Von „Tanz-deinen-Namen“ und Scar


Der Tag war so unglaublich ereignisreich, dass es mir schwer fällt eine Überschrift zu finden. Eigentlich ist es etwas in dem Bereich „Krass“ und „Wow“.

Da wir Joopis ja auch am Samstag in der Schule sind, hatten wir heute wieder einen Workshop. Aber es war auch sonst viel los, dafür dass Samstag war.

Im Bistro hatte das fünfte Semester sein Fotoshooting. Das sah alles ganz professionell aus mit der ganzen Fotobeleuchtung und Maske.

Eine Etage tiefer war das Casting für die neuen kleinen Tarzäne ( wie sonst ist der Plural von Tarzan? Tarzans? Nagut.) und man hat ganz zarte Tarzanschreie gehört.

Wir, das erste Semester, hatten den Workshop „Movement & Expression“ bei Susanne und Zapo. Bei dem Namen dachten wir erst, es würde in die Richtung „Ich-Tanze-Meinen-Namen für Fortgeschrittene“ gehen. Am Ende des Workshops wussten wir es aber besser. Da ich immer noch ein Problem mit meinem Rücken habe, hab ich mich mal geschont und nur zugeschaut. Auch Maries Fuß wollte nicht so recht und sie hat sich zu mir gesellt. Und es war ganz gut, dass ich mir den Tag nicht alleine anschauen musste.

Susanne hat mit einem Warm Up begonnen. Gleich danach hat sie kleine Bewegungssequenzen gezeigt, die entweder schnell und langsam, laut und leise, gesprungen oder auf dem Boden waren. Also immer in Gegensätzen.

Die erste Aufgabe war es dann, diese Sequenzen beliebig zur Musik zu Tanzen. Es war total spannend dabei zuzusehen, wie die 13 Leute alle etwas anderes machten. Einige sprangen, andere rollten auf dem Boden, andere bewegten sich ganz langsam, andere wiederum schnell, hektisch und aggressiv. Zu keinem Zeitpunkt haben zwei Personen das selbe gemacht. Trotzdem wirkte das Bild sehr choreographisch. Impulse traten in verschiedenen Ecken des Raumes bei verschiedenen Leuten auf und wanderten durch die Bewegungen zu anderen Ecken des Raums. Dieses Bild hätte man nicht einstudieren können. Es sah so super aus weil jeder die Impulse der Musik anders aufgenommen hat.

Zapo hat dann die Aufgabe gegeben, es sollen sich immer Zweiergruppen bilden. Diese Pärchen haben dann die Sequenzen zu zweit vorgetanzt, sollten aber immer auf die Bewegungen des Partners reagieren. Obwohl alle Gruppen zum selben Song getanzt haben, haben wir bei jeder Gruppe eine andere Geschichte erkannt. So hatten wir einen Oberteufel und einen seiner Helfer, welcher sich gegen ihn zu behaupten versucht aber scheitert, oder eine Mutter und ihren Sohn, einen Samurai und seinen Schüler oder ein Liebespaar.

Die nächste Phase war dann, dass sich die Partner auf ein Sequenzenpaar einigen sollten und jeder den Gegensatz tanzen sollte. Wenn einer also eine langsame Sequenz hatte, sollte der andere nur die schnellen, hektischen tanzen.

Weiter ging es dann mit den Sätzen „Halt mich fest!“ und der Antwort „Ich halte dich fest.“

Was dann in den folgenden vier Minuten passierte konnten wir alle glaube ich nur mit einem Wort beschrieben: „Krass.“

Durch diese beiden Sätze die beim Tanzen gesprochen und später ganz automatisch geschrieen oder geflüstert wurden, hat sich der Raum in einen großen „Gefühlsgenerator“ verwandelt. In jeder Beziehung baute sich mehr Spannung auf als man in einem Gesprochenem Monolog mit viel Schauspiel hätte aufbauen können. Als die Musik dann ausgeklungen war, gab es die verrücktesten Endbilder. Von einer liebevollen oder verzweifelten Umarmung bis hin zu einem eiskalten Hals-würgen.

„Halt mich fest!“ – „Ich halte dich.“

Der Workshop war in dem Moment auch beendet aber die Stimmung war noch mehrere Minuten ganz seltsam.

Der Schultag war damit eigentlich zu Ende. Aber ich hatte heute noch eine kleine private Fortbildung außerhalb der Academy die so spannend war, dass ich sie hier einfach mit erwähnen muss:

Kelle, unser Musiktheorielehrer, spielt in den Orchestern von König der Löwen und Tarzan.  Heute hat er mich mal in den Orchestergraben von Disneys König der Löwen mitgenommen. Ich war einfach interessiert, wie so eine Show aus diesem Blickwinkel aussieht.

Wenn man als Zuschauer in ein Musical geht, Interessieren sich die meisten ja nur dafür, wer denn an diesem Tag den Tarzan spielt, oder sieht nur, wie schön die Darsteller „Der Ewige Kreis“ singen und die Bühne füllen. Wer denn heute am Drum saß oder wer Bass gespielt hat, interessiert viele nicht. Dabei ist die Leistung der Menschen die im Orchestergraben sitzen mindestens genau so hoch wie die derer, die sich auf (oder hinter) der Bühne befinden.

Beim dem Song „Seid Bereit“ war Scar dann auf einer Position, von der aus er direkt in den Orchestergraben sehen konnte. Als er mich dann entdeckt hat, hat er mich ordentlich angefaucht. Natürlich so, dass es der Zuschauer nicht mitbekommt. Ich habe es dafür umso mehr gespürt und wusste nicht, wie ich diese Geste auffassen sollte. In der Pause hat sich aber alles geklärt: Scar, gespielt von Willy Welp, ist Dozent an der Joop van den Ende Academy für dich Fächer Interpretation und Szenischer Unterricht. Das war auch ein sehr netter Weg einen zukünftigen Dozenten kennen zu lernen.

Willy WelpScar - Stage Entertainment

Auch sonst war der Besuch im Orchestergraben ein spannendes Erlebnis. Was dort passiert ist genau so aufregend wie die Show selbst. Zumindest wenn man an Instrumenten interessiert ist, was bei mir der Fall ist.

Um nun endlich zu einem Ende zu kommen, möchte ich den Eintrag mit einer kompletten Themaabschweifung beenden:

Geht wählen! – Und wählt nicht nur irgendwen, sondern informiert euch, wer eure Interessen vertritt. Macht dann noch den Schritt und überlegt euch, ob ihr nachvollziehen könnt, wie eure favorisierte Partei ihre Ziele verwirklichen kann. Denn Versprechungen gibt es viele. Ihr habt die Möglichkeit euch am politischen Geschehen zu beteiligen, ihr habt die Wahl.

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