Das Geheimnis um die Wahrnehmung…


Hallo ihr Lieben,

heute musste ich ganz schön lange darüber nachdenken worüber ich euch berichten möchte. Denn wie ihr schon mitbekommen habt geht es auf die Prüfungen zu und somit dreht es sich eigentlich in jedem Fach um unser Prüfungsmaterial – welches sich demnach auch nicht mehr groß ändert. Und über die meisten Inhalte haben wir hier auch schon berichtet ;). Dann ist mir aufgefallen, dass ich bezüglich der Rollenentwicklung wieder einige neue Erkenntnisse erlangt habe, welche aber auch stark mit einem anderen Thema überschneiden – die Wahrnehmung. Ich möchte heute nun einige Gedanken um dieses Thema mit euch teilen:

Also zunächst einmal unterscheide ich in 2 Arten der Wahrnehmeung, einmal die Eigene und dann die des Zuschauers (ob Mitschüler, Dozent oder anderes Publikum ist egal). Das wichtigste was man beachten sollte ist, dass diese beiden nicht unbedingt identisch sein müssen. Das was ich als Darsteller empfinde oder vermitteln möchte hat oftmals eine andere Wirkung auf den Zuschauer als man vermutet.

Wenn ich schauspielere oder ein Lied interpretiere, habe ich oft das Gefühl viel tun zu müssen um den Zuschauer bei Laune zu halten. Vorallem bei Balladen habe ich immer das Gefühl, dass es nicht ausreicht dazustehen und eine Geschichte zu erzählen ohne viel zu machen. Deshalb wird mir auch oft gesagt ich mache zu viel oder es berührt die Leute nicht so wie ich es mir vorstelle. Letzte Woche habe ich an so einer Ballade gearbeitet. Zunächst mit meinem Repertoire-Lehrer, der mir neue Denkanstöße für einige Passagen gab. Ich probierte es aus und hatte das Gefühl es wäre langweilig und uninteressant gewesen doch er fand es rührend und schön. Um zu sehen ob ich diesen Ansatz auch außerhalb des Unterrichts umstetzen könne nahm ich das Lied dann auch in Seminar mit, wo wir mit unserem künstlerischen Direktor Perrin vor allen anderen Schülern an einem Lied arbeiten können. Natürlich konnte ich das Erarbeitete nicht 100 prozentig reproduzieren aber ich glaube ansatzweise, zumindest am Anfang war es da.  Perrin gab mir dann die Aufgabe mir zu überlegen wie die Figur geht und was sie in der Hinsicht von mir unterscheidet um ein Körpergefühl von der Figur zu bekommen. Danach sollte ich das Lied nochmal singen. Ich konzentrierte mich auf das andere Körpergefühl und die neue Stimmung, die er mir gegeben hatte nämlich „Hoffnung“. Irgentwann brach er mich ab und sagte mir es wäre sehr gut bis hierhin gewesen, ich sei nun aber wieder in meinen Körper gerutscht :D. Da war ich erst ein wenig verwundert, dass er das so gesehen hatte, aber als ich nachdachte stimmte es. Wir probierten noch etwas herum, aber es war gar nicht so leicht das Körpergefühl beizubehalten und ich merkte auch, wenn ich es verlor. Aber das Feedback war sehr positiv von allen Seiten, dass wenn ich das Gefühl hatte es sehr gut war. Für mich hatte es sich natürlich wie „zu wenig“ angefühlt, aber vielleicht bedeutet bei mir zu wenig = genug?! 😉

