„Von Baustellen & Prüfungen“ oder „Der letzte Eintrag in 2013“


Seit Monaten schreibt jeder von uns alle paar Einträge darüber, wie schnell die Zeit verfliegt und die Prüfungen näher kommen. Schwupps, ist die besagte Prüfungswoche vorüber und morgen gibt es Zeugnisse. Ich möchte an dieser Stelle mal meine durchaus neuen Eindrücke aus dieser Woche zum Ausdruck bringen und werde währenddessen vermutlich selber erst realisieren, dass es die nächsten Wochen gar keinen Unterricht geben wird.

 

Begonnen hat die Woche mit unserer ersten Einzelprüfung im Schauspiel. Jeder gab eine Einzel- und Duoszene zum Besten. Wie bereits berichtet habe ich mit Kevin aus meinem Jahrgang als meinen großen Bruder eine Szene aus Euripides´ „Iphigenie in Aulis“ gespielt und für uns verlief die Prüfung, soweit man das als spielender einschätzen kann, fehlerfrei und es hat sich alles stimmig angefühlt. Mein Monolog trägt interessanter Weise „iphigenie in Orem“ als Untertitelung, da es sich auch um Tochtermord handelt, aber in einer komplett anderen Zeit. In gewisser Weise verfolgt mich dieser Strang der griechischen Mythologie schon seit längerem, da ich in Theatergeschichte sowohl „Iphigenie in Aulis“, als auch „Iphigenie auf Tauris“ als Referatsthemen hatte – das nur als Randnotiz. Ich persönlich finde, dass man solche Verbindungen früher oder später erforschen sollte, bzw. sich diese künstlerisch zu Eigen machen. Bei der Erarbeitung dieses Monologs fiel es mir besonders schwer, mich nicht von meinen Emotionen leiten zu lassen, sondern der Vertreterfigur ihre Kälte und Berechnung zu verleihen. Gerade an Stellen, die den Mord an seiner eigenen Tochter, der eher unter unterlassener Hilfeleistung fällt, genaustens beschreiben, hätte ich so manches mal losschreien können, was der Darstellung dieses Monologs aber nicht gut getan hätte. Mehr und mehr konnte ich die Bilder von den Geschehnissen mit seinen Augen sehen und den Abstand nach außen hin wahren. Im Laufe der Szene trinke ich Vodka (ergo Wasser) und verliere diese Seriosität eines Vertreters etwas, gewähre einen kleinen Einblick in die schwarze Seele. Während der Prüfung lief erstmal objektiv, ganz wichtig, alles gut – d.h. keine Texthänger etc. Als ich dann den leicht torkelnden Abgang hinter den Vorhang machte und fertig war, überkam mich ein echter Selbstekel und es brach aus mir heraus. Natürlich ist während einer Prüfung eine Schippe Adrenalin mehr im Spiel, aber für mich war das ein Zeichen der Figurenverbindung, dass ich etwas richtig gemacht haben muss.

Die nächsten Tage (Dienstag & Mittwoch) standen ganz im Zeichen des Tanzens. In allen drei Sparten habe ich den durch die neuen Tanzlevel erzeugten frischen Wind wirklich genossen und mich gefreut, das nun auch in den Prüfungen zeigen zu können. Sowie im Ballet, als auch im Jazz hatte ich das Gefühl, unbekannte Schrittfolgen schnell aufnehmen zu können und auch durchaus zuverlässige Pirouetten zu drehen. Ja selbst in der Stepp-Combi konnte ich eine saubere Double einbauen. Seit einem gewissen Schub im Stretchen machen mir Kicks bzw. Battements besonders Freude. Es ist schwer zu beschreiben und klingt verrückt, aber diese gewisse Freiheit beim „Schmeißen“ der Beine ist manchmal Balsam für Körper und Geist. Zurückblickend auf die Tanzprüfungen habe ich also ein recht positives Gefühl und konnte den unbekannten Choreos von unseren oder dem Gastchoreographen mit Pathos entgegentreten.

Die Gesangsprüfung am Donnerstag schließt die Reise des kleinen Eindrucks einer Prüfungswoche an der Academy ab. Mit meinem Wahlsong „I´ve got your Number“ konnte ich mich in Stimmung bringen und auch viel von mir zeigen, da der Song von einem gewissen Charme und unterdrückter Lust lebt. Die Jury wählte dann als nächsten die Sarastro-Arie „In diesen heilgen Hallen“ aus und damit wohl auch meine größte Baustelle in diesem Semester. Eines der vielen Dinge, die ich in meiner kreativen Arbeit gelernt habe ist es, dass diese sogenannten Baustellen – Songs beispielsweise oder Monologe, an denen man sehr lange arbeitet und teilweise nicht das Gefühl hat schnell voranzukommen – die Projekte sind, die einen sich erst richtig weiterentwickeln lassen. Für mich war es die Herausforderung meinen klassischen Klang zu finden und zum ersten mal zu tief erscheinende Töne zu erreichen. Trotz diesem Baustellen – Charakter bin ich stolz, was ich in diesem Semester speziell mit diesem Song erreicht habe und wurde ständig darauf verwiesen, dass niemand so eine Arie innerhalb von ein paar Monate zur Perfektion bringen kann. Als letzten Song wollte die Jury den unbekannten Song von Randy Newman hören, über den ich im letzten Eintrag ausführlich berichtet habe. Ich hoffe, dass ich die Geschichte des Liedes näherbringen konnte und zumindest die Atmosphäre, die währenddessen herrschte, hat sich richtig angefühlt. So viel kann ich bis jetzt beurteilen. Morgen werde ich nach der Zeugnisvergabe schlauer sein.

 

Das war mein Bericht von den Prüfungen und gleichzeitig unser letzter Eintrag in 2013. Ab Montag, dem 06.01.2014 werden wir uns wieder regelmäßig an euch wenden und dann von dem großen Frühjahrs – Projekt berichten können. Bleibt gespannt und danke an alle Interessierten, die regelmäßig reinschauen. Bis dahin wünsche ich allen eine besinnliche Weihnachtszeit und einen guten Rutsch ins neue, aufregende Jahr.

 

Euer Dominik

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