Hallo ihr Lieben,
heute gibt es einen Blogeintrag aus dem Fernbus Richtung Berlin. Ich nutze die drei Stunden Fahrt, um von den beiden Fächern zu berichten, die mich momentan am meisten beschäftigen: Steppen und Meissner.
Steppen ist ein Fach, wo ich noch keinerlei Vorkenntnisse hatte und mit großer Vorfreude in den Unterricht gegangen bin. Für mich stand fest: Das willst du unbedingt richtig gut können! Die erste Stunde in den neuen Schuhen waren… interessant. Schnell musste ich feststellen, dass ich wohl viele Stunden für dieses Fach investieren muss, was nach wie vor der Fall ist. „Locker in der Hüfte und im Knie, das Standbein etwas im Relevé und der „steppende“ Fuß geflext, etwas Spannung in der Fußsohle spüren, aber auf keinen Fall verkrampfen“ – Eine große Herausforderung, auf einem Bein stehend die Balance zu halten und die Bewegungen so natürlich wie möglich wirken zu lassen. Dass die Einen länger brauchen als Andere sei völlig normal – man muss die Bewegungen erst langsam lernen und dann Schritt für Schritt das Tempo erhöhen. Und wieder einmal heißt es „Übung macht den Meister“, das trifft nämlich vor allem auf das Steppen zu. Man muss es seinem Körper wirklich beibringen, Tag für Tag. Doch aufgepasst: Wenn man an dem einen Abend die Bewegung im Körper hat und erstmal ganz stolz ist, heißt es nicht, dass es am nächsten Tag genauso wieder abrufbar ist, sondern der Körper wieder erinnert werden muss. Steppen ist wirklich abhängig von der Tagesform. Manchmal merke ich schon gleich am Anfang der Stunde „Yes, heute ist dein Tag!“ und in einer anderen Stunde läuft es dann nicht so wie erhofft. Es ist ein guter Tipp, jemand anderem die Bewegung, die man selbst noch nicht hundertprozentig kann, genauestens beizubringen. Je übertriebener man die Bewegungen zeigt, desto besser lernt der eigene Körper gleich mit! Anfangs mag es einem sehr komisch vorkommen, es bringt jedoch schnell Erfolge!
Für das Fach Musiktheorie ist das Lehren ein ebenso gutes Stichwort. Auch, wenn ich schon ein paar Vorkenntnisse in diesem Fach habe, merke ich, dass man sich beim Erklären nochmal viel genauer mit der Materie auseinandersetzt und man noch sicherer wird. Ein paar Dinge wie Klangeigenschaften unterschiedlicher Instrumente oder die Definitionen von Ton und Klang muss ich noch auswendig lernen, aber hinsichtlich der ersten Prüfung Ende nächster Woche fühle ich mich sonst ganz gut vorbereitet.
Kommen wir zum nächsten Hauptthema: Meissner.
Meissner ist eine spezielle Schauspieltechnik, die auf Repetition basiert. Es fängt damit an, dass sich zwei Personen gegenüber stehen und ein zunächst völlig belangloser Satz wie „Du trägst ein schwarzes T-Shirt“ gesagt wird. Die angesprochene Person antwortet mit „Ich trage ein schwarzes T-Shirt“ – so geht es hin und her, es kommt jedoch auf ernsthaftes Zuhören an und dem Folgen seiner Impulse und die des Gegenübers. Dieser harmlos wirkende Satz wird es schnell in sich haben. Spätestens, nachdem der Satz das 10. Mal ausgesprochen wurde, wird sich die Emotion ändern – vielleicht findet man es so lustig, dass man sich vor Lachen nicht mehr einkriegt, oder man ist einfach nur noch genervt. Wenn man dann das Bedürfnis hat, etwas Neues zu sagen, vielleicht auch persönlicher wird, indem man nicht nur über Oberflächlichkeiten sondern auch Sätze wie „Du fühlst dich gerade unwohl“ – „Ich fühle mich gerade unwohl“ ausspricht, können extreme Emotionen hervorgerufen werden.
Nachdem wir diese Art der Meissner-Technik über mehrere Wochen angewandt haben, gingen wir diese Woche einen Schritt weiter. „Knock on the door“ stand auf dem Programm: Einer geht raus und klopft mit einer Emotion an der Tür. Der Partner, der sich im Raum befindet, benennt das Klopfen, z.B. „aggressives Klopfen“ oder „freundliches Klopfen“. Nach dem dritten Klopfen öffnet die Person im Raum die Tür und die Repetition beginnt. Es kommt jedoch hinzu, dass diese eine Tätigkeit zu erledigen hat, die sie trotz des „Gesprächs“ mit der anderen Person weiter verfolgen muss. Dadurch, dass der von außen Kommende die Situation nicht kennt, aber die volle Aufmerksamkeit haben will/muss, ist ein Konflikt vorprogrammiert. Es ist schwer zu beschreiben und wahrscheinlich für einen Außenstehenden schwer nachzuvollziehen, aber ich kann euch sagen, dass dieser Unterricht sehr emotional und intim ist. Man lernt so viele Seiten an sich kennen, stellt sich seinen Problemen, Stärken und Schwächen. Ich freue mich immer sehr auf diesen Unterricht, obwohl ich genau weiß, dass es jedesmal drei sehr anstrengende Stunden werden, wo wir an unsere Grenzen stoßen, Wutanfälle passieren und Tränen fließen. Für die Stärkung des Gruppenzusammenhalts ist dieses Fach aber wirklich super, weil man seine Sensibilität schult und ein Miteinander unerlässlich ist.
Ich bin mir sicher, dass uns dieses Fach sehr zusammenschweißt und uns ein großes Stück selbstbewusster macht! Was rede ich? Das hat es doch schon – und zwar von Stunde zu Stunde!
Ich bin jetzt schon gespannt, wer mir aus meiner Klasse als nächstes die Tür aufmachen wird! 😉
Zunächst bleibt mir aber zu sagen, dass ich Euch ein schönes Wochenende wünsche! Erholt Euch gut!
Euer Felix