Im Schauspiel hatte ich heute die gleiche Erfahrung. Immer wenn ich mir vornehme etwas so zu spielen, wie ich möchte, dass es der Zuschauer wahrnimmt, geht es in die Hose. Ich fange dann an „zu spielen“ und unnatürlich zu wirken und zu sprechen. Aber ich hatte mir doch genau überlegt wie es sein müsste, fage ich mich dann immer. Wobei ich sagen muss, dass ich mittlerweile spüre, wenn ich zu viel spiele, denn dann fühlt sich die Szene und das gesprochene meist unnatürlich und kontrolliert an. Nur leider weiß ich dann meist nicht wie ich das verhindere oder anders machen kann. Heute haben wir in Schauspiel aber eine tolle Übung gemacht, die mir sehr geholfen hat. Und zwar sollten wir uns einen Raum vorstellen, in dem wir uns in unserer Vergangenheit mal wohlgefühlt haben. Den sollten wir uns imaginär vorstellen und uns darin bewegen und Sachen machen, die wir dort immer gemacht haben. Zwischendurch hat uns unsere Schauspiellehrerin zugerufen wenn wir Textpassagen sagen sollten. Mit diesem Gefühl aus dem Raum sind wir dann direkt in unsere Duo Szenen gegangen und haben rumexperimentiert. Und sobald ich anfing zu „spielen“ ließ mich unsere Dozentin wieder Dinge tun, die ich im Raum tat um mich wieder in diese Natürlichkeit zu bringen. Und dann ging alles viel leichter! Diese Übung hat total Spaß gemacht und super für mich funktioniert. Ich bin schon sehr gespannt was alles passiert, wenn wir daran weiterarbeiten. Ich habe mir auch schon überlegt, diese Übung mal für einen Song auszuprobieren um zu schauen was passiert. Ich denke das könnte interessant werden. Ach und wie hatte es sich für mich angefühlt – viel zu leicht/einfach als das es richtig sein könnte 😉 Ein Irrtum wie sich herausstellte.

Was ich aber aus beiden Übungen mitgenommen habe, dass ich meinen Körper bei der Rollenentwicklung viel mehr einbeziehen muss. Bis jetzt spielte sich bei mir die meiste Zeit alles im Kopf ab (wie mache ich das, wie soll es aussehen, wie erreiche ich das, was muss ich fühlen,…), allerdings scheint der Effekt nach draußen hin nicht so anzukommen wie als wenn ich mir überlege wie die Figur läuft, sich bewegt, was sie macht. Ich freue mich schon auf die Arbeit in den nächsten Wochen mit dieser Erkenntnis ;).

Weiterhin ist mir noch eine Kleinigkeit aufgefallen, die ich aber gerne schnell erzählen möchte. Und zwar hat man auch manchmal mit Wahrnehmungsverzerrungen oder verschiebungen zu kämpfen (sollte es eines dieser Wörter geben). Denn zum Beispiel im Gesangsunterricht heute hatte ich das Gefühl das meine Stimme ungewöhnlich früh in den Übungen bricht und ich gar nicht in die Höhe komme. Meine Gesangslehrerin belehrte mich eines Besseren und ich war sogar einen Ton höher als sonst :D. Genauso, dass ich in manchen Übungen mich frage ob ich alles richtig mache, da sie mir zu leicht vorkommen oder ich weniger Aufwand als sonst betreiben muss um sie zu meistern. Oder in Korrepetitionsstunden in denen ich oft Lieder lerne und ich manchmal das Gefühl habe ich sei falsch es aber nicht bin…

So ist das, wenn man Fortschritte macht muss sich anscheinend erstmal wieder alles einpendeln :D. Aber man freut sich natürlich über jeden einzelnen Fortschritt und jede gewonnene Erkenntnis. Vorallem wenn man diese spüren kann und von außen bestätigt bekommt. Denn wie gesagt, was man selbst empfindet ist nicht unbedingt das was das gegenüber wahrnimmt ;).

In diesem Sinne eine gute Nacht,

Alexandra

Kommentare in diesem Blog werden nicht öffentlich angezeigt, sondern nur von den Schülern selbst empfangen, gelesen und bei Fragen auch beantwortet.

Kommentar schreiben

Du musst eingeloggt sein , um einen Kommentar zu schreiben.