Seid gegrüßt meine lieben Freunde.
Ich möchte heute mit euch ein bisschen über Schauspiel reden, genauer gesagt, über die Schwierigkeiten der Komik.
Ich bearbeite in meinem Schauspielunterricht gerade den Monolog „Das Aquarium“ von Karl Valentin.
Für diejenigen von euch, die ihn nicht kennen: Karl Valentin (eigtl. Valentin Ludwig Fey) lebte von 1882 bis 1948 und war ein deutscher Komiker, Volkssänger, Autor und Filmproduzent. Valentin selbst nannte sich Humorist, Komiker und Stückeschreiber. Unter anderem war er bekannt dafür Sketche in bayerischem Dialekt aufzuführen. Als gebürtiger Bayer keine Schande.
Seine Monologe behandelten vor allem den ständigen Kampf mit alltäglichen Dingen wie der Auseinandersetzung mit Behörden und Mitmenschen, den er auch selbst erlebte.
Natürlich strotzen diese Texte vor Sprachwitz und Humor und die Aufgabe des Schauspielers ist es nun, diesen Humor und diese Komik auf angemessene Art und Weise wiederzugeben.
Dafür haben wir den Schauspielunterricht, in dem wir mit Hilfe eines Dozenten, meist ein erfahrener Schauspieler, die Monologe sowohl “intellektuell” bearbeiten und erfassen, als auch durch “Try-and-Error”-Verfahren.
Ich bearbeite nun also gerade einen an sich sehr lustigen Monolog und bei dieser Arbeit ist mir eine Sache aufgefallen.
Wenn man jemanden Fragen würde, was schwieriger sei, einen dramatischen oder einen lustigen Monolog aufzuführen, würde manch einer bestimmt die Ansicht vertreten, dass der dramatische Text, der kompliziertere sei. Erklärungen würden folgen wie: “Es ist schwer solch tiefe Gefühle wie Trauer oder Zorn wahrhaftig darzustellen” oder “Man muss die Gefühle auf den Gegenüber zu projezieren”. Und vielleicht würden auch Argumente kommen wie: “Comedy ist doch viel leichter. Welcher Mensch lacht nicht gerne?”
Hier liegt nun der Hase im Pfeffer.
Um die Komik eines Textes übermitteln zu können, muss die Darstellung des Textes bis ins letzte Detail perfekt sein. Nicht einfach nur “sehr gut” sondern perfekt!
Ein Mensch der sich verhaspelt, in Genauigkeiten verliert und dabei regelmäßig irgendetwas fallen lässt ist natürlich lustig und jeder denkt, das könne man leicht nachmachen.
Doch nur einmal zu viel verloren, ein “also” oder “äh” zu viel eingefügt beim stottern oder einmal zu viel fallengelassen und das gesamte Bild ist verloren und der Schauspieler wirkt nur noch lächerlich. Und über einen lächerlichen Menschen, lacht niemand. Den bemitleidet man nur.
Um Komik also 100%ig darstellen zu können, heißt es: Selber bis ins letzte Korn ernst bleiben, alles bis zum Ende durchzuziehen und vor allem (wie bei aller Kunst) üben, üben, üben.
Versteht mich hier bitte nicht falsch, ich möchte die Darstellung eines dramatischen Textes auf keinen Fall unter den Scheffel stellen oder gar behaupten es sei “leichter”. Mir geht es erstmal nur darum, die Fackel für alle Komödianten hochzuhalten, die als Witzemacher verunglimpft werden, weil die unglaubliche, handwerkliche Genauigkeit in einem lustigen Monolog von Lachsalven verschüttet werden.
Vielen Dank fürs Lesen.
Gruß
Kevin