Und es geht wieder in die heiße Phase vor den Prüfungen…für mich bereits zum dritten mal. Immer wieder unfassbar…auf der einen Seite fühlt man sich nicht wie ein „alteingesessener“ Hase der Academy und andererseits erhasche ich von Zeit zu Zeit ganz klare Kennzeichnungen der letzten zwei Jahre. Das meine ich jetzt hauptsächlich in meinem Umgang mit dem Schulalltag etc. Ich arbeite ganz anders im Unterricht als früher. Ich kann das gar nicht wirklich in Worte fassen, aber in einer gewissen Art beteilige ich mich viel aktiver an der jeder Klasse…nicht, dass ich mich je wirklich passiv verhalten hätte, aber ich habe das Gefühl durch ein gewachsenes Selbstvertrauen und errungene Kenntnisse über sich selbst, kann ich mich auch Dozenten über ganz anders geben. Anstatt noch einen Durchlauf von etwas zu fürchten, schmeiße ich mich jetzt in jede Wiederholung oder Probe von etwas voll rein und probiere auch sehr viel aus. In der Arbeit an Songs oder Monologen versuche ich zu verstehen, was von mir verlangt wird, bzw. was der Vorschlag der Dozenten ist und spreche es auch sofort an, wenn es mir nicht klar ist oder ich der Meinung bin, dass es mir in eine andere Richtung evt. mehr helfen könnte. Das hat nichts damit zu tun, sich deren Leitung zu widersetzen, im Gegenteil. So entsteht eine Zusammenarbeit, die mich viel mehr schult, als ein bloßes „Nachspielen“ von vorgekauten Ideen. Man diskutiert über mögliche Hintergründe oder Darstellungsweisen und lernt schnell, seine Vorstellungen in Worte zu fassen, was mir immer noch oft recht schwer fällt, da das meist ein zunächst wirrer Strom von Gedanken ist. Auch in den Tanzklassen habe ich seit einiger Zeit ein neues Vertrauen in mein Können und probiere bei jeder Ausführung Vollgas zu geben und bei Choreographien beispielsweise meine eigene „Pick-Up“ – Technik zu perfektionieren. D.h., wie schnell ich diese aufnehmen und ausführen kann. Lange hatte ich das Problem, dass ich mich zu lange mit der Schrittfolge beschäftigte und dann gar nicht wirklich zum wirklichen Tanzen kam – in Prüfungs- oder Auditionsituationen kostet dich das deinen Job oder deine gute Note. Ich stelle also fest…in gewisser Hinsicht bin ich dann doch ein alteingesessener Hase…aber im positivsten Sinne. Das merkt man wahrscheinlich auch spätestens, wenn man die Entwicklung von Mitschülern unterer Semester verfolgt und sich ein gewisser elterlicher Stolz einschleust.
Alter Hase auch wenn es um die Zusammenarbeit im Semester geht. Menschlich war diese bei uns schon immer harmonisch und produktiv, aber jetzt, wo wir unser zweites wirkliches Book-Musical proben, merke ich wie eingespielt und professionell wir geworden sind. Ein gutes Beispiel, das mir sofort in den Kopf kommt ist unser In- und Outro von „The Fantasticks“. Beide sind nicht durchgestaged, sonder haben nur individuelle Listen von Dingen, die jeder während der Ouvertüre erledigen muss. Einige müssen Schritte durchproben, andere die Bühne vorbereiten. Normalerweise ist bei solchen Vorhaben zunächst ein Chaos vorgeplant, da alle Wege zurücklegen müssen, die sich mehrmals kreuzen und wir nicht nur über die Bühne, sondern auch backstage gehen. Abgesehen davon, dass wir das Timing der Ouvertüre noch nicht wirklich kannten, waren die meisten schon früher mit ihren Aufgaben fertig, aber es gab keine Crashs oder verzweifeltes Aneinandervorbeigehen. Jeder stürmte mit 100%igem Einsatz los und hatte aber trotzdem seinen breiten Fokus aktiviert, sodass man auch noch miteinander agiert hat. Teil der Aufgabe war es nämlich auch, die Beziehungen der Darsteller vor der Show darzustellen, d.h. alles verbalisieren, was einem in den Kopf kommt. Was vor einer Show als Vorbereitung zu passieren hat oder ähnliches. Das ist nämlich der kleine Twist in unserer Show. Wir haben zwar eine Bühne, auf der wir auch das komplette Stück „The Fantasticks“ spielen, gleichzeitig haben wir einen backstage – Bereich, der einsehbar ist (beispielsweise Garderoben) und in dem sich die Darsteller der Figuren im Stück die Zeit bis zu ihrem nächsten Auftritt vertreiben. Das Fach heißt ja nicht umsonst „Theatre LAB“. Das ist eine ganz spannende zweite Ebene auf der wir spielen…es sind quasi zwei Rollen gleichzeitig, die wir entwerfen. Ein mal der Schauspieler, der engagiert wurde, um in „The Fantasticks“ mitzuspielen und die Rolle im Stück an sich. Nachdem wir das Stück nun komplett durchgeprobt haben und nun viel putzen können, wenden wir uns nun immer mehr dieser zweiten Eben zu.
Ich werde euch auf dem Laufenden halten und wünsche erstmal eine schöne Restwoche!
Euer
Dominik