Meine Lieben,
kennt ihr das? Manchmal hat man Unterrichtsstunden, in denen man einfach im „Flow“ ist.
Man hat genau das richtige Maß zwischen Über- und Unterforderung und einfach das Gefühl, dass man gerade etwas Neues kapiert und dazugelernt hat. Im Steppunterricht hatte ich in letzter Zeit beispielsweise immer wieder solche Momente. Auf einmal hat man den Dreh für einen bestimmten Schritt raus und merkt, dass sich irgendwie alles was man in letzter Zeit so gelernt hat setzt und abrufbar ist.
In manchen Stunden hat man dann wiederum das Gefühl eher unterfordert zu sein, bzw. sich irgendwie ausschließlich innerhalb seiner „Comfort Zone“ zu bewegen. Das kann einem oft helfen Sachen, die man bereits gelernt hat zu festigen und immer wieder zu überprüfen, ob man sie noch sauber ausführt, oder vielleicht Details der Grundlagen verloren hat und sich an diese wieder erinnern muss.
Dies kann dann nach einer Weile schon mal etwas entmutigend sein, da man diese Art von Fortschritten meist selbst nicht so leicht erkennt, da sie nicht so offensichtlich sind wie z.B. das Erfolgserlebnis, wenn man auf einmal einen bestimmten Ton singen, oder einen bestimmten Tanzschritt tanzen kann.
Und in wieder anderen Stunden ist man dann völlig überfordert. Sei es, weil man noch nie einen Song gesungen hat der einen bestimmten hohen Ton enthält, oder weil man in einer Tanzklasse ist in der man viele Schritte noch nicht kennt, oder weil man beginnt an einem Monolog zu arbeiten, den man nicht gleich auf Anhieb komplett versteht. Dabei ist man dann größtenteils komplett außerhalb der eigenen „Comfort Zone“ und verliert schnell mal alles bisher gelernte, weil man sich so sehr auf das konzentriert was man noch nicht kann.
Das kann auch sehr entmutigend und mühsam sein, da man schnell das Gefühl bekommen kann gar nichts mehr zu können. Jedoch lohnen sich am Ende meist genau diese Stunden umso mehr, wenn man dann plötzlich sieht, dass Dinge klappen, mit denen man noch vor ein paar Tagen/Wochen komplett überfordert war und man somit richtige Erfolgserlebnisse hat.
Vor ein paar Tagen habe ich z.B. mein Notizbuch durchgeblättert, in dem ich vor einem Jahr meine Notizen zum Ballettunterricht und die Stangenabfolge für die Prüfung aufgeschrieben habe. Da liest man dann Dinge über die man mittlerweile nur noch schmunzeln kann. Damals wäre ich ohne dieses Buch jedoch komplett aufgeschmissen gewesen.
Auch bleibt einem in diesen Klassen fast nichts anderes übrig, als auszuprobieren und den Kopf „auszuschalten“. Und manchmal kapiert man genau dann etwas, das einem der Dozent schon seit Monaten versucht zu erklären.
Heute durfte ich beispielsweise eine Ballettklasse mitmachen, die ein deutlich höheres Level hatte, als die Klasse, dich ich normalerweise dreimal die Woche mache.
Zusätzlich zu neuem Schrittmaterial, von dem ich vieles noch nie zuvor gesehen hatte, kam da natürlich auch noch hinzu, dass alles viel schneller war.
Und als mein Kopf nach der vierten Übung an der Stange dann irgendwann langsam begann „Error“ anzuzeigen, vielen mir auf einmal Worte meiner Ballettdozentin ein, die sie immer und immer wieder sagte. Vielleicht kennst du manchmal den einen oder anderen Schritt nicht…oder kannst dir die Abfolge nicht so schnell merken…und das Tempo ist viel schneller als du es gewohnt bist…aber: Nicht komplett durcheinanderbringen lassen! Worauf kannst du dich trotzdem konzentrieren? Was steht trotz allem in deiner Macht und verändert sich auch durch neue Schritte nicht?
Und das ist beim Ballett ja beispielsweise die Musik und der Takt, bei den Schritten, die man bereits kennt die richtige Technik, Präsenz, …etc. Eigentlich mehr als genug Dinge, auf die man sich IMMER konzentrieren kann, egal ob man den Rest auf Anhieb umsetzen kann, oder nicht.
Nur weil wir etwas Neues dazulernen, heißt das nicht, dass wir jedes Mal unser gesamtes Basisgerüst aufgeben müssen.
Natürlich ist das mal wieder viel leichter gesagt als getan, da man automatisch erstmal alle Faktoren ausschaltet, die die Aufmerksamkeit von dem neu zu lernenden wegnimmt, aber ich denke das ist etwas an das man sich doch immer wieder erinnern sollte. Auch gerade bei Auditions kann dies eine große Hilfe sein, wenn man sich innerhalb von kürzester Zeit auf etwas völlig Fremdes einstellen und performen muss.
Auf jeden Fall jedoch ist es wichtig sich in eine Sache komplett reinzuwerfen, um sie zu lernen und nicht sofort aufzugeben, wenn etwas nicht klappt, oder man das Gefühl hat es geht gerade einfach nicht voran. Wenn man nur immer unermüdlich weitermacht, kommt nach einem Tief ganz sicher immer wieder der nächste „Flow“, der einem beweist, dass es sich gelohnt hat durchzuhalten.
Eine wunderschöne Restwoche wünsche ich euch, meine Lieben.
Bis zum nächsten mal!
Herbstliche Halloweengrüße,
eure Luisa