USA vers. Germany


Wow, nach diesem Gespräch weiß ich wie gut wir Künstler es hier in Deutschland haben.
Heute hatten wir Besuch aus New York. Holly, eine gute Freundin von Perrin kam uns besuchen um uns die essentiellen Unterschiede der amerikanischen Musicalszene im Vergleich zur deutschen zu erklären und ich muss ehrlich sagen, ich war baff!!!

Es beginnt damit, dass man in de USA in einer Art Kartei sein muss, um in den großen Shows spielen zu dürfen. In diese Kartei kommt man allerdings nur, wenn man bereits auf einer der großen Bühnen spielt… Kompliziert also, und für meinen Geschmack eher sinnlos…
Oder aber es gibt ähnliche Open Auditions wie diese hier in Deutschland. Für diese Open Auditions wird einige Tage vorher eine Liste ausgehängt, auf der dann am Tag der Audition bis zu 500 Namen stehen.
Es wird von vorne durchgezählt und wenn eine Nummer fehlt, dann bekommt der nächste die Chance, denn es werden eigentlich immer nur so 50 Leute angesehen.

Es kann also durchaus sein, dass man früh morgens um 7 Uhr bei einer Audition wartet, mit der Nummer 374 und bis 373 kommen alle Anwesenden dran, doch für einen selbst reicht die Zeit dann leider nicht mehr.

Bei der Audition selbst hat man genau 30 Sekunden dem Casting Team zu zeigen, was man kann. Daher muss man einen sehr klaren Plan haben, sobald man den Raum betritt, dem Pianisten noch während des Vorstellens am Besten die Noten erklärt, 8 Takte gesungen und schon heißt es : „Danke“…
Außerdem finden die Auditions nicht wie hier 3 Monate im Voraus statt, sondern meistens beginnt der Vertrag, den man im Glücksfall angeboten bekommt, in den 2 darauffolgenden Wochen.
Was die Zukunftsplanung erheblich schwieriger gestaltet.

Falls ich also in einem 6 monatigen Engagement am Off Broadway wäre, der 4. Monat der Produktion angefangen hätte, dann könnte ich nicht auf Auditions gehen um mich in der Zukunft, sprich nach dem 6. Monat finanziell abzusichern, das könnte ich theoretisch also erst 2 Wochen vor Ende der Show machen…

Alles also sehr knapp bemessen und die Chancen sind eher gering, da in New York der Markt an Schauspielern oder Darstellern nur so boomt…

Alle bekannten US-Schauspieler, der Großteil jedenfalls, die wir aus Serien oder Filmen kennen, haben im Musicaltheater ihre Karriere begonnen, weshalb in Amerika der Unterschied zwischen Musicaldarstellern und Schauspielern nicht so gravierend eingestuft wird, wie bei uns, denn hier hört man doch oft: „Ach du bist Musicaldarsteller? Dann ist Schauspiel nicht dein Ding, nicht wahr?!“
Ein anderes Thema sind die Ferien. Wenn ich in New York einen 6 Monatsvertrag habe, habe ich wie hier jede Woche einen freien Tag, doch keine Ferien.
Hier ist es anders, denn in einem halben Jahr bekommt man mindestens eine Woche Urlaub, wovon die Amerikaner nur so träumen.

Ich kann mich also freuen, denn das Leben, das ich manchmal als stressig bezeichne ist wahrscheinlich in kleinstem Fall auch nur im Ansatz so stressig wie das ständige hin- und her Geränne in NY, denn in einer guten Zeit, schafft man als Darsteller dort 2 bis 3 Auditions pro Tag, bei denen man wahrscheinlich insgesamt 11:57 Std wartet und die restlichen 3 Minuten hat um sein Bestes, sein Können und Talent zu beweisen und zu präsentieren, in der Hoffnung, dass vielleicht wieder ein Job für einen in Frage käme.

Hiermit wünsche ich euch einen stressfreien, erholsamen Abend,
bis die Tage,
Céline

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