Applaus. Der blieb aber für gefühlt mehrere Sekunden aus. In das Black der Beleuchtung hinein gab es wieder diese gewisse Stille. Eine angenehme, evt. erleichterte Stille. Ob das Publikum etwa genauso erleichtert wie ich war, dass sich die Geschichte doch noch zum bestmöglichen gewendet hat?
Nach dieser gefühlten himmlischen Ewigkeit, folgte aber ein erwarteter Applaus und alles schien wieder zur Normalität zurückzukehren. Was dann aber direkt nach der Show und auch am Ende des Tages auf mich eindrosch war mehr als überwältigend. Unzählige Menschen, ob gut gekannte Mitschüler, Freunde oder Familienangehörige oder eher Fremde kamen auf mich zu und berichteten kurz von ihrem individuellen Erlebnis mit meiner Show. Unglaublich. Das Konzept war natürlich darauf ausgelegt Menschen zu berühren und ihnen das Thema näher zu bringen, aber mit diesen Reaktionen hätte ich nicht gerechnet. Bis dato hatte ich noch kein Erlebnis, was mich in diesem Maße bewegt hat…wenn Menschen dir erzählen, an welchen Stellen deiner Show Gänsehaut kam, die erste, zweite oder dritte Träne floss, dann geht das direkt unter die Haut, weil man ja selber das alles beim Entwickeln der Geschichte schon mal durchlebt hat. Dass ich geschafft habe das zu vermitteln, ist mehr als ich mir erträumt hätte.
Mit diesen Gedanken schließe ich die Reihe „Soloshow“…
…fürs erste, denn wer weiß, in welche Richtung sich die Geschichte um den Obdachlosen noch entwickeln wird.
Euch allen eine schöne & erfolgreiche Woche,
euer Dominik