Meisner


Seit über einem Jahr wird an der Joop van den Ende Academy den Schauspiel-Anfängern die Meisner-Technik nahegebracht. Ja, es gibt genau wie beim Tanz und beim Singen auch beim Schauspiel eine Technik. Nicht nur eine, es gibt mehrere. Vielleicht habt ihr schon einmal von welchen gehört? Stanislawski, Meininger, Method Acting und auch Meisner sind Methoden, über die man sich eine Basis für das Schauspielern erarbeiten kann.

Wenn man durch die Academy geht und hinter der Tür eines Studios hört, wie sich zwei Schüler mit dem identischen Satz anschreien und diesen immer wieder erwidern, ohne ihn zu ändern, wissen wir: Da wird wieder „geMEISNERt“. Aber was heißt das denn nun?

Die Meisner-Technik kommt vom amerikanischen Schauspieler und Schauspiellehrer Sanford Meisner (*31.8.1905 in NYC, †2.2.1997 in LA).

Meisner gründete gemeinsam mit Lee Strasberg und Stella Adler das Group Theatre in New York. 1935 bis 1990 lehrte er am Neighborhood Playhouse School of Theatre nach dem System von Stanislawski und entwickelte seine eigene Technik: Die Meisner-Technik.

Meisner war der Auffassung, dass Schauspieler und solche, die es werden wollen, meist zwei Grundprobleme haben:
Sie arbeiten zu sehr mit dem Kopf und sind somit in intellektuellen Prozessen geistig gefangen, was sie daran hindert die jeweilige Spielsituation emotional zu begreifen und zu erfassen.
Sie haben häufig Mühe dem Partner wirklich zuzuhören, da sie den Fokus der Konzentration stets auf sich selbst richten.
Die Meisner-Technik fußt auf einer dezidierten, emotionalen Ausrichtung des Schauspielers nach außen. Dies unterscheidet Sanford Meisners Lehre wesentlich von Lee Strasbergs Method Acting, das auf einer früheren Phase Stanislawskis basiert. Ein nach der Meisner-Technik arbeitender Schauspieler generiert seine Impulse für die jeweiligen Spielhandlungen nicht selbst, sondern greift diese ausschließlich von seinen Spielpartnern bzw. dem Spielumfeld ab. Sanford Meisner betonte stets „acting means reacting“ („agieren / schauspielern bedeutet reagieren“). Seinen Studenten erklärte er darüber hinaus stets: „Acting is the ability to live truthfully under given imaginary circumstances.“ („Schauspielern ist die Fähigkeit wahrhaftig unter gegebenen imaginären Umständen zu leben.“) Aus dieser Grundhaltung resultiert eine neue Bewertung der Bedeutung des Talents für den Beruf des Schauspielers. Das Talent ist nicht mehr die alles entscheidende Fähigkeit, sondern lediglich eine wesentliche Grundvoraussetzung für das Schauspiel. Schauspieler müssen nach Meisner in der Lage sein, aufeinander reagieren zu können und die Impulse voneinander abgreifen zu können, da sich nur so echte emotionale Zustände erzeugen lassen. Auch die Bedeutung des dramatischen Texts in der Meisner Technik weicht von den meisten anderen Schauspieltheorien deutlich ab: In der Regel legen Schauspiellehren den Schwerpunkt auf den Text selbst und darauf wie dieser wohl am besten zu sprechen sei. Bei Meisner hingegen steht auch hier die Emotion im Vordergrund. Er vergleicht den Text mit einem Kanu, das auf einem „Gewässer der Emotionen“ entlang fährt. („The text is like a canoe and the river on which it sits is the emotion.“) Der Schauspieler geht also nie vom Text selbst, sondern immer von einem emotionalen Zustand aus. Hierdurch erfährt der Text eine emotionale Prägung und wirkt nicht artifiziell konzipiert, sondern wahrhaftig – obwohl es sich ohne Zweifel um ein künstlerisches Konstrukt handelt.
Die Meisner-Technik ist nicht nur für den Beruf des Schauspielers von Bedeutung, sondern darüber hinaus auch auf die Arbeit des Regisseurs übertragbar. Ein nach Sanford Meisners Prinzip arbeitender Regisseur, lässt die Schauspieler zunächst auf der Basis von Meisners Schauspieltechnik und Übungen selbst viel entwickeln und anbieten und gewinnt auf diese Weise die Impulse für die eigene Regiearbeit. Die einzelnen Inszenierungsideen resultieren dann meist aus einer vorhergegangenen Improvisation der Schauspieler. Regie nach der Meisner-Technik funktioniert dialogisch und basiert auf einer engen Zusammenarbeit zwischen Regisseur und Schauspieler.

(Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Sanford_Meisner )

Der Text wird während der Übung mit gewissen Platzhaltern ausgefüllt. Einfache Sätze wie „Ich weiß jetzt auch nicht weiter.“ werden immer wieder wiederholt. Dabei nimmt der Spielpartner die Emotion des anderen auf und reagiert mit seiner Antwort und Emotion, der Text bleibt gleich. So sieht es von außen am Anfang so aus als würden sich zwei Schüler gegenüberstehen und sich unterhalten mit „Ich weiß jetzt auch nicht weiter.“ – „Du weißt jetzt auch nicht weiter?“ – „Da weiß ich jetzt auch nicht weiter!“ – „Da weißt du jetzt auch nicht weiter.“ – „Da weiß ich jetzt auch nicht weiter?“ … Der Subtext läuft natürlich unter den ganzen Sätzen durch und formt die Geschichte und die Beziehung zwischen den zwei Partnern. Und wir haben schon oft gesehen dass ein Satz reicht um eine ganze Szene zu spielen.

Das oben genannte Neighborhood Playhouse School of Theatre besuchten auch die Herren Hendrik Matz und Jim Walker. Sie unterrichten die Meisner-Technik nun in Deutschland: In Berlin und Hamburg kann man bei ihnen eine Meisner Ausbildung und Intensiv-Workshops genießen.

Jim Walker unterrichtet in Hamburg und wurde nun zum zweiten mal von der Joop van den Ende Academy eingeladen für mehrere Sitzungen das Abschlusssemester in der Meisner-Technik zu unterrichten. Es fällt uns nicht immer einfach sich auf die Übungen einzulassen. In anderen Momenten entstehen aber einfach tolle Szenen aus dem nichts.

Jim erklärt die Notwendigkeit einer Schauspieltechnik immer ganz einfach an Beispiel des Tanzunterrichts: Die erste halbe Stunde werden immer Plieés und Tondues gemacht. Tanzen ist das ja noch nicht. Aber je besser man sie kann, um so besser kann man sie während des Tanzens dann auch abrufen. Man Tanzt automatisch besser. Ebenso ist es im Schauspiel. Wenn man eine Technik automatisiert und abrufen kann, profitiert das pie persönliche Schauspielleistung ungemein.

Wenn auch ihr an der Meisner-Technik interessiert seid, kann ich euch nur die Internetseite von Matz und Walker an’s Herz legen. http://www.martzwalker.com/ Hier findet ihr die INfos zu allen Workshops und Ausbildungen in Berlin und Hamburg. Auch könnt ihr noch einmal mehr über die Technik und über Meisner selbst erfahren (http://www.martzwalker.com/?q=de/node/9).

Da dies mein letzter Beitrag für diese Woche ist, wünsche ich euch schonmal ein frohes Osterfest. Ich hoffe der Osterhase hat eure Eier nicht zu gut versteckt. 🙂

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