Nachdem ich im ersten Jahr zwei Semester lang das sogenannte Fach Ensemble belegen durfte und auch hier fleißig davon berichtete, gehe ich nun im natürlichen Ablauf der Ausbildung einen Schritt weiter. Musical Scenes heißt das Zauberwort. Der Unterschied ist, dass wir in Ensemble hauptsächlich Pure Gesangsnummern mit Choreographien erarbeitet haben-im zweiten Semester wurde dies schon mit der Zuteilung von richtigen Charakteren erweitert. In Musical Scenes vergrößert sich das Spektrum soweit, dass wirkliche Szenen dargestellt werden, mit vor- oder nachliegendem oder untergemischtem Dialog/Text. Das macht es umso wichtiger, diese Nummern nicht nur als einzelne Gruppentanz- und Singszenen zu sehen, sondern sich einen Charakter zu erschaffen, der mit den anderen agiert.
Die erste Szene, die wir in diesem Semester erarbeitet haben stammt aus dem Musical „The Addams Family“ und trägt den Namen „Full Disclosure“, was so viel bedeutet wie „vollkommene Enthüllung“. Nun ist das ganze keine Strip-Nummer, sondern handelt davon, dass die Addams mit ihren Gästen ein traditionelles Spiel spielen, in dem jeder der Anwesenden aus einer Familien-Antiquität trinkt und danach ein noch nie zuvor enthülltes Geheimnis preisgibt. Man mische zu dieser vielversprechenden Idee 9 „mehr-oder-weniger-Menschen“, von denen 6 den Addams angehören und drei die Familie des Freundes der Tochter des Hauses vertreten. Fertig ist ein explosives Rezept. Dazu kommt noch, dass die Addams-Eltern alles andere als angetan sind von den Veränderungen, die ihre Tochter durchmacht und nichts dagegen haben, sich noch etwas freakiger als sonst zu geben. Aus dem Kelch wird dann des öfteren mal freiwillig, mal eher versehentlich getrunken und dadurch so einiges von sich gegeben, was wohl besser unter Verschluss geblieben wäre. Schon bevor wir die Nummer begonnen haben und nur wussten, was geplant war, habe ich mich tierisch über diese Entscheidung gefreut. Dieses Musical ist einfach von vorne bis hinten ein Spaß für sich und ist mit seinen überhöhten, freakigen Figuren einzigartig. Ich spiele den Familien-Onkel Fester, der sich in den Mond verliebt hat und es gar nicht erwarten kann, das preiszugeben. Es geschieht also allerhand in kürzester Zeit und die Lachmuskeln werden sicher nicht geschont.
Die zweite Szene, die jetzt „komplett im Kasten“ ist, ist „Good Morning“ aus „Singing in the Rain“, ein Klassiker, wenn man so will. Durch einen extra Dancebreak und Choreographie während des Songs die bisher wohl ausdauerfordernste Nummer, die aber trotzdem durch eine Leichtigkeit getrieben sein muss. Denn das ist der Zeitgeist, der hier auch ganz klar mitgetragen werden muss, in dem alles etwas überspitzt, überglücklich und mit Wattebällchen serviert wird. Interessant hierbei ist auch, dass nur jeweils drei Schüler mitwirken können und wir verschiedene Trios festgelegt haben, bzw auch im Probengeschehen immer mal wieder durcheinandermischen. Auch, weil es ja gern mal Aus- bzw Krankheitsfälle gibt. Das hat aber auch den Vorteil, dass man einen Einblick in die Arbeit eines Swings bekommt, da man nicht die ganze Zeit aktiv am Erarbeitungs- /Probenprozess beteiligt sein kann, sondern sich vieles durch Beobachtungen einprägen und kopieren muss. Der niedergeschlagene Don wird in dieser Szene von seiner Freundin Kathy und Kumpel Cosmo aufgeheitert. Alle drei freuen sich einander und diesen wunderschönen „Morgen“ zu haben.
Soweit, so gut von der Front. Sobald wir die anderen Nummern erarbeitet haben, werde ich berichten. Das ganze kann sich übrigens in unserer öffentlichen Prüfung, wie im Terminkalender vermerkt, angeschaut werden. Ich wünsche noch eine erfolgreiche Woche,
euer Dominik