Der Bock


Es ist Mittwoch 22:22 Uhr und ich bin bereit schlafen zu gehen. Gut eigentlich sitze ich schon in meinem Bett und muss nur noch umfallen und die Augen zu machen. Mal wieder geht einer der „Letzten-Tage-in-einem Semester“ zu Ende. Diesmal eben der letzte Mittwoch in meinem vierten Semester. Das letzte Mal Interpret, das letzte Mal Körperarbeit und die letzte Gesangsstunde in diesem Semester. Das ist schon immer ein komisches Gefühl, weil man automatisch verblüfft ist, wie schnell die Zeit vergeht. Echt schlimm ist das.

Vivianas Morning Class, Ballett und Steppen haben wir alles noch einmal am Freitag. Da kam die „das letzte Mal Stimmung“ also noch nicht auf. Erst im Interpret fings an. Achja, der Interpretunterricht…..das letzte Mal vor der Prüfung. Das ist immer schlimm. Wir sind alle Lieder durchgegangen, damit man sich dann „sicherer“ für die Prüfung fühlt. Aber irgendwie passiert bei mir immer genau das Gegenteil. Ich fühle mich total unvorbereitet. So, also könnte ich gar nichts. Es sind grundsätzliche Sachen, die nicht funktionieren, wie: „Den Inhalt des Songs rüberbringen“ oder „Das Publikum mit der Energie anstecken“. Energie ist dann schon da, aber falsch gerichtet. Nämlich Wut – auf mich selbst. Weil ich soooooo schlecht bin……ABER: Ich habe ein neues Mittel gefunden. Ich stelle mir immer vor, wie ich dann da stehe, im Interpret oder Ballett – auch ein großes Wut-gegen-mich-selbst-Fach – also ich stelle mir vor, wie ich da stehe, Mitten im Raum (oder an der Stange). Eine wütender, kleiner Bock mit verbissenem Gesicht. Das reicht schon, da  muss ich dann schon Schmunzeln, weil das so absurd ist.  Dann stell ich mir noch die anderen wütenden Böcke in meiner Klasse vor und dann ist das Gefühl eigentlich schon weg. Also, ich meine, das ist doch auch lustig, oder? Und vor allem so überflüssig, diese blöde Wut hindert einen wirklich am Lernen, weil man die ganze Zeit mit sich selbst beschäftigt ist.

Unser Musiktheorielehrer Sebastian hat uns am Wochenende erklärt, dass jeder ein „Muster“ hat. Ein Muster, dass verhindert die eigene, beste Leistung zu bringen. Dinge, die einen davon abhalten, so gut zu sein, wie man eigentlich könnte. Mein Muster ist wohl eindeutig Wut. Ich bin ein „Wutbock“. Ein wütendes, kleines Getier mit Hörnern. Auch ein lustiges Bild, denn ich setze die Hörner ja nur gegen mich selbst ein. Also stellt euch mal einen Bock vor, der die ganze Zeit um sie selbst läuft, weil er versucht, sich selbst mit seinen Hörnern zu verletzen.

Körperarbeit hat mich dann noch vollends von meinem Muster befreit. Zuerst lagen wir auf dem Rücken und haben jedes einzelne Körperteil entspannt. Dann haben wir uns gegenseitig massiert. Das war toll. Und schmerzhaft. Ich glaube, meine linke Körperhälft könnte komplett ausgetauscht werden. Denn da ist alles verspannt. Keine Ahnung an welcher Stelle die Verspannung angefangen hat, jedenfalls zieht es sich vom Nacken bis zu meiner linken Wade. Eine einzige Verspannung. Die hat sich das ganze Semester schön Stück für Stück ausgebreitet. Ich habe mir fest vorgenommen, dass ich mir nach den Prüfungen eine Massage gönnen werde – gönnen? Das werden höllische Schmerzen werden, von gönnen kann da keine Rede sein 😉

In meiner letzten Gesangsstunde haben wir heute natürlich ein bißchen Prüfungssongs gearbeitet, aber hauptsächlich haben wir ein Lied nach dem anderen ausprobiert. So zum Spaß. Und danach hab ich noch weiter gesungen, weil ich so eine Freude daran hatte. Ich war allein in einem Raum und habe gesungen. Irgendwas. Alte Sachen, neue Sachen, Prüfungssachen. Alles. Das war schön.

Naja, und jetzt bin ich zu Hause und schlafe- gleich jedenfalls, wenn ich ENDLICH FERTIG WERDE MIT DIESEM SINNLOSEN GELABER!!!!! Oh, Oh. An den Bock denken, der Bock, der Bock, mit den Hörnern, der um sich selbst läuft und nicht kapiert, dass er sich nicht treffen kann….hihih…echt bescheuert, aber hilfreich!

Gute Nacht!

Kommentare in diesem Blog werden nicht öffentlich angezeigt, sondern nur von den Schülern selbst empfangen, gelesen und bei Fragen auch beantwortet.

Kommentar schreiben

Du musst eingeloggt sein , um einen Kommentar zu schreiben.