…ich muss mir das richtig auf der Zunge zergehen lassen, um es zu begreifen. Kaum zu glauben, dass man bereits 4 Semester hinter sich gebracht hat – das ist das Gefühl, das mich dabei überkommt. Wo ist denn die ganze Zeit hin? Auch bezüglich des Blogs…seit zwei Jahren schreibe ich schon und ich habe jeden Eintrag archiviert. Allein das Überfliegen der Überschriften bringt viele Erinnerungen hoch! Der Einstieg in das dritte und letzte Jahr hat aber auch schon aufgezeigt, an was gearbeitet werden kann und muss und, dass man in einem Jahr noch enorm viel lernen kann. Besonders, weil der Stundenplan im Abschlussjahr klar mehr wert auf Einzelunterrichte legt und den Gruppenunterricht fast ausschließlich auf die Produktion im Dezember beschränkt. Aus gutem Grund: Wir sind drauf und dran in den Beruf zu gehen und es geht weg von dem „Semester-Gedanken“ und hin zum selbstständigen Künstler. Dass wir als Ensemble funktionieren, haben wir schon die letzten Jahre gezeigt und können wir in den kommenden Projekten noch einmal unter Beweis stellen.
Der Steileinstieg erfolgte schon in der Preeweek mit dem Audition-Workshop. Jeder, der noch in den Ferien steckte war binnen einem Tag aus diesen herauskatapultiert worden. Für welches Stück wir uns vorstellen würden wussten wir seit bereits einer Woche, aber zunächst ging es in eine offene erste Runde, in der wir uns mit Material nach unserer Wahl einem international hochkarätigem Kreativteam vorstellen sollten. Der Tag begann mit dem Tanzteil der Audition, indem wir stilistisch unabhängige Choreografien erarbeiteten. Das war wirklich spannend auf ein Team zu treffen, das einen gar nicht kennt und sich wirklich einen ersten Eindruck verschafft. Gerade darin bestand ja auch der Sinn diesen wohl deutschlandweit einzigartigen Workshops. Von eben diesen Profis aus dem Beruf ein realistisches Feedback zu unserem Auftreten, unser Repertoire-Wahl etc zu bekommen. Genau das gab es nach der auf den Tanz folgenden Eigen-Repertoire Vorstellung. Nach dem ersten Tag hat das recht nachgedonnert, weil sehr viele kleine Informationen auf einen einprasselten. Wichtige Dinge, an die man vielleicht gar nicht sofort denkt und andere, die einem glasklar erschienen.
Am nächsten Tag wurden wir dann „offiziell“ zur ersten Runde für das Musical „Oklahoma“ eingeladen und sollten auch stückspezifisches Material bereithalten. An diesem Tag lernten wir auch eine Choreografie aus dem Stück. In einem „Cowboy-lesquen“ Stil würde ich sagen ritten wir durch den Raum. Es hat riesen Spaß gemacht, so einen Stil zu tanzen, aber erforderte tierisch viel Energie. Wir durften auch während der Gesangsrunde die ganze Zeit im Raum bleiben und uns gegenseitig zuhören und, noch wichtiger, der Jury. Was gesagt wird, wenn man den Raum eigentlich schon verlassen hätte usw. Wie sich über einen beraten wird, wie man sofort auf Rollen geeicht wird. Ob man passt oder nicht. Die zweite Runde bestand dann daraus, Material aus Oklahoma zu bearbeiten, welches wir schon seit einer Woche hatten. Jeder hat dann Songs und Dialoge für die Rollen für die man eingeladen wurde vorgestellt und teilweise daran gearbeitet. Dann folgte ein sehr interessanter Prozess: Das Kreativteam setzte sich zusammen und erarbeitete eine Auswahl für das fiktive Finale. Der wohl einzig unrealistische Faktor bestand darin, dass wir nur 7 Bewerber waren, sonst fühlte sich das schon sehr „echt“ an. Es wurde sich über jeden einzelnen beraten und bereits aus dieser Diskussion konnte man für sich selber viel gewinnen.
Einen Tag später stand das Finale an. Im Grunde hat jeder noch einmal das Material der Rolle gezeigt, an dem er den tag zuvor gearbeitet hat. Wieder saßen wir alle die ganze Zeit mit im Raum. Jeder hat einen riesigen Sprung gemacht von einem Tag zum anderen – das war beeindruckend zu sehen. Ein Teil der Gruppe musste auch nochmal tanzen, um seine Eignung für beispielsweise einen Ensemble-Platz unter Beweis zu stellen. Auf das Finale folgte der vermutlich spannendste Moment. Das finale Gespräch, in dem die Besetzung festgelegt wird, bzw. die Zu- und Absagen und die „wiesos“ und „warums“. Wieder wurde geredet als wären wir nicht im Raum und da klopfte das herz schon stark, als seine Setcard betrachtet, man schnell mit jemand anderem gegenübergestellt und über das später dann realistische „Schicksal“ entschieden wurde. Über die Karriere eines Menschen. Danach gab es noch eine lange offene Feedback Runde und auch das Kreativteam schien erleichtert wieder „normal“ mit uns kommunizieren zu können.
Aus diesen im Endeffekt nur drei Tagen nehme ich unglaublich viel mit. Es waren sehr emotionale, erkenntnisreiche und eindrucksstarke Momente, die einem den Beruf ansich näher gebracht haben. Auch den nötigen Input, um jetzt nicht nur schulökonomisch, sondern bereits im Hinblick auf den Aufbau einer Karriere zu arbeiten. Das macht auf jeden Fall Lust auf mehr und ich freue mich auf alles, was ich aus dem letzten Jahr noch mitnehmen werde.
Ich freue mich auf ein letztes Jahr beim Blog und wünsche euch noch eine schöne Restwoche!
Euer Dominik.