Die Performance-Klassen sind wohl die Widerspiegelung des Lernprozesses von einem Jahrgang. Neben tänzerischen Fähigkeiten ist auch Rolleninterpretation und natürlich der Ensemble-Gesang gefragt.
Wir im ersten Semester haben zwei mal die Woche „Ensemble“ mit Choreograf und musikalischer Leitung. Über das Semester bis zu den Prüfungen sollten 3-4 Musicalszenen fertig sein und zur Zeit liegen wir mit 2 2/3 fertigen Stücken recht gut in der Zeit. In der öffentlichen Performance-Prüfung werden die Szenen dann nacheinander mit kleinen Stimmungsmachern, bzw. Referaten über das jeweilige Stück, vorgestellt.Zu Beginn waren wir alle irre gespannt, an welchen Musical Nummern wir nun wohl arbeiten würden. Kennt man die Songs und Musicals überhaupt oder wie stark unterscheiden sich die verschiedenen stilistisch !?„Wenn es hier mal richtig regnet“ aus „Im weißen Rössl“, das Finale aus „Footloose“ und „Henry Street“ aus „Funny Girl“. Falls wir jetzt im November an einem vierten arbeiten sollten, werden wir wohl die kommende Woche erfahren, welches es sein wird.Die Erarbeitung dieser drei Szenen war bzw. ist gerade deshalb so spannend, weil sie sich sowohl in der Choreografie, als auch im musikalischen und schauspielerischen stark unterscheiden.
„Wenn es hier mal richtig Regnet“ stammt aus einer Operette und hebt sich allein deshalb schon musikalisch vom Rest ab. Als Requisiten haben wir alle Regenschirme, da wir Urlauber sind, die vom aufkommenden Regen überrascht werden. So komödiantisch wie das ganze klingt, ist es dann auch aufgebaut. Über die dreifache Wiederholung des Chorus´ wird die Geschwindigkeit stark erhöht und die Verzweiflung über das schlechte Wetter steigert sich ins unermessliche, bis es dann im Sturmchaos endet und alle nicht anders können, als mit der Situation klar zu kommen.
„Footloose“ ist, wie es die meisten wahrscheinlich schon wissen, ein Musical, das die Geschichte von Teenagern erzählt, die unter einem Tanzverbot zu leiden haben. Unsere Szene ist das Finale der Show und der Moment, ab dem wieder legal getanzt werden darf. Logisch, dass die Freude groß ist und alle nicht anders können, als die Nacht durch zu tanzen und mit dem Abschlussball zu beginnen. Die Grundeinstellung, mit der man in diese Szene geht ist wieder eine komplett andere, da man auch einen ganz anderen Menschen verkörpert. Natürlich steht bei dieser Nummer die oft sehr schnelle Choreografie im Vordergrund, diese wird aber nur getragen, wenn die Lebensfreude so echt wie möglich ist und man sich selber abkauft, dass man endlich wieder tanzen darf.
„Henry Street“ nimmt uns wieder in eine gemütliche, bürgerlichere Umgebung mit, in der die Bewohner besagter Straße sehr stolz auf ihren eigenen kleinen Broadway-Star sind. Plötzlich wird jeder zu einem Musical-Star. Das ist das Grundfeeling dieser Nummer und dadurch macht sie soviel Spaß! Die eher bäuerlich wirkenden Stepptanz- und Walzereinlagen machen das ganze sehr liebenswürdig und lustig.
Das sind also bisher unsere Ensemble-Nummern, in die wir bereits viel Zeit, Schweiß und Fleiß investiert haben. Schweiß wohl besonders, wenn wir mal alle drei hintereinander performt haben…der Kardio-Aspekt ist nicht zu unterschätzen!Die drei könnten unterschiedlicher wohl nicht sein. Gut, die erste und dritte Nummer haben beide einen stark komischen Charakter, dieser geht aber in eine komplett anderer Richtung.Die Arbeit im Ensemble ist interessant und man hat sich durch diese in den letzten Monaten noch mal so viel besser kennengelernt und bemerkt, dass man als Ensemble-Jahrgang recht gut zu funktionieren scheint und schon auf manche Dinge stolz sein kann, die man gemeinsam erreicht hat. Ein starker Punkt, den wir wohl alle bemerkt haben ist, dass es wohl nirgends so auffällt, wie in dieser Klasse, wenn jemand tanzkrank ist oder fehlt. Derjenige kann nicht eingebaut oder muss sich von den anderen vorgestellt werden. Das kommt natürlich vor, macht die Arbeit für den Fehlenden und den Rest aber umso schwieriger. Besonders dieser Aspekt hat mir klar gemacht, wie wichtig jeder einzelne von uns und jedem anderen Ensemble ist und wie schwer man ersetzt werden kann.
Ich freue mich wahnsinnig auf die weitere Arbeit, die uns dieser Richtung bevorsteht und freue mich ansich auf die Prüfung, in der wir unsere Arbeit der letzten Monate vorstellen dürfen.
In diesem Sinne:
Wenn es in der Henry Street mal richtig regnet, dann sind wir Footloose !
Euer Dominik