Vom Münchner DJ und dem großen Sensiblen


In einer Woche ist schon unsere „The Fantasticks“ Premiere, dann folgt eine letzte Woche von normalem Schulalltag in diesem Jahr und dann schon die für mich als 5. Semestler letzte in dieser Art ablaufende Prüfung. Denn die nächste und letzte Prüfung im Sommer wird für uns besonders. Die Tanzprüfung besteht beispielsweise nicht mehr aus den einzelnen Sparten, sondern ist wie eine Audition aufgebaut, in der wir mehrere verschiedenste Choreographien lernen. Ebenfalls die Schauspiel- und Gesangsprüfung ist zusammengelegt und ebenfalls im Audition-Charakter gehalten. Und während die Zeit so dahinrast, mussten wir uns in dieser Woche auf Prüfungslieder und –Monologe festlegen. Da ich in diesem Semester weniger von meiner Schauspielarbeit berichtet habe, dachte ich, dass ich das so kurz vor den Prüfungen mal nachholen könnte.

 

Schauspiel dieses Semester habe ich als eine mich wirklich weiterbringende Arbeit wahrgenommen. Es war mehr ein gemeinsames Erarbeiten und Herausfinden, als ein Vorkauen und Nachspielen. Die zwei Monologe waren auch nach einer langen Auswahlphase und vielen, vielen Vorschlägen relativ schnell gefunden und es blieb bei der Erst- und Zweitwahl. Zunächst die Rolle des Lennie aus „Von Mäusen und Menschen“. Schon ein früherer Schauspieldozent hat mir mal gesagt, dass ich allein von dem oberflächlichen Rollenprofil bestens auf diesen Charakter passen würde. Das hat mich neugierig gemacht und ich las das ganze Stück, um vertrauter mit der Materie zu werden. Schnell wuchs mir die Figur ans Herz und ich merkte, dass ich nicht nur oberflächlich viel mit ihr gemeinsam habe bzw. mich mit ihr identifizieren kann. In diesem Semester wollte ich also unbedingt an Lennie arbeiten und mal etwas ins Klischee gehen…quasi etwas erarbeiten, als das ich durchaus einmal besetzt werden könnte. Lennie ist ein großer und stark gewachsener junger Mann, der seine Kräfte aber nicht unter Kontrolle hat und den man auch lieber nicht alleine lassen sollte. Er braucht jemanden im Leben, der ihn an der Hand nimmt und ihn davon abhält, „Dummheiten“ zu tun, wie er selber sagt. Böse ist er keineswegs, er weiß bloß nicht, was er tut. Wenn er etwas weiches sieht, wie eine Maus, dann möchte er es streicheln und bei der ganzen Fürsorge und Liebe sprudelt seine Kraft über und… das war es mit dem Tier. Mein Monolog beginnt, nach einer ähnlichen Situation mit einer Frau. Er sieht sich mit der wohl schlimmsten Situation bisher konfrontiert, aber begreift erst Stück für Stück, was das bedeuten könnte. Sein bester Freund und Wegbegleiter Georg wird vermutlich böse mit ihm sein und der Traum von einer eigenen Farm mit Kaninchen könnte zerplatzen. In den vergangenen Jahren bin ich schon viele unterschiedliche Wege abgegangen, wie man an eine Szene herangeht, deshalb war es dieses Semester umso spannender, nochmal etwas neues und frisches zu machen. Nach einem kurzen Gespräch über den Text und einem Auseinandersetzen mit der Figur und derer Geschichte, ging es sofort ans Werk und es wurde einfach drauf los gespielt. Verschiedene Dinge ausprobiert, bis es sich gut und rund anfühlte. Ich habe das Gefühl, dass sich dadurch Stück für Stück Körper an die innere Gefühlswelt angleicht, indem man an beiden unterschiedlich herumwerkelt. Die zweite Rolle ist kein geringerer als „Jochen Schücke“. Kennt niemand? Merkwürdig…trotzdem stelle ich mich im Monolog als jemand ganz wichtiges vor und berichte als Münchner DJ von einem eher grottigen Song, der aber auch kein wirklicher Song sein kann. Mit laszivem Titel geht der gerade mal 7 Sekunden und verknüpft sich für mich „Gaskammervokabular“. Der Text stammt von Reinald Goetz und hat mich beim Lesen neugierig gemacht. Ich wollte diesen recht modernen, zunächst verwirrenden Text knacken und verstehen lernen. Einen Weg finden, ihn auch anderen näher zu bringen. In ähnlicher Manier wie bei Lennie haben wir verschiedenste Versionen ausprobiert. Manchmal bringt es einen auch schon auf neue Ideen, wenn man für einen Durchlauf einfach mal das Tempo technisch enorm anzieht. Plötzlich merkt man, an welchen Stellen es den Zug durchaus vertragen kann und einen in eine bestimmte Stimmung bringt.

 

Ich freue mich mit diesen beiden Texten auf die Schauspielprüfung dieses Semester. Es sind beides Texte, die ich vorher in dieser Form noch nie gearbeitet habe und das finde ich immer wichtig.

 

Euch ein schönes Wochenende,

euer Dominik

Kommentare in diesem Blog werden nicht öffentlich angezeigt, sondern nur von den Schülern selbst empfangen, gelesen und bei Fragen auch beantwortet.

Kommentar schreiben

Du musst eingeloggt sein , um einen Kommentar zu schreiben